Bei ihrer Ankunft am Platz prüften sie die Lage vorsichtig, als in der Nähe eine Frauenstimme ungehalten zischte: „Klaumes, jetzt sei endlich still. Falls sie hier auftauchen und davon gehe ich aus, dann erwischen sie uns womöglich noch."
„Bia, reg dich ab. Wahrscheinlich ist der Typ da drin wirklich unwichtig", erwiderte eine Männerstimme.
„Die Stimmen kenne ich doch", flüsterte Windar ungehalten und zog Trochian weiter in den Schatten und berichtete: „Die Frau hat heute auch ein Zimmer in unserer Herberge bezogen. Sie ist mit einer Freundin gereist."
„Wirkt der Trank noch?", fragte der Abgesandte.
„Das kann ich mir fast nicht vorstellen", erwiderte Windar seufzend. „Ausprobieren ist wahrscheinlich nicht die beste Idee und noch einen trinken ist auch zu gefährlich, weil wir uns dann damit vergiften können. Dieser spezielle Trank ist wirklich nicht ohne Gefahren zu benutzen."
In dem Moment hörten sie den Mann gelangweilt fragen: „Glaubst du, bei den anderen ist mehr los?"
„Geh doch gucken", schlug Bia genervt vor.
„Du weißt genau, dass Sustina mich einen Kopf kürzer machen würde. Außerdem kommt das überhaupt nicht in Frage. Krieger gehorchen immer", erwiderte Klaumes.
Trochian sah bedeutungsschwer zu Windar, der nur unschlüssig mit den Achseln zuckte.
„Wie wäre es, wenn du irgendwo für eine Ablenkung sorgst und ich den Dragoner aus seiner Zelle hole? Wir treffen uns einfach bei den Pferden", schlug Windar vor.
Trochian gefiel der Plan nicht, doch was hatte er für eine Alternative. Sie hatten heimlich mit einer von den Substanzen des Magiers die Gitterstäbe schmelzen wollen, um dem Dragoner zu helfen, aber mit begabtem Publikum war das unmöglich. Eventuell wartete die Frau auch mit irgendwelchen Kräften auf.
„Ich werde an den Zellen vorbei laufen, sonst wirkt es nicht echt genug", beschloss Trochian. Windar nickte und meinte: „Ich befreie ihn dann und treffe dich später. Pass auf dich auf." Dabei drückte er ihm einen Schnell-Renn-Trank in die Hand. Der Aufseher sah ihn kurz an und zog los. Er würde aus einer anderen Richtung kommen und dann direkt am Haus entlang laufen.
Es war gar nicht leicht, den Weg durch die Gassen zu finden, damit er an der Stelle, den Platz betrat, wo er es beabsichtigte. Letztlich fand er sein Wunschziel und atmete tief durch. Jetzt musste alles rasendschnell passieren. Der Krieger konnte ihm gefährlich werden, selbst mit Schnell-Renn-Trank. Dieser enthielt, laut Windar weniger bedenkliche Substanzen, als der andere Zaubertrunk, weil er direkt auf den Körper wirkte und nicht auf die Umgebung.
Trochian nahm das Fläschchen und schüttete alles auf einmal in sich hinein. Ein Kribbeln durchströmte ihn. Windar hatte gewarnt, dass das Gefühl erst wieder aufhören würde, wenn der Trank seine Wirkung verlieren würde. Bei den anfänglichen Schritten spürte er nicht, dass sich etwas verändert hatte. Aber dann merkte er, wie er ohne Anstrengung schneller wurde und an dem Haus entlang schoss.
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Traumseher - 1. Teil der Traumtrilogie (1/3)
FantasyDie Geschichte beginnt mit einem Traum. Der Traumseher Josuan begibt sich gemeinsam mit magischen Gefährten auf eine Reise, um die Welt zu verändern. Er folgt dem Ruf des Traumpriesters, der ihn in eine ungewisse Zukunft führt.