Nassia - Kapitel 18.1

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Die Stammeskämpferin öffnete verschlafen ihre Augen

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Die Stammeskämpferin öffnete verschlafen ihre Augen. Ein leichtes Schaukeln hatte sie geweckt, denn seit gestern Abend waren sie auf dem Schiff. Sie war todmüde, hatte aber kaum geschlafen, wegen ihres verrückt spielenden Magens. Inzwischen hasste sie diese Schlingerbewegungen. Alle anderen schien das nicht weiter zu stören, doch da sie die Kajüte des Kapitäns bezogen hatte, nachdem Semio ein ernstes Wörtchen mit ihm gewechselt hatte, musste sie die ausgelassene Laune ihrer Gefährten wenigstens nicht mehr ertragen. Ihr Freund war die ganze Zeit bei ihr geblieben. Er hatte ihr, kalte Waschlappen aufs Gesicht geklatscht und ihr die Haare gehalten, wenn sie sich wieder über die Reling erbrochen hatte. Manchmal war sie ja nicht einmal bis dahin gekommen. Sie fragte sich, wie sie es die nächsten Wochen hier aushalten sollte? Das Beste würde sein, bei den Drachen zu bleiben. Ob Magto etwas dagegen haben würde? Allemal würde sie es lieber mit der grünen Flugechse und Dunas aufnehmen, als hier auf dem Schiff auszuharren.

Unvermittelt merkte sie wie ihr Magen erneut rebellierte und sie sprang aus dem Bett, stolperte dabei über den auf dem Boden schlafenden Semio und rannte zur Tür. Sie riss sie auf, raste durch den kurzen Flur zu ein paar Holzstufen, öffnete eine weitere Tür und war glücklicherweise schon an Deck. Sie stürmte darüber hinweg und beugte sich in letzter Sekunde über die Reling, um zu tun, was sie in dieser Nacht viel zu oft getan hatte. Erleichterung verspürte sie danach keine. Sie merkte, dass jemand hinter sie trat, aber vermutete, dass es nur ihr treuer Freund Semio war, der ihr sanft seine Hand auf die Schulter legte. Als sie sich endlich entleert hatte und etwas besser fühlte, drehte sie sich angewidert von sich selbst zu ihm um. Die Sonne war eben aufgegangen und sie erkannte wieder mehr von ihrer Umgebung. Es war jedoch nicht Semio, sondern Faniso, der sie mitleidig betrachtete. „Ich kann dir leider nicht viel Linderung verschaffen. Die Seekrankheit lässt sich nur begrenzt von Magie beeinflussen. Aber du hast sie wirklich schlimm und du solltest dir überlegen, ob du wirklich an Bord bleiben willst. Das einzige mir bekannte Mittel dagegen, wächst nur auf den Inseln und heißt Tranquill. Besorg es dir unbedingt für deine nächste Schiffsreise. Etwas kann Oranos entbehren, aber auch er kämpft mit der Reisekrankheit." Nassia nickte nur ergeben mit dem Kopf. Tonyar tauchte in dem Moment neben dem Schiff auf. Sie hatte gestern Abend entdeckt, dass sie sich im Wasser wohler fühlte als an Land. Der grasgrüne Drache schien ihre Leidenschaft nicht zu teilen und war nirgends zu sehen. Da ertönte Dunas Stimme, die flötete: „Nun, die Prinzessin kann gerne auf Magto weiterreisen und zu Fatuna stoßen. Ich habe ganz sicher nichts dagegen. Tonyar hat mir gerade versichert, dass sie Nassia gerne an Land bringen würde." 

Der Dragoner erntete von den Umstehenden, Faniso, Semio und Gabea, nur ungehaltene Blicke, weil er sich wieder mal nicht verkniffen hatte, Nassias wahre Herkunft zu benennen – sei es nun mit Wohlwollen oder nicht. Aber Nassia war es dieses Mal egal, nichts würde sie lieber tun, als das unselige Schiff endlich zu verlassen. Bange schaute sie zu der verwandelten Formwandlerin hinunter.

Gabea rief lachend: „Spring nur, Nassia. Tonyar kümmert sich um den Rest. Warm genug ist es ja und deine Kleidung wird schnell trocknen. Sie kann dich ja später, wenn wir die anderen erwarten, zurückbringen und wir sehen dann weiter. Schlafen solltest du jedenfalls nicht mehr auf dem Schiff, du hast uns alle um die halbe Nacht gebracht." Gabea sagte das nicht anklagend, sondern fürsorglich und Nassia fühlte sich schon ein klein wenig besser. Sie nickte, sah zu Semio und sprang dann spontan von Bord.

Traumseher - 1. Teil der Traumtrilogie (1/3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt