Alle verteilten sich auf Ateras Anweisung hin in die Gänge. Tonyar schwirrte durch das Schloss, aber entdeckte nichts Ungewöhnliches, außer dass das Fest seinen Höhepunkt erreicht hatte und viele Fremde durchs Türmchenschloss streiften. Ihre Kleidung hatte ihr Anführer an sich genommen und würde sie beim Treffpunkt verstecken. Dort fand sie alles, als sie ergebnislos ankam. Katu, Gomil, Suaso und der Elb warteten bereits. „Wo ist Semio??", fragte sie als Erstes, denn er fehlte mal wieder. Ateras schwenkte eine kurze Notiz und sah sie aufgebracht an: „Er hat was Besseres vor."
Tonyar stutzte: „Wie bitte?"
„Hier." Ateras hielt ihr die Notiz hin:
Bin draußen. Habe einen Tipp bekommen. Suche den Bunker. Bin zum 1. Gong in der Oase. S. PS In den Herrschergemächern ist niemand.
Tonyar las die Nachricht mehrmals, sie glaubte kaum, dass Semio den Elben überging.
„Du hast also auch nichts davon gewusst", schnaubte der Nachtelb.
„Wir können jetzt nichts ändern, Ateras", Suaso schien trotz allem unbeeindruckt. „Lass uns überlegen, wo sie noch sein können. Weder in den Kellern, noch im Geheimgang, noch im Bedienstetenteil. Genauso wenig wie im Bereich der Herrscherfamilie. Was gibt es noch für Möglichkeiten?"
Keiner hatte eine Antwort. Tonyar schaute zur Stadt und hoffte, dass Semio einer besseren Spur folgte. In der Notiz von Baniras hatte dieser klar gesagt, dass die Gefangenen unten eingeschlossen seien. Warum waren sie jetzt nicht dort? Waren sie in den Bunker gebracht worden, so wie Semio vermutete? Wo immer das war.
„Vielleicht ist Semios Alleingang unsere beste Chance", sagte Suaso. „Auch wenn es dir nicht passt, Ateras." Der Angesprochene starrte düster vor sich hin und lenkte dann mit einem knappen Nicken ein.
„Ich habe vielleicht noch eine letzte Idee, aber sie ist wirklich gefährlich", bemerkte Suaso wie nebenbei. Er hob gerade an, um mehr zu seiner Eingebung zu erklären, da tauchte ein weiterer Mann auf und fragte schroff: „Was ist passiert? Ihr solltet doch vor uns draußen sein."
Katu und Gomil sahen ihn überrascht an. Suaso erklärte: „Es war abgemacht, dass wir uns hier treffen, wenn es Schwierigkeiten gibt. Sie sind nicht im Keller. Wir haben überall gesucht."
Der Neuankömmling, der die Thronerbin rausbringen sollte, meinte nachdenklich: „Also deswegen ist das Mädel – diese Nassia – verschwunden. Sie hatte noch etwas Wichtiges zu erledigen und ich habe sie ziehen lassen. Sie ist wohl nicht mehr im Schloss. Ich hoffe aber, dass sie zur verabredeten Zeit zur Oase kommt."
„Wie bitte?", rief Ateras aufgebracht. „Läuft denn hier gar nichts so, wie es soll? Macht hier denn jeder, was er will?" Mit einem Seitenblick auf Katu und Bennoli zügelte er sich und sagte nur: „Semio hat das Schloss bereits verlassen und sucht außerhalb der Mauern."
„Suaso, was ist nun? Hast du noch eine Idee oder nicht?", fragte Tonyar und stellte damit die dringende Frage wieder in den Raum.
Ihr Gegenüber sah nachdenklich die Formwandlerin an. „Vielleicht könntest du mitkommen?", erkundigte er sich bei ihr. Sie schaute erstaunt den unnahbaren Mann an, nickte dann ergeben.
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Traumseher - 1. Teil der Traumtrilogie (1/3)
FantasyDie Geschichte beginnt mit einem Traum. Der Traumseher Josuan begibt sich gemeinsam mit magischen Gefährten auf eine Reise, um die Welt zu verändern. Er folgt dem Ruf des Traumpriesters, der ihn in eine ungewisse Zukunft führt.