Josuan - Kapitel 12.1

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Lautlos schlich der Traumseher durch das Geäst

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Lautlos schlich der Traumseher durch das Geäst. Deutlich hob sich die Silhouette der Stammeskämpferin gegen den Nachthimmel ab. „Nassia?", flüsterte der Burgherr. Leise trat er neben sie, während sie überrascht zurückschreckte. Offensichtlich hatte sie nicht damit gerechnet, dass er sie fand, seit sie überstürzt von Danus Höhle aufgebrochen war. Ihre Spur war nicht zu verfehlen, überall waren abgebrochene Zweige und Abdrücke im Gras gewesen. Sie standen auf einer Anhöhe mit Blick auf Danus Höhle, der Mond schien über ihnen und viele Sterne strahlten am Himmel.

„Alles gut. Ich bin's nur", erklärte Josuan.

Sie nickte müde. Der Traumseher wartete eine Weile und schaute in den Nachthimmel. Dann fragte er vorsichtig: „Die Frage ist doch ganz einfach: was möchtest du? Mitkommen oder nicht?"

Die Stammeskämpferin sah ihn mit großen Augen an, so als ob sie erstaunt wäre, dass sie überhaupt jemand nach ihrer Meinung fragte. Sie sagte jedoch nichts.

Josuan verlor langsam die Geduld. „Nassia, hast du dir schon mal überlegt, dass du dich selber entmündigst? Keiner nimmt dich für voll, wenn du nicht sprichst. Es wäre etwas anderes, wenn du nicht sprechen könntest, aber so bekämpfst du dich selber." Wütend starrte er auf eine für den Moment völlig verdatterte Nassia.

„Du – du weißt doch gar nicht, warum ich das tue!", flüsterte sie und er war für den Augenblick nur froh, dass sie überhaupt etwas sagte.

„Willst du mir erzählen, wie es dazu kam?", fragte er sanft.

Nassia zog sich vorsichtig ein paar Schritte zurück und sah Josuan aufmerksam an. Sie zögerte. „Ich kann nicht", flüsterte sie und schüttelte traurig ihren Kopf. „Wenn... wenn ich irgendwann davon sprechen kann, bist du einer der Ersten, zu dem ich kommen werde", murmelte sie fast ebenso leise. Josuan respektierte ihre Entscheidung.

Nassia betrachtete die Sterne am Himmel, als hätte sie die Lichter nie zuvor gesehen.

„Ich komme mit", hauchte sie. „Da gibt es nichts zu überlegen."

Josuan akzeptierte ihren Entschluss ohne Aufhebens und verkündete: „Wir schlafen jetzt hier, wenn du nichts dagegen hast. Wir gehen nicht mehr zurück zu den Beiden. Ich hab genug von ihnen. Hier sind unsere Sachen." Er warf ihr Gepäck, das er bis dahin auf dem Rücken geschultert hatte, auf den Boden. Nassia deutete zu Danus Höhle und sah fragend zu ihm. Er wusste genau, was sie wissen wollte. Aber sie musste sich angewöhnen, nicht alles nur mit Körpersprache auszudrucken. „Das kannst du besser", forderte er schmunzelnd.

„Was ist mit Danu und Dunas? Und Fatuna und Packesel?", fragte Nassia gespielt genervt.

„Packesel grast da vorne. Fatuna taucht sicher auf, wenn es ihr passt. Du hast doch noch diese Maschine? Sie wird dich finden", meinte der Traumseher. Nassia nickte und Josuan fuhr fort: „Dunas wird jedenfalls morgen mit einem Brief für Massua nach Giptos starten. Er wird sie mit Magtos Hilfe schon finden. Mach dir jetzt keine Sorgen mehr." Er seufzte. „So, und jetzt sollten wir wirklich schlafen, wir haben einen anstrengenden Tag vor uns", erklärte Josuan, denn er hatte nicht vor mit der Abreise bis zum Abend zu warten.

Traumseher - 1. Teil der Traumtrilogie (1/3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt