In dem Moment fielen mehrere Leute über sie her. Saverani zählte vier – drei Männer und eine Frau – und war überrascht, dass sie es überhaupt versuchten. Immerhin waren sie zu acht. Die Angreifer attackierten sie schreiend aus einem Hinterhalt heraus, denn sie vermuteten den Überraschungseffekt auf ihrer Seite, doch sie wurden erwartet. Bevor Saverani ihr Schwert mit dem ersten Gegner kreuzte, bemerkte sie eine zweite Frau, aber die lief nur verwirrt herum und stolperte über ihre eigenen Beine.
Sie rief: „Wo seid ihr? Was ist passiert? Meine Augen!" Vermutlich wurde sie von Fatuna kontrolliert. Warum ausgerechnet sie? Die Elbin entwaffnete schnell mit Fredicks Hilfe die Frau und einen Mann. Trochian und Kanstil waren ihrem Gegner überlegen. Aber Josuans Widersacher schien unheimlich kampferfahren und hatte ihn im Handumdrehen vom Pferd geholt – der Traumseher verwendete seine ganze Konzentration auf ihn. Er hatte Glück, dass ihm bei seinem Sturz nichts Schlimmeres passierte. Aber darauf hatte der Krieger es nicht abgesehen. Dass dieser Gegner ein Anhänger der Kriegergilde war, sah man in jeder seiner geschmeidigen Bewegungen deutlich. Sofort war Saverani neben dem Adligen und half ihm. Sie hielt den geschickten Kämpfer in Schach, auch wenn es nicht oft vorkam, dass ein menschlicher Gegner ihr Schwierigkeiten bereitete. Unvermittelt schrie Trochian: „Jetzt hört auf! Ergib dich Klaumes. Ihr seid besiegt!"
Die Wirkung auf den Mann war enorm: als würde er wie aus einer Art Trance erwachen. Er gab auf, nachdem er sich von der Lage überzeugt hatte. Saverani hatte das nicht oft erlebt, aber es gab Elben, die genauso in einen Rausch verfielen, wenn sie kämpften. Dann sahen alle zu der Frau, die versuchte, vorwärts zukommen, jedoch ständig hinfiel, weil sie über einen Busch stolperte oder gegen einen Baum stieß. Gelegentlich probierte sie einen Zauber, aber die schlugen unmittelbar vor ihr in den Boden. Zumindest verstand Saverani, warum der blaue Wudutsche die Frau ins Dunkel geschickt hatte. Sie war eine Magierin. Sie fasste sich immer wieder an den Hals. Hatte sie sich verletzt? Aber darüber verlor die Elbin nicht allzu viele Gedanken.
„Was habt ihr mit ihr gemacht?", flüsterte die andere Gefangene wütend.
Jetzt kam wieder Leben in sie alle. Josuan befahl: „Bringt die vier weg. Die da bleibt hier." Nach kurzer Überlegung rief er hinterher: „Bringt sie so weit weg, dass sie uns nicht mehr hören können."
Kanstil, Fredick und Tulos brachten die Gefangenen ein Stück weg in den Wald. Dort fesselten sie alle. Dann kam nur ihr Anführer Kanstil zurück. Nassia sah zu Fatuna, die inzwischen wieder aufgetaucht war und der Wudutsche sagte zu der Frau: „Bleib stehen!" Die Hilflose blieb daraufhin, wie angewurzelt an Ort und Stelle.
„Was soll das?", fragte sie atemlos.
Fatuna erwiderte: „Tu gar nichts, solange du nicht versuchst zu zaubern, geschieht dir nichts."
Die Frau fing an zu wimmern: „Was habt ihr mit mir gemacht?"
Fatuna war erbarmungslos: „Setz dich und lass dich fesseln, wenn du versuchst zu zaubern töten wir dich." Der Wudutsche sah erwartungsvoll zu Kanstil. Der zog seine Augen gefährlich zusammen, sagte aber nichts und schlich dann zu der Frau, um seinen Auftrag auszuführen. Die Zauberkundige rührte sich nicht. Fatuna erläuterte bescheiden: „So, sie kann euch jetzt nicht mehr hören."
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Traumseher - 1. Teil der Traumtrilogie (1/3)
FantasíaDie Geschichte beginnt mit einem Traum. Der Traumseher Josuan begibt sich gemeinsam mit magischen Gefährten auf eine Reise, um die Welt zu verändern. Er folgt dem Ruf des Traumpriesters, der ihn in eine ungewisse Zukunft führt.