Josuan - Kapitel 17.1

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Der Traumseher stellte sich hinter Nassia, umfasste ihre Hüfte und sagte: „Hallo die Damen und Herren

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Der Traumseher stellte sich hinter Nassia, umfasste ihre Hüfte und sagte: „Hallo die Damen und Herren."

Die Thronfolgerin sah errötend auf und meinte: „Taklesch, bitte." Sie klopfte ihm auf die Finger. Sie hatte Einheimische, die ihnen empfohlen worden waren, auf dem Markt angesprochen und sich gerade vorgestellt, als er dazu getreten war.

Josuan erwiderte gut gelaunt: „Entschuldige, ich mach doch nur Spaß." Bei den Worten sah er ihr tief in die Augen, wohingegen Nassia eher erschrocken ihre Augenlider nieder schlug. „Ihr müsst verzeihen, wir sind noch nicht lange ein Paar", er lachte fröhlich in die Runde und erklärte dann: „Wisst ihr vielleicht, wo wir einen Rano finden? Er soll sich mit den Gewässern auskennen und wir möchten zu den südlichen Inseln. Sinta kommt von dort und wir wollen ihre Eltern besuchen. Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit, ich habe dort auch Arbeit zu erledigen. Selbst wenn die Reise beschwerlich und lang ist."

„Deswegen sieht sie", ein Mann deutete auf Nassia, die vermeintliche Sinta, „so exotisch aus. Grüne Augen sieht man selten."

„Was dir wieder auffällt, Tunik", sagte Badano.

Josuan lachte: „Ja, ist sie nicht die schönste Frau auf Aktunostra?" Nassia sah den Traumseher lächelnd an. Er konnte nur vermuten, dass sie innerlich kochte. Äußerlich war sie die Ruhe selbst.

„Und die bescheidenste noch dazu", schmunzelte Dabea, die Josuan sofort offen angelächelt hatte.

„Hör jetzt auf, Taklesch. Du bringst mich in Verlegenheit", bemerkte Nassia.

Josuan grinste, dass er später Ärger bekommen würde, war Ehrensache. Sie kritisierte ständig, dass er es mit ihrer Tarnung übertrieb. Er hingegen gab gerne zu, dass er die Situation ein wenig ausnutzte, aber je echter es wirkte umso besser. Deshalb machte er sich keine Gedanken, er spielte seine Rolle. Wenn sie das nicht akzeptierte, würde er alleine weiter nach ihrem Bruder suchen. Sie konnte ja außerhalb der Stadt bleiben – bei Fatuna und Saverani. Wobei er hoffte, dass Nassia diese Alternative nicht reizte. Wie ein Kind entdeckte sie die neue Welt – die Gewürze, Pflanzen, Farben, jedes Detail war für sie von Bedeutung. Sie kannte das Leben nur aus ihren Büchern und sie ergründete alles, wenn sie nicht auf der Suche nach ihrem Bruder waren. Ungeduldig stellte er seine Frage erneut:

„Habt ihr nun von diesem Rano gehört? Ich bin Händler und ich habe vor, auf den Inseln Geschäfte zu machen. Da brauch ich jemand, der mir helfen kann, die Sachen so sicher wie möglich zurückzubringen."

„Ja, ich kenne ihn", erklärte Badano.

„Tatsächlich!? Endlich haben wir Glück!", rief Nassia enthusiastisch. Dann unterhielt sie sich wieder mit Dabea und achtete nicht weiter auf das andere Gespräch. Dabei hatte er ihr extra eingeschärft aufmerksam zu bleiben. Sie benahm sich dahingehend unverbesserlich. Es war ihr nicht möglich, sich vorzustellen, dass irgendjemand beabsichtigte ihnen zu schaden.

„Kommt folgt mir! Ich bringe euch zu seinem Laden. Er hat einen kleinen Fischladen an einer etwas abgelegenen Stelle, deswegen habt ihr vielleicht noch nichts von ihm gehört", Badano schien überaus begeistert zu sein. Josuan sah ihn kritisch an und nickte dann. Nassia und er waren schon seit ein paar Tagen in Sendari auf der Suche nach Rano und hatten kein Glück. Zumal sie nicht erwähnte, dass er der Sohn des Herrschers war.

Bei den Nachforschungen halfen Trochian, Windar und Kanstil. Fatuna und Saverani waren nicht mit nach Sendari gekommen, weil beide zu auffällig waren. Aber Nassia und Josuan hatten Ortungsgeräte bei sich, um auffindbar zu bleiben.

Sie hatten ein Paar gebildet, da das eine gute Tarnung abgab und jemand immer bei der Thronfolgerin blieb. Selbst wenn diese beteuerte, dass das nicht nötig sei, hatte Josuan darauf bestanden. Sie trafen sich für die Suche von Rano jeden Tag mit dem Aufseher und seinen Verbündeten, die nicht weit entfernt in einem anderen Gasthaus untergekommen waren. Für diese Spur hatte Josuan alle zusammen gerufen, weil der Mann der ihm von Badano erzählte, mehr als zwielichtig gewirkt hatte. Am Liebsten hätte er Nassia ganz aus dem Unterfangen raus gehalten, aber völlig unbeeindruckt hatte die Stammeskämpferin stur darauf beharrt, dabei zu sein. Es war nicht die erste brenzlige Situation in Sendari, doch Nassia schien das nicht zu stören. Im Gegenteil.

Die Tatsache, dass dieser Badano Rano als Fischer in einem abgelegenen Gebiet ausgab, bestärkte Josuan zusätzlich, dass sie hier auf einer falschen Fährte waren. Ein Herrschersohn, der mit Angeln seinen Lebensunterhalt bestritt? Das war mehr als unwahrscheinlich. Heimlich gab er Windar ein Zeichen, der nicht weit von ihnen an einer anderen Marktbude stand.

„Nun gut, Badano. Willst du mir nicht die Wahrheit sagen? Wir können uns beiden viel Ärger ersparen, wenn du mich nicht weiter aufhältst. Ich bin nicht alleine", erklärte Josuan unvermittelt.

Badano sah jetzt zu Windar, Trochian und Kanstil, die ihn von der anderen Straßenseite her angrinsten. „Vielleicht hast du recht. Muss wohl ein Missverständnis gewesen sein. Kommt, Dabea, Tunik. Wir wissen nichts über einen Rano", beschwichtigte er dümmlich und zog sich zurück.

„Hab ich mir fast gedacht", seufzte Josuan.

Nassia sah etwas verdattert drein. „Was war das denn plötzlich?", erkundigte sie sich.

Josuan verdrehte die Augen. „Ich hatte dir doch gesagt, dass du aufpassen sollst. Ein paar nette Worte und schon glaubst du jedem, was er sagt. Du glaubst also, dass dein Bruder ein armer kleiner Fischer ist? Nie im Leben!", erläuterte er. Sie legte den Kopf schief und überlegte. „Warum denn nicht? Wenn er klug ist, kehrt er dem ganzen Herrscherwahnsinn den Rücken", erwiderte sie verständnisvoll.

Josuan sah sie kopfschüttelnd an. „Egal, jedenfalls war ihre Reaktion eindeutig. Jetzt fangen wir wieder von vorne an", bemerkte er niedergeschlagen.

„Waren die Gefährten also gestern Abend nicht am Aussichtspunkt?", fragte Trochian.

„Leider haben wir es gestern nicht geschafft, aber wir machen uns jetzt gleich auf den Weg, um Fatuna und Saverani zu treffen. Es kann schließlich jeden Tag soweit sein", erwiderte Josuan.

Trochian nickte und wiederholte: „Gut, wir suchen inzwischen weiter. Du weißt ja, wo du uns findest. Sag Bescheid, wenn die Gefährten da sind. Wir bleiben im Hintergrund. Wir werden sehen, ob wir noch irgendetwas für euch tun können. Wenn ihr alle weg seid, verschwinden wir bald auch von hier und kehren nach Zinoka zurück." Er schaute zu Kanstil. „Oder nach Giptos", 

fügte Trochian hinzu. Josuan wusste, wie ungern der Aufseher ihn alleine mit Nassia ziehen ließ. 

Er hatte ihm sogar unverhohlen gedroht, dass, wenn seiner Mingu-Gefährtin etwas passierte, dann – er hatte nie erfahren, was in dem Fall geschehen würde. Er hatte ihn schlichtweg stehen lassen. Er gab nichts auf das Versprechen, was die Zwei sich gegeben hatten.

Kanstil nickte wissend und antwortete grinsend in des Aufsehers Richtung: „Ja, ich weiß, Giptos ist nicht gerade deine Lieblingsstadt, aber du hast ja auch nicht gerade die besten Teile gesehen."

„Dann mal los. Wir sehen uns", beendete Josuan das Gespräch. Er ließ keine Gelegenheit aus, um Trochian aus dem Weg zu gehen. Wenn es nach ihm ginge, hätte sich der Aufseher schon längst auf den Rückweg begeben. Aber die Situation heute zeigte, dass seine Anwesenheit gar nicht so unnütz war.

Traumseher - 1. Teil der Traumtrilogie (1/3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt