Nassia sah zu Semio. „Was ist das?", fragte er. Noch nie hatte die Thronerbin so eine Kreatur gesehen. Sie reichte ihr etwa bis zur Hüfte, ähnelte einem Gnom, war aber etwas kleiner und hatte überhaupt keine Haare. Das Wesen trug eine seltsame Brille, wodurch seine Augen riesig wirkten. Seine Haut war schuppig und glänzend wie bei einer Schlange. Deshalb hatte Nassia zuerst angenommen, dass das Geschöpf eine Art Rüstung trug. Es schien aufgeregt zu sein, als es auf sie zu kam. „Schnell, wenn ihr euch vor den Vögeln verstecken wollt, müsst ihr alle hier runter!" Fasziniert betrachtete sie das Schlangenwesen, das wie die verwandten Tiere S-, V- und F-Laute betonte.
„Runter?", fragte Tonyar.
„Was meint es bloß?", erkundigte sich Semio.
Das Wesen nahm Nassia an die Hand und zog sie hinter sich her, bis sie einen Eingang in die Erde sah. „Ein Versteck?", fragte Tonyar überrascht, die neben sie getreten war.
„Aber ist es sicher?", wollte Semio unschlüssig wissen.
Gefahrloser als hier oben befand Nassia und lief schnurstracks in die dunkle Öffnung hinein. Dankbar nickte das Wesen ihr zu und schaute blinzelnd und erwartungsvoll zu den Gefährten Nassias. Von der Aufregung angelockt, kamen einige andere ebenfalls näher.
„Was ist das?", fragte Ateras.
„Hier könnt ihr euch verstecken. Wir können euch helfen." Das Wesen wirkte verzweifelt, weil alle nur Fragen stellten, statt von der Bildfläche der Wüste zu verschwinden. Das Geschrei der Vögel kam unaufhaltsam näher.
„Wir sind die Gnomlinge", quietschte da ein weiteres Wesen, das fast genauso aussah wie die erste Kreatur. Dieses hatte jedoch einen roten dicken Streifen, der von der Stirn aus, am Hinterkopf entlang bis über den Rücken verlief. „Ich, der Laonio, will helfen. Seit vielen Generation versklaven die Katas mein Volk. Risotatus wird bald nach euch fragen. Er hat Zeit, er weiß immer wo ihr seid, wegen den kreischenden Vögeln da oben und kann schnell da sein. Aber wir können schneller sein. Wir haben eigene Wege, von denen kaum einer von den Sonnenguckern etwas weiß. Wollt ihr mit uns reisen?"
Inzwischen waren alle näher getreten und hatten die Erklärung des Gnomlings gehört. Besorgt tauschten sie Blicke untereinander. Josuan antwortete zögerlich: „Wir haben wahrscheinlich keine Wahl, Laonio. Danke für eure Hilfe. Dürfen wir das erst diskutieren? Es wäre überaus verlockend, sofort zum Fasua-Pass reisen zu können."
Ateras rief aufgeregt dazwischen: „Oder könnt Ihr uns noch weiter bringen? Ich bin mir sicher, dass es noch besser wäre, wenn wir so schnell wie möglich am Ziel wären. Wo auch immer das ist."
Josuan lachte, legte ihm aber beschwichtigend die Hand auf die Schulter und meinte: „Nein, ich glaube wir reisen lieber zu Fuß weiter. Der Weg ist wichtig, damit wir unseren Auftrag vollständig erfüllen können."
Lao schaute aufmerksam von einen zum anderen und nickte dann.
„Für Besprechung ist keine Zeit. Packt eure Sachen. Jeder von euch geht mit einem Gnomling durchs Dunkel. Du gehst mit mir und wirst mir sagen, wo ihr hin wollt", rief er und sah dabei Nassia an. Diese stand wie versteinert da, seit der Name ihrer Familie gefallen war.
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Traumseher - 1. Teil der Traumtrilogie (1/3)
FantasíaDie Geschichte beginnt mit einem Traum. Der Traumseher Josuan begibt sich gemeinsam mit magischen Gefährten auf eine Reise, um die Welt zu verändern. Er folgt dem Ruf des Traumpriesters, der ihn in eine ungewisse Zukunft führt.