Saverani die Elbin - Kapitel 14.1

8 3 2
                                    

„Elefant warte!", rief jemand hinter der Elbin

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

„Elefant warte!", rief jemand hinter der Elbin. Sie drehte sich um und sah, wie ihre Mutter sich näherte. Überraschung spiegelte sich auf Saveranis Gesicht, denn nach dem gestrigen Streit hätte sie niemals erwartet, sie vor ihrer Abreise wiederzusehen.

Außer Atem legte Zachra ihre Hand auf den Arm ihrer Tochter und schaute ihr dann unverwandt in die Augen. „Ich glaube, es gibt noch etwas, was du berücksichtigen solltest. Niemand weiß davon und ich habe lange hin und her überlegt, ob ich es dir sagen soll oder nicht", erklärte Zachra. Der ernste Blick ihrer Mutter ließ darauf schließen, dass die Entscheidung erst eben getroffen worden war. Saverani zeigte keine Gefühlsregung und wartete geduldig. Es war lange her, dass die Nachtelbin sie berührt hatte.

„Du musst dafür sorgen, dass die Prinzessin einen guten Gefährten wählt. Es lungern seltsame Möglichkeiten im Verborgenen – jemand mit zwei Gesichtern könnte unser aller Verderben bedeuten, aber auch andere. Du weißt, wie sehr dein Vater es hasst, wenn ich Vermutungen anstelle. Aber ich glaube, wir sollten nicht untätig bleiben. Du wirst die Gelegenheit bekommen, Einfluss zu nehmen. Nutze sie weise, mein Kind. Leb wohl und geh mit dem Mond", ein kurzes Zögern, dann fuhr sie kraftvoll fort: „Und der Sonne." Sie verbeugte sich und marschierte raschen Schrittes davon. Saverani sah sich um, niemand hatte dieses Treffen in dem abgelegenen Tunnel beobachtet. Ihre Mutter hatte nicht zufällig diesen Augenblick gewählt. Die Elefantin hatte allein sein wollen, um etwas Klarheit für sich zu bekommen, und jetzt waren ihre Gedanken aufgewühlter als zuvor.

Seufzend kehrte sie zu ihren Freunden zurück, die eine kleine Feier organisiert hatten, um sie zu verabschieden. Alle versuchten, fröhlich und ausgelassen zu sein, aber das täuschte nicht über die Tatsache hinweg, wie traurig der heutige Abend war. Saverani würde niemals zurückkehren, das hatte ihre Mutter gesehen, denn ihre Entscheidung war endgültig und sie musste die Konsequenzen tragen. Was auch immer das bedeutete.

Hekaria und Nachek traten ihr mit einem Wein in der Hand entgegen, als sie ihr Zimmer betrat. Es war eines der wenigen, das einen Außenbalkon hatte. Eigentlich hatten nur die Tagelben solche Annehmlichkeiten, aber ein paar Behausungen der Nachtelben, die in den äußeren Höhlen wohnten, hatten ihre Wohnzimmer auf der Außenseite geöffnet. „Das ist jetzt also der Moment", seufzte Hekaria und reichte ihr einen Wein. Die Elefantin schmunzelte, denn für ihre Geschichtenerzähler-Freundin war es die erste Geschichte, die sie erzählte und selber erleben würde. „Es wird Zeit", erklärte Nachek lächelnd. Die Elbin lächelte zurück und nippte an ihrem 

Getränk. „Glaubt ihr, wir sehen uns wieder?", fragte sie melancholisch. 

Beide sahen sie erschrocken an, denn sie hatte die Frage gestellt, die niemand zu stellen wagte. 

Keiner kannte Saveranis Schicksal und außer ihrer Mutter traute sich nicht niemand Mutmaßungen anzustellen. „Schon gut ihr zwei. Wasmet dun hanum", beteuerte Saverani schnell. Gehet mit dem Mond, war das Einzige, was sie ihren Freunden von Herzen wünschte. Sie sollten sich nicht sorgen. Aufmunternd erhob sie das Glas und sie riefen: „Wasmet dun hanus!" Dann verabschiedeten sich alle nacheinander. Der eine oder andere Elb drückte ihr tröstend die Hand beziehungsweise klopfte ihr voll Wärme die Schulter. Zum Schluss war sie wieder alleine, nur der Mond sah zu ihr herein.

