Josuan - Kapitel 17.3

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Am Morgen waren Suaso, Ateras und Naduk verschwunden

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Am Morgen waren Suaso, Ateras und Naduk verschwunden. Alle waren verwundert darüber und diskutierten lautstark über die Vorgänge der letzten Nacht.

Dunas erklärte schließlich: „Tonyar meint, wir sollten einmal Nassia fragen."

Josuan sah zu der Schlafenden hinüber, die von der ganzen Aufregung nichts mitbekam und selig schlief. Er schlenderte mit Semio zusammen zu ihr.

„Nassia?", fragte der Dieb vorsichtig und rüttelte an ihr.

„Nassia?", rief er etwas lauter.

„Nassia!", schrie Semio ungeduldig und sie schreckte auf.

Josuan hatte sich über sie gebeugt und grinste sie schelmisch an. „Wirklich, du schläfst schon wieder ewig", bemerkte er belustigt.

„Wieso denn: schon wieder?", fragte Semio.

„Also auf unserer Reise hab ich manchmal Tage...", fing Josuan an, aber Nassia unterbrach ihn:

„Ist ja schon gut."

Semio lachte und hakte nach: „Tatsächlich? Die kleine Lady braucht wohl viel Schlaf?" Sein Ellenbogen knuffte sie in die Seite und sie verzieh ihm den Spott. Sie warf Tonyar einen raschen Blick zu. „Ich war noch ziemlich lange wach", protestierte sie.

„Ach und ich nicht? Ich war genauso lange auf wie du", lachte Semio. Nassia sah sich um und dann sagte sie so, dass nur der Dieb, Josuan und die zwei Drachen es hörten: „Ich habe mit meiner Mutter gesprochen." Beide sahen sie verständnislos an. „Der Kamm war ein Kommunikationsstein für mich und meine Mutter, Semio", erklärte Nassia leise. Josuan kannte die Bedeutung dessen und der Dieb schien ebenfalls zu wissen, was ein Mowic-Stein war. „Bist du verrückt? Wenn nun der Namenlose das herausfindet", flüsterte der Traumseher entsetzt.

Nassia sah ihn empört an. „Meinst du das wüssten wir nicht? Trotzdem hab ich wichtige Informationen. Oder willst du die jetzt nicht mehr, weil sie von meiner Mutter sind", fragte sie empfindlich.

Unvermittelt dämmerte Josuan die Konsequenz, wenn der Stein ein Mowic war, entsetzt flüsterte er: „Und von wem war der Knochen?"

Nassia sah ihn verschwörerisch an. „Nun er ist von mir. Meine Großmutter muss eine große Hexe sein. Es ist nur ein ganz kleiner Abrieb eines Knochens gewesen – als ich noch ein Baby war. Ich habe nie was vermisst. Meine Großmutter hat ihn magisch von meiner Rippe entnommen, so dass ich nichts davon gemerkt habe."

Josuan war entsetzt. Diese ganze Kommunikationssteingeschichte, schien ihm mehr als monströs. Aber er wusste, dass er so bei Nassia nicht weiter kam. Deshalb fragte er: „Was hat dir deine Mutter denn gesagt?"

„Ich weiß jetzt, dass Rano sich hier Remo nennt und dass er bei der Familie Taguaneso lebt. Wir sollen vorsichtig sein. Auch der Namenlose weiß das. Wenn er wirklich von den Träumen erfahren hat, was anzunehmen ist, dann versucht er vielleicht uns dort einzuholen", erklärte Nassia. Josuan und Semio sahen einander an.

„Nein!", rief die Stammeskämpferin aufgebracht. „Hört sofort auf. Ich weiß genau was ihr denkt und so ist es nicht! Wir haben über nichts wichtiges gesprochen."

„Sind deshalb Suaso, Ateras und Naduk nach Sendari gegangen?", fragte Semio beschwichtigend.

Nassia nickte. „Zum Teil zumindest. Suaso meinte, dass wir hier auf sie warten sollen. Sie werden sicher bald auftauchen. Suaso möchte, dass wir hier weggehen und quasi unsichtbar werden bevor die Gruppe komplett ist. Ich muss schon sagen, dass ich mich hier auch etwas unwohl fühle." Sie sah sich um und ihr stieg der Duft von den gebratenen Eiern in die Nase. „Ich geh mal was frühstücken. Vielleicht will Fatuna ja auch etwas", meinte sie leichthin und schlenderte zur Kochstelle. Semio und Josuan sahen sich an.

„Ist sie immer so?", fragte der Traumseher.

Semio schüttelte den Kopf und kommentierte trocken: „Naja, gegenüber gut gemeinten Ermahnungen ist sie schon immer resistent. Aber im Normalfall ist sie wenigstens Logik gegenüber aufgeschlossen." Beide lachten.

Endlich tauchten Naduk und Ateras wieder auf, sie weigerten sich aber, irgendetwas zu ihrem Verschwinden zu sagen. Erst am späten Abend, als Suaso zurückkehrte, versammelten sich alle um die Feuerstelle.

„Ich habe einen Plan", erläuterte der Assassine. „Wir verziehen uns auf einem Schiff die Küste hinauf. Im Augenblick jedenfalls halte ich es für Unklug hier zu bleiben." Er sah sich bedeutsam in der Runde um und fuhr dann fort: „Risotatus ist in Sendari. Er hat sich bei Remo, Nassias Bruder, einem Pescator, verschanzt. Wir wissen nicht, ob er der letzte Gefährte ist, aber ich würde es erst einmal einfach riskieren, denn auch der Feind hat durch Naraso einen Traumseher. Es ist ziemlich einfach an Remo ranzukommen. Was mich noch einmal mehr darin bestärkt, dass wir nicht weiter nach dem Plan vorgehen sollten. Außerdem sind noch drei weitere Gefangene im Haus. Ich weiß aber noch nicht, um wen es sich handelt."

Das waren ziemlich viele Worte für einen Assassinen, überlegte Josuan. Nach allem, was er bisher von Suaso gesehen und gehört hatte, war er über die Ausführungen überrascht.

„Gibt es jemanden, der dagegen ist?", fragte Josuan. Niemand rührte sich. Er sah zu seinem Vater, der sich flüsternd mit Massua unterhielt.

„Damit ist die Sache beschlossen", bestätigte der Adlige.

„Ich bringe heute Abend alle Gefährten und Kanju, ein Traumseher sollte bei der Gruppe bleiben, auf das Schiff. Der Rest hilft bei der Entführung von Remo morgen Nachmittag", bestimmte Suaso. Mit einem Blick auf den Ateras erklärte er: „Ich möchte auch, dass du uns nach der Befreiung morgen verlässt und dich den Eingeweihten anschließt. Die Eingeweihten müssen erfahren, was vor sich geht und du Ateras hast die besten Kontakte außerhalb Zinokas." Der Nachtelb war entrüstet aufgesprungen, hatte dennoch nicht gewagt, den Assassinen zu unterbrechen. Aber umso lauter war seine Reaktion, als Suaso zu Ende gesprochen hatte: „Das kannst du nicht machen. Ich bleibe bei euch, die Reise ist wichtig und ihr könnt jede Hilfe brauchen."

„Wir sind schon zu viele", erwiderte Suaso gefasst. Er duldete keinen Widerspruch mehr und als Ateras seinen Blick bemerkte, blieb er stumm. Wütend setzte er sich alleine ans Lager und grübelte vor sich hin. Der Assassine wandte sich wieder an den Rest: „Meine Kontaktperson Mondola wird uns anweisen, sobald wir sie in Sendari treffen." Mehr sagte Suaso nicht und legte sich schlafen. Josuan verbrachte die nächsten Stunden mit lesen des blauen Buches. Mit jeder Seite kamen die elf Geschichten seiner Jugend wieder zu ihm zurück. Am faszinierendsten fand er die Erzählung der Prinzessin, deren Kraft zwar nie genauer beschrieben wurde, die aber eine gewaltige Magie in sich trug und sie für Gutes einsetzte. Auch wenn es am Ende nur Dichtung war, würde es Nassia Hoffnung für ihre eigene Rolle innerhalb der Gruppe geben. Deshalb gab er ihr Denajas Werk vor ihrem Abschied.

„Das ist das Buch, von dem ich dir erzählt habe", meinte er, als Suaso zum Aufbruch drängte.

Nassia schaute interessiert auf und fragte: „Du meinst, das aus deiner Kindheit. Das Buch der Umme?"

Josuan nickte und überreichte ihr das Exemplar. „Mein Vater hat es mir gegeben und ich finde, du solltest es lesen", erklärte er.

Nassia nahm es ehrfürchtig in Empfang. „Danke für dein Vertrauen", flüsterte sie. Josuan lächelte und meinte: „Pass auf dich auf. Wir sehen uns auf dem Schiff."

Die Stammeskämpferin erwiderte seinen Blick schmunzelnd und folgte dann Semio und Faniso, mit denen sie in die Stadt wanderte.

Traumseher - 1. Teil der Traumtrilogie (1/3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt