𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟠𝟜

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Dag saß in dieser viel zu kleinen Wohnung, während Carla sich für das Kuchenessen bei den Steins fertigmachte.

Seit der Sache, wo er ihr diese Lüge verziehen hatte, war sie noch anhänglicher als sonst und ihm blieb keine Ausweichmöglichkeit.

Hatte er sich sonst nach Nähe gesehnt, genoss er mittlerweile jede Sekunde, die er allein sein konnte.

Auf seinem Handy sah er sich bei Immobilienscout größere Wohnungen an. Er benötigte unbedingt ein wenig Abstand.

Drei hatten sie sich bereits in der kurzen Zeit angesehen, aber die hatten ihm nicht zugesagt und Carla war auch der Meinung, dass sie es kleiner halten sollten. Sie waren sich diesbezüglich nicht einig. Nicht wegen dem Finanziellen, darum machte sie sich keine Sorgen. Sie hatte sich zum Beispiel in eine Wohnung verliebt, die ähnlich wie ihre war. Zwar ein wenig größer, aber gänzlich ohne Wände, um einen Raum abzusperren.

Dies wollte er natürlich nicht. Er benötigte einen Rückzugsort. Erst Recht seitdem sie noch mehr an ihm klebte als zuvor.

Als Vorwand nahm er die Ausrede, dass falls sie ein Kind bekommen würden, er es mit Sicherheit nicht ohne Wände weiterhin mit Carla treiben würde. Was sie dann den Erwartungen entsprechend einsah und wenigstens das Schlafzimmer eine Türe, die man abschließen konnte, besitzen sollte.

Logischerweise genoss er diese Art Zweisamkeit mit ihr, aber manchmal war eine Pause von allem alles, was er wollte.

Vor kurzem hatten sie das kleine Video, für Scheiße baut sich nicht von alleine mit Daniel und Mike von den 257ers gedreht und wer war mitgefahren? Carla.

Sie wollte nicht ohne ihn sein.

Vincent hatte dies mit einem Augenrollen seinerseits unterschrieben.

Seinen Schnauzer vom Videodreh hatte er mit Absicht behalten. Nicht um sich Carla gänzlich vom Hals zu schaffen, sondern um wenigstens mal alleine spazieren gehen zu können, denn sie fand das Teil hässlich.

Selbstverfreilich ging sein Plan nach hinten los und es hielt sie nicht davon ab, trotzdem jedes Mal mitzugehen.

Er stoppte bei einer Wohnung in Vincents Straße ab und sah sich die Bilder an, die ihm sofort zusagten.

Wäre dies jedoch vom Vorteil, in seine Nähe zu ziehen? Trotz eines Raumes, wo er mal für sich sein könnte, aber Carla würde mit Sicherheit, dann jedes Mal mitgehen wollen, wenn er zu Vincent und Katja gehen würde.

Seinem besten Freund hatte er nichts erzählt von der nicht vorhandenen Schwangerschaft. Was sollte er ihm da auch berichten?

Eine Nachricht von Nia traf ein.

- Ich komme heute auch nochmal. Der Kuchen ist endlos geil.😍

Er schnaufte ein kurzes Lachen und schrieb zurück.

- Dann lass mir etwas übrig, du Vielfraß.

Seine Tochter und Robin waren zum Glück wieder zusammen. Was genau vorgefallen war, hatten sie keinem erzählt. Und es war auch nicht nötig, solange beide ja aufs Neue zusammengefunden hatten.

Dass er Isabelle mit diesem Typen im Restaurant gesehen hatte, war ihm ebenfalls nicht über die Lippen gekommen. Dies war eine Sache, die er einfach nur noch verdrängen wollte. Doch jetzt erschien dieser Kerl wieder vor seinem inneren Auge und er fragte sich, ob Isabelle ihn gestern mit hatte, als sie bei Vincent und Katja eingeladen war.

Fix öffnete er wieder die von ihm angesehene Wohnung, als Carla zu ihm kam. »Und? Wie seh' ich aus?«

Er drehte sich ein Stück und sah sie an. Sie hatte eine enganliegende Jeans an, darauf ein weißes Top. Ihre Haare waren zu einem strengen Pferdeschwanz gebunden und untermalte mal wieder ihre Schönheit. »Ja sieht gut aus, aber ...«

»Nicht gut?«

»Doch. Aber wir essen nur Kuchen. Zieh dir am besten was Bequemes an.«

Carla sah an sich hinab. »Dir gefällt das nicht?«

»Doch. Du siehst toll aus.«

Sie runzelte die Stirn und sah wieder an sich hinab.

Dag hasste diese endlosen Konversationen neuerdings mit ihr. Sie war doch sonst selbstbewusster, aber schien mal Mal zu Mal unsicherer, wenn er sie nicht mit einem Haufen Komplimente überschüttete. »Baby, du siehst toll aus. Wunderschön. Ich hab nichts kritisiert.« , sagte er im weiteren Verlauf. »Ich wollt nur, dass du dich wohl fühlst und nicht am Ende noch deine Hose öffnen musst, weil es dir zu eng ist.«

Carla lächelte. »Ich lass das an.«

»Okay.« Er sah zurück auf sein Handy.

»Was machst du?« , fragte sie und schaute sofort aufs Display, als sie über die Lehne kletterte und sich direkt an ihn schmiegte.

»Hier ... die Wohnung habe ich gerade angeguckt.«

»120 qm?« , fragte sie. »Wie viele Zimmer sind das?«

»Vier.«

»Hmm.« , machte sie nur und legte das Handy aus seiner Hand, um ihn zu küssen. Direkt verzog sie das Gesicht. »Dein 70er Jahre Pornobart kratzt voll. Wann kommt der ab?«

Dag zuckte mit den Schultern. »Mal sehen. Weiß noch nicht. Dann, wenn ich Bock und Laune hab.« Er stand auf und reichte ihr die Hand. »Komm. Wir sollten endlich los.«

Carla gab ihm die Möglichkeit ihr aufzuhelfen und ließ seine Hand danach nicht los, sondern verhakte zusätzlich noch ihre Finger. Selbst als sie sich ihre Nike Air Force anzog, verweilte ihre Hand in seiner.

Als sie die Wohnung verließen, änderte sie dies jedoch und hakte sich lieber bei ihm ein.

»Meine Tochter kommt auch übrigens heute nochