Als sie nach einigen Stunden erwachte, war ihr zwar nicht warm, aber zumindest fror sie nicht mehr. Sie schlug die Augen auf und sah Josuans verwuschelten Kopf etwas entfernt liegen. Braune Locken hingen ihm ins Gesicht. Er schlief noch.
Nassia stand vorsichtig auf und kroch zum Höhleneingang – das Feuer war inzwischen herunter gebrannt, aber es begann bereits zu dämmern. Seit gestern Abend hatte sich nichts verändert. Das Pferd wieherte zur Begrüßung. Sie trat zu ihm und streichelte ihm über die Nüstern. Das Tier stupste sie an. In der Satteltasche kramend, beobachtete sie einen weißen Fuchs der durch den Schnee hechtete und gleich darauf wieder verschwand. Endlich hatte sie eine Karotte und einen Apfel gefunden. Sie hielt beides dem Pferd hin, das sofort zuschnappte und es sich schmecken ließ.
Zurück in der Höhle erwartete Josuan sie und fragte fröhlich: „Gibt es etwas zu essen?"
Sie hielt ihm Brot und Trockenfrüchte hin. Die Äpfel hob sie lieber für das Pferd auf.
Josuan verzog keine Miene und antwortete trocken: „Oh toll."
Nassia zuckte mit den Schultern und deutete unschlüssig aufs Feuer. Ob sie es anmachen konnten?
„Lieber nicht. Lass uns essen und dann aufbrechen", erwiderte er kauend.
Nassia seufzte. Er war stur, was dieses Thema anging.
„Ist Fatuna wieder aufgetaucht?", fragte er.
Sie schüttelte den Kopf.
„Dann lass uns ohne sie nach Giptos aufbrechen. Sie wird schon nachkommen, wenn es ihr passt", meinte Josuan. Danach aßen sie schweigend ihre Mahlzeit.
Den Tag führten sie abwechselnd das Pferd über unwegsame Wiesen, Geröll- und Schneefelder. Bäume gab es wenige – nur ein paar Nadelbäume waren spärlich in der Gegend verteilt.
Je weiter sie kamen, desto dichter stand der Wald. Schnee lag überall. Wenn sie rasteten, schrieb sie Josuan Nachrichten, obwohl das mühsam war. Sie fragte ihn sogar nach Tonyar und der Geschichte in der Kuppel, von der er ihr nur vage berichtet hatte.
Wie hatte er heraus gefunden, dass sie eine Formwandlerin war, denn sie gehörte nicht zu den elf Gefährten?
„Darüber hast du nachgedacht?", fragte Josuan überrascht, als er ihre Frage im Schnee gelesen hatte. Dann erklärte er: „Sie tauchte einfach in Lopstuns Gruft auf. Wie aus dem Nichts. So schnell wie sie aufgetaucht ist, ist sie aber auch wieder verschwunden. Sie hat nur schnell die Tür für Suaso geöffnet. Nackt übrigens. Kurz danach kam sie bekleidet dem Assassinen hinterher. Zusammen haben sie uns befreit und in die Oase gebracht. Da hab ich einfach eins und eins zusammen gezählt. Findest du nicht?"
Nassia wurde rot.
Josuan sah sie belustigt an. „Glaubt ihr mir etwa nicht, Mylady", fragte er grinsend.
Sie wurde noch roter. Aber sie war auch wütend darüber, dass er sich über sie lustig machte.
„Du möchtest doch, dass ich ehrlich bin. Na, da kenne sich einer mit euch Frauen aus", kommentierte Josuan und lachte. Nassia schüttelte nur stirnrunzelnd den Kopf.
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Traumseher - 1. Teil der Traumtrilogie (1/3)
FantastikDie Geschichte beginnt mit einem Traum. Der Traumseher Josuan begibt sich gemeinsam mit magischen Gefährten auf eine Reise, um die Welt zu verändern. Er folgt dem Ruf des Traumpriesters, der ihn in eine ungewisse Zukunft führt.