Den nächsten Tag verbrachte sie mit Vorbereitungen. Gegen Abend wurde sie immer nervöser. Als es so weit war, wartete sie am Eingang der Höhle auf die Stimme ihres Bruders. Schließlich hörte sie die kleine Gruppe näher kommen und vernahm, wie er ihnen stolz verkündete: „Danus bescheidenes Zuhause!"
Die Seherin trat sofort aus der Höhle und rief: „Dunas! Da seid ihr ja endlich. Nassia, Josuan es ist so schön euch endlich kennenzulernen." Fatuna bedachte sie nur mit einem kurzen Nicken. Sie breitete die Arme aus und bereitete den Menschen ein warmes Willkommen. Die abschätzigen Blicke von Dunas ignorierte sie.
„Eine Seherin. Jetzt wird mir alles klar", sagte Josuan, nachdem er ihre weißen Augen gesehen hatte. Dabei zuckte er kurz zusammen, als der Fackelschein darin reflektiert wurde und das Licht in blendete. Für den Moment hatte Danu beschlossen, zu ignorieren, dass Josuan seine Kopfverletzung herunterspielte. Schon bald würde sie sich darum kümmern. Sie hatte gewollt, dass die beiden von Anfang an wussten, was sie war. Es nutzte ihrem Bruder.
„Tatsächlich alles, Josuan?", fragte sie kokett lächelnd zurück und ihre Augen wurden wieder so blau wie die von Dunas. Danu nahm Nassias Hand, um sie nicht auszuschließen. „Kommt rein. Ihr müsst müde sein. Und wir haben wirklich besseres Essen als nur Trockenfleisch hier. Kommt, kommt", flötete sie und zog Nassia hinter sich her. Alle folgten ihr zum Tisch, der liebevoll gedeckt war. Dunas kam nur langsam nach, während Danu dafür sorgte, dass ihre Gäste reichlich zuschlugen. Sie selber aß nicht und deshalb nahm auch ihr Bruder keine Nahrung zu sich. Sie hatte zwar nur ein Schlafmittel untergemischt, aber Dunas verurteilte ihre Einmischungen egal, wie nützlich sie waren. Zum einen würde es Nassia und Josuan guttun sich auszuschlafen, zum anderen würde das Mittel dafür sorgen, dass Fatuna erst einmal verschwand. Danu wusste, dass das Mittelchen dem Gnomling nichts Schlimmes antun würde, aber was genau passierte, konnte sie nicht sagen.
Die Seherin sprach höflich mit ihren Gästen. Als die Drei aufgegessen hatten, führte sie sie zu ihren Betten. Sie protestierten nicht, denn sie verstanden nicht, was mit ihnen geschah. Kurz darauf waren sie alle eingeschlafen.
„Hattest du nicht gesagt, dass sie uns nichts Böses wollen?", fragte Dunas in dem Moment drohend hinter ihr.
Sie drehte sich um zu ihm und bestätigte: „Ja, aber diese Fatuna muss erst einmal weg. Ich weiß nicht genau, warum sie weg geht, aber sie tut es nur, wenn ich ihr das Schlafmittel verabreiche. Keine Angst, die anderen werden sich deswegen nicht wundern. Sie tut das wohl öfter – einfach verschwinden, meine ich. Aber sie taucht auch wieder auf."
Dunas schüttelte angewidert den Kopf und brummte aggressiv: „Hauptsache, du bekommst, was du willst. Nicht wahr?"
„Ich tue das für dich", flüsterte Danu kraftlos.
Dunas sah sie spöttisch an. „Natürlich, was sonst", zischte er und verschwand aus der Höhle.
Danu seufzte und kümmerte sich dann als Erstes um Josuans Kopf, danach ließ sie sich schwerfällig auf einen Stuhl fallen und schlug die Hände vors Gesicht. Es tat so weh, wie Dunas sie behandelte. Resmo sprang sogar auf ihren Schoß und versuchte, seine Nase zwischen sie und ihre Finger zu bekommen. Daraufhin stahl sich ein klitzekleines Lächeln auf ihre Lippen. Wen, außer ihrem Kater, hatte sie noch?
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Traumseher - 1. Teil der Traumtrilogie (1/3)
FantasyDie Geschichte beginnt mit einem Traum. Der Traumseher Josuan begibt sich gemeinsam mit magischen Gefährten auf eine Reise, um die Welt zu verändern. Er folgt dem Ruf des Traumpriesters, der ihn in eine ungewisse Zukunft führt.