Gabea die Linguali - Kapitel 13.4

5 3 4
                                    

„Die anderen warten sicher schon", bemerkte Massua

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

„Die anderen warten sicher schon", bemerkte Massua. „Wir haben auch nicht alle unserer Gruppe informiert. Es war einfach notwendig, weil wir leider Verräter in der Gruppe haben. Deshalb müssen wir vorsichtig sein, wenn wir die zwei einweihen." Der braun gebrannte Mann schnaubte empört, sagte aber nichts.

Die Gefährten stiegen von den Pferden ab, als der Weg ins Dickicht eingeschlagen wurde. Sie wurden ohnehin von Massua und Faniso festgehalten. Flucht wäre zwecklos gewesen. Trotzdem glaubte Gabea, dass hier einiges im Argen lag. Diese Leute waren verrückt!

„Wir sind noch ein paar mehr als nur die drei hier. Der Assassine, der Krieger und den Dieb hast du ja schon erkannt. Aber ...", Kanju unterbrach den Nasik an dieser Stelle.

„Massua, bitte warte. Vergiss nicht, dass Gabea und Bonsti noch nie 'was von dieser Mission gehört haben. Darf ich bitte ganz von vorne Anfangen?", fragte er und der Nasik nickte knapp.

Kanju drehte sich zu Bonsti und Gabea um. „Ich weiß, ihr zwei vertraut mir nicht mehr. Aber bitte glaubt mir, dass wir nichts Böses im Sinn haben. Wir möchten die Situation für alle Verfolgten ändern und sind deswegen hier. Zu befürchten habt ihr von uns nichts, dennoch ist unsere Reise nicht ungefährlich. Aber bitte hört euch zuerst unsere Geschichten an."

Danach berichtete ihr Begleiter von einer unglaublichen Mär von Traumsehern und einem Traum, von einer Mission ins Ungewisse. Kanju hatte kaum etwas zu erzählen, auf seinem Weg war nicht annähernd so viel passiert. Aber dieser Massua schilderte eine abenteuerliche Reise von Fagadasien bis Aktunostra, die ihn schließlich nach Zinoka geführt hatte. Im Augenblick waren sie Richtung Sendari unterwegs und hatten einiges an Hindernissen überwunden. Gabea war überwältigt und selbst Bonsti neben ihr, hatte es einmal die Sprache verschlagen.

Kanju nickte nachdenklich. „Dann gehen wir jetzt wohl zusammen weiter", stellte er zum Schluss fest.

Nur Semio, der hochgewachsene gebräunte Mann, den sie den Dieb nannten, wie sie inzwischen erfahren hatten, meinte warnend: „Ab hier wird's auch für euch gefährlich."

„Tatsächlich?", hakte Gabea nach. „Was wenn wir nicht gehen?"

„Natürlich gehen wir", erklärte ihr Gefährte. Selbstverständlich widersprach er ihr.

„Bonsti! Weißt du eigentlich was du da sagst?", fragte sie fassungslos.

„Ja, das tue ich. Es ist der richtige Kampf. Willst du, dass andere ihn für dich kämpfen. Ich weiß, dass du dir nur Gedanken wegen mir machst. Aber das ist nicht der Zeitpunkt dafür, Gabbi. Es ist Zeit, dass auch wir unseren Beitrag leisten", erwiderte er erbarmungslos.

Mit großen Augen starrte Gabea ihn an.

„Du glaubst also einfach, was sie sagen?", fragte sie ungläubig.

„Wieso sollten sie lügen? Die Geschichte ist so wahnsinnig, dass sie nur wahr sein kann", konterte er frech.

Semio brummte: „So kann man es auch sehen." Massua sah wütend zu dem Dieb. „Nicht hilfreich. Also halt doch einfach deinen Mund, ja?"

Dann wandte er sich an Gabea. „Ich verstehe deine Bedenken, aber bitte gib uns eine Chance. Wir brauchen dich und wir können jetzt nicht mehr zurück. Viele von uns haben alles verloren und wir müssen weiter. Bitte komm mit."

Gabea sah Massua an und dann zu ihrem Gefährten. Sie hatte wieder einmal keine Wahl, weil Bonsti sich nicht davon abbringen ließ. Er würde nichts unversucht lassen, um die Situation der Verfolgten zu verbessern. Koste es, was es wolle. Sie sah zu Callo, der bemerkte ihren Blick und bellte. „Nur zu, ich glaube ihnen. Aber die Drachen mag ich nicht treffen."

Gabea lächelte. Sie hingegen würde gerne den geflügelten Tieren begegnen, wobei sie es seltsam fand, dass der eine vorher ein Mensch gewesen war. Nicht alle von Massuas Gruppe wussten über sie Bescheid und der Linguali gefiel nicht, dass die Gefährten, denen sie sich anschlossen, sich nicht gegenseitig vertrauten. Aber was hatte sie für eine Wahl?

Sie sah zu Massua und versuchte, ihre Bedenken zu äußern: „Ihr wisst schon, dass ihr einander vertrauen müsst, wenn ihr ans Ziel kommen wollt?"

Aber dieser schüttelte den Kopf und bekräftigte: „Wir können nicht anders, die Drachen sind unsere Trümpfe gegen den Verräter."

„Was, wenn der Verräter längst Bescheid weiß?", fragte Bonsti dazwischen.

„Dann haben wir sowieso ganz andere Probleme", seufzte Massua und sah Gabea erwartungsvoll an. Sie nickte und deutete in die Richtung, in die sie vorher unterwegs gewesen waren: „Führt den Weg. Fürs erste kommen wir mit." Leise murmelte sie: „Als ob ich irgendeine Alternative hätte." Bonsti, der ihre Hand hielt, drückte sie sanft und flüsterte: „Es ist das Richtige." Sie nickte ihm zu und erwiderte seinen Händedruck. „Aber das heißt nicht, dass es auch gut geht", flüsterte sie leise.

Schweigend folgten sie dem Weg, nur Dunas und Semio verabschiedeten sich, um zu den Drachen zurückzukehren. Es war inzwischen dunkel, als Massua sie auf eine kleine Lichtung führte, wo einige andere Leute warteten. Der Nasik stellte sie alle vor, doch Gabea schien es unmöglich, sich die Namen zu merken. Waf war aus den Erzählungen nicht zu verkennen und er löcherte sie sofort mit jeder Menge Fragen.

Aber Massua wimmelte ihn ab: „Waf, lass sie jetzt, sie sind müde und wir müssen weiter, weil wir nicht riskieren können tagsüber zu reisen. Wenn wir jetzt eine Pause machen, verlieren wir einen ganzen Tag. Meint ihr, ihr schafft das Gabea?" Der Nasik schlug vor, dass sie auf den Pferden schlafen könnten, aber die Linguali wusste, dass es mit ihrem Vertrauen nicht so weit her war, als dass sie das zugelassen hätte.

Kanju und Bonsti waren einverstanden, deshalb fügte sie sich in ihr Schicksal. Es wurde eine furchtbar lange Nacht. Ihre Reisebegleiter waren irgendwann eingeschlafen, aber ihr war das unmöglich. Callo trabte immer mühsamer neben ihr her, wobei er nicht aufgab und weiterkämpfte. Sie war unermesslich froh, als sie endlich anhielten. Nicht einmal mehr essen wollte sie, sie streckte sich sofort auf ihrem einfachen Lager aus und schloss die Augen.

Traumseher - 1. Teil der Traumtrilogie (1/3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt