Als sie nach ihrer Pause aufbrachen, wandte sich Josuan vom Wasserfall ab, bis er merkte, dass Saverani Richtung herabstürzendes Wasser unterwegs war. Interessiert sah er ihr zu. Sie trat nah an den rauschenden Wassersturz heran und flüsterte Elbenworte. Langsam floss das feuchte Element zur Seite und öffnete einen Tunnel durch den Berg. Beide bekamen große Augen und die Stammeskämpferin murmelte: „Apropos Magie. Das ist wirklich mal nützlich. Hätte sie das nicht gleich sagen können?" Aber der Fuchs überging ihren Kommentar.
Saverani schritt zuerst durch das entstandene Tor und nahm eine Fackel, die weiter hinten im Tunnel hing. Als sie zu ihr getreten waren, flüsterte sie wieder etwas, woraufhin ihnen das Wasser den Rückweg versperrte und die Feuerfackel sich entzündete.
Eine Weile folgten sie schweigend dem Tunnel, der nur durch den Schein der Fackel erhellt wurde. Irgendwann sah man einen Schimmer am Ende der Dunkelheit. Langsam wurde es wieder heller und endlich traten sie aus dem Gang ins gleißende Licht. „Hach, diese Sonne", seufzte Saverani. „Mir persönlich sagt ja der Mondschein mehr zu."
„Tatsächlich?", kommentierte Nassia und zog dann ihre Stirn kraus. Josuan sah wieder einmal ratlos zwischen den beiden Frauen hin und her.
In dem Moment, als sie aus dem Tunnel traten, und sich an das Licht gewöhnt hatten, bemerkte Josuan, dass sie von vielen Elben erwartet wurden. Sie waren alle durchweg dunkelhäutig und ganz und gar nicht so hell wie Saverani. Auch wenn sie ihre anderen prägnanten Merkmale, wie die typischen Augen und Ohren, zumeist hohe, schlanke, wendige Gestalten, aufwiesen. Josuan war überrascht: Waren das etwa Tagelben? Unmöglich! Sie waren doch schon vor vielen Jahrhunderten von Aktunostra verschwunden. Fasziniert betrachtete er die Elben. Irgendwann entdeckte er die kleine, blaue Fatuna unter ihnen. Sie hatte ihren Blick in die Ferne gerichtet und wirkte, Josuan brauchte kurz, um das richtige Wort zu finden, bedrohlich. Aber als Nassia auf sie zustürzte, wandte sie sich ihr zu und der Moment verstrich.
„Fatuna! Oh, da bist du ja. Ich habe mir solche Sorgen gemacht!", rief seine Begleiterin überschwänglich, als sie die Blaue erreichte. Der kleine Gnomling ließ die Umarmung zu und erklärte: „Tut mir leid, dieser schreckliche Trunk von Danu hat mich völlig verwirrt, aber ich habe ihr gerade zu verstehen gegeben, dass sie uns jetzt in Ruhe lassen muss. So einen Zustand habe ich noch nie erlebt. Ich habe sogar mit Bäumen gesprochen und stell dir vor, sie haben geantwortet und mich zu diesem riesigen Fischungeheuer, das sich Hafnus nennt, gelotst. Hast du gewusst, dass früher die Gnomlinge die Herrscher über die Welt waren? Dieser Hafnus hat mir das erzählt und der muss es ja wissen. Die Elben können sich noch an uns erinnern und an unsere Sprache. Leider habe ich schon wieder alles vergessen, was sie mir beigebracht haben, aber ich kann es immer noch nicht glauben."
Josuan sah verblüfft auf die kleine Gnomlingin. So eine Menge Worte hatte sie nie zuvor verschwendet, es wirkte fast, als sei sie betrunken. Nassia warf ihm ebenfalls einen kurzen besorgten Blick zu.
Ein großer dunkler Elb trat in dem Moment zu ihnen. Er begrüßte sie mit den Worten: „Harat nis Geseron."
Die Stammeskämpferin nahm sich ein Beispiel an ihm und erwiderte zur Begrüßung: „Haras nin Nassia."
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Traumseher - 1. Teil der Traumtrilogie (1/3)
FantasyDie Geschichte beginnt mit einem Traum. Der Traumseher Josuan begibt sich gemeinsam mit magischen Gefährten auf eine Reise, um die Welt zu verändern. Er folgt dem Ruf des Traumpriesters, der ihn in eine ungewisse Zukunft führt.