Selbst der Weg des Djodos war schon programmiert worden. Ohne Zwischenfälle setzte sich das Fortbewegungsmittel mit Lao und Nassia in Bewegung. Es würde nicht lange dauern, bis sie am Ravia waren, aber dennoch ließ Laobabo die Thronfolgerin ins Dunkel gleiten. Vermutlich, um sich vor ihren Fragen zu schützen. Das letzte Mal hatte sie nicht so viele gestellt, da sie nicht gesprochen hatte. Das hatte sich gründlich geändert.
Irgendwann erkannte Fatuna auf den Geräten, dass die zwei bald ankommen würden. Kurz darauf hielt ihr Laobabo in einem Kontrollraum und weckte Nassia. Die nicht gleich aufwachte – was kein Wunder war, denn sie schlief um diese Zeit. Kurzerhand tippte der Laonio ein paar Befehle in die Konsole und dementsprechend stürzten sie mit dem Djodo einen besonders steilen Weg entlang. Diese Route wurde nicht einmal von den Gnomlingen genutzt, weil sie ihnen zu kühn war. Nassia schreckte sofort hoch und griff panisch nach den Haltegriffen an ihrem Sitz.
Der Laonio schmunzelte und Fatuna hätte sich am liebsten wieder auf den Boden geworfen vor lachen, aber sie hatte Angst, etwas zu verpassen. Abermals lenkte der Laobabo den Djodo in die Haltebucht direkt am Ravia und ließ sie Sonnenguckerin aussteigen. Hier unten war sonst niemand und an den Spinnweben sah man, dass schon lange keine Seele mehr hergekommen war. Zwar beleuchteten Leuchtkristalle den Raum, aber die wenigen mit Büchern überfüllten Regale und jede einzelne Ecke, waren fast völlig von Weben eingesponnen. Der Laobabo nahm eine Stange, die sonst für Notfallreparaturen des Djodos gedacht waren, und spazierte mit ihr durch die Spinnenweben, die daran festklebten. Er säuberte so den ganzen Raum und wusch die Metallstange im Wasserbecken des Fahrballs. Die Sonnenguckerin sah sich in der Zwischenzeit bei den Büchern um. „Hier ist gar kein Tür", sagte sie. „Wir wissen, nicht wie man den Eingang öffnet. Vielleicht ist er auch gar nicht in diesem Raum", erklärte der Laobabo verhalten. Er würde ihr alle Informationen über das Ravia geben, egal wie belanglos sie ihm erschienen. Wer wusste schon, welche Auskunft zum Öffnen des Ravias führen würde. Im Stillen hoffte Fatuna, dass Nassia die Geheimnisse des Ortes heute erschließen würde, aber das war mehr als unwahrscheinlich. Das hatte sie immer gewusst, sinnierte sie.
Nassia stand vor den Regalen und stöberte in den Büchern. Dabei verfuhr sie äußerst sorgfältig. Erst entzifferte sie die Titel und dann, wenn es sie interessierte, las sie Klappentexte und die Inhaltsangaben. Bei Bedarf blätterte sie zu Seiten, die aus unerklärlichen Gründen ihre Aufmerksamkeit erregten. Was Fatuna besonders faszinierte, war, dass Nassia sich keine Stelle zwei Mal ansah. Sie kehrte nie zurück zu Dingen, die sie schon angesehen hatte – nicht einmal zur Inhaltsübersicht. Fatuna hatte ein paar Mal von dem phänomenalen Gedächtnis der Sonnenguckerin gehört, aber zu beobachten, wie leicht sie die Bücher in sich aufsaugte, war doch etwas anderes.
Langsam stöberte Nassia die Bücherreihen entlang, während Laobabo sich an den Schalttafeln zu schaffen machte. Er programmierte das Djodo für den Rückweg. „Ein weiser Gnomling hat immer einen Notfallplan in Reserve", hatte Fatuna ihn schon oft sagen hören. „Aha!", rief Nassia da. Der Laonio sah überrascht zu ihr. Sie kam ihm aufgeregt entgegen: „Hier steht einiges Interessantes, Lao. Leider auch, dass man bestimmte Kräfte haben muss, um das Ravia zu öffnen. Es tut mir leid, aber in mir ist wirklich kein Funken Magie. Ich kann das nicht." Der Lao zeigte keinerlei Gefühlsregung, während Fatuna fühlte, wie sich ihr Herz zusammen zog. Wenn sie Tränen, wie die Sonnengucker hätte, dann würde sie jetzt sicher weinen. Das Ziel schien innerhalb von einem Moment in weite Ferne gerückt. Nassia merkte gar nicht, was die Entdeckung für die Gnomlinge bedeutete. Aber vermutlich war ihr die ganze Zeit klar, dass sie heute nichts unternehmen würde. Kritisch beäugte Fatuna die Sonnenguckerin. Es war keine Entscheidung, die sie leichtfertig treffen würde und sicher nicht alleine. Die Gnomlingin schalt sich, weil sie das nicht früher gesehen hatte! Aber sie war voller Hoffnung gewesen. Sie seufzte, Nassia würde erste einmal Informationen sammeln. Für den Moment würde ihnen das genügen müssen. Wütend warf sie irgendeinen Gegenstand, der in Reichweite war, quer durch den Raum.
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Traumseher - 1. Teil der Traumtrilogie (1/3)
FantastikDie Geschichte beginnt mit einem Traum. Der Traumseher Josuan begibt sich gemeinsam mit magischen Gefährten auf eine Reise, um die Welt zu verändern. Er folgt dem Ruf des Traumpriesters, der ihn in eine ungewisse Zukunft führt.