Seufzend setzte sie sich ans Fenster und betrachtete die stille Mondlandschaft. An Schlaf war nicht zu denken in der letzten Nacht, in der sie an diesem wunderbaren Ort verweilte. Irgendwann regten sich die ersten Sonnenstrahlen an den Bergspitzen. Der Tag graute und schon begannen die Vögel, zu zwitschern. Mit dem Licht huschten frühe Rehe und Füchse über die Nebel durchzogenen Lichtungen und verspätete Eulen kehrten in ihre Behausungen von der Jagd zurück.

Sie seufzte schwer und suchte ihre Sachen zusammen. Dann holte sie Fatuna, die nicht weit entfernt ein Zimmer hatte. Der blaue Wudutsche wartete schon. Wenn die Elbin es sich recht überlegte, hatte sie das Wesen nie schlafen gesehen.

„Guten Morgen, Saverani!", rief die Gnomlingin erfreut.

Sie nickte ihr lächelnd zu. „Guten Morgen. Bist du abreisefertig?", erkundigte sie sich.

„Ja, ja! Geht es wieder los? Die zwei schlafen sicher noch. Hab ich schon erwähnt, wie viel die Zwei schlafen? Vor allem die Thronfolgerin, es ist unglaublich. Du wirst mir mit ihr helfen? Ich muss ihr zeigen, wer wir sind", plapperte Fatuna.

Die Elefantin nickte nur lächelnd. Sie sagte lieber nichts, sonst würde der kleine Wudutsche gar nicht mehr aufhören mit Reden.

„Komm jetzt. Du kannst sie wecken", bemerkte sie gutmütig. Fatuna hüpfte voller Freude voran. 

Es war ein Wunder, dass sie nicht rannte. Die Elbin schlenderte langsam hinter ihr her und der Abstand zwischen ihnen wurde immer größer.

Sie traf einige Zeit später am Gästebaum ein. Nassia ließ auf sich warten, aber der Traumseher unterhielt sich gähnend mit Fatuna.

„Guten Morgen, Saverani", sagte er müde in ihre Richtung.

„Guten Morgen, Josuan", begrüßte sie ihn freundlich.

„War es wirklich nötig, so früh zu starten?", fragte die Thronfolgerin, die aus ihrem Gästebaum trat, gereizt.

Josuan grinste und Saverani erwiderte: „Dir auch einen guten Morgen, Nassia."

Die Prinzessin nickte genervt und verdrehte die Augen. Die Elbin war überrascht, die anmutige Menschenfrau war bis jetzt nicht so unhöflich – egal, wie die Umstände waren.

Josuan verkniff sich mühsam das Grinsen, als sie zu ihm trat. „Bist du heute mit dem falschen Bein aufgestanden?", erkundigte er sich harmlos. Aber Nassia antwortete nicht.

„Können wir los?", bat sie stattdessen. Fatuna sah irritiert von einem zum anderen und zuckte dann mit den Schultern. Sie würde alles unternehmen, um Nassia bei Laune zu halten. Saverani hatte Mitleid mit den Wudutschen, immer waren sie von dem Wohlwollen Dritter abhängig und besonders von dem der blauen Wüstenlöwen.

„Los geht's!", rief die Elbin und erkundigte sich: „Habt ihr alles?" Die Menschen nickten.

„Dann kommt, wir holen Packesel und dann kaufen wir uns noch mehr Pferde", trieb Saverani sie an.

„Willst du nach Giptos?", fragte der weiße Fuchs überrascht. „Wäre es nicht besser die Städte zu meiden? Unsere Reisegruppe ist so schon auffällig genug."

Woraufhin sie lächelnd erklärte: „Lasst euch überraschen." Der Adlige sah sie skeptisch an. Sie marschierte voran. Niemand verabschiedete sie, als sie das Elbental verließen. So hatte sie es gewollt.

Traumseher - 1. Teil der Traumtrilogie (1/3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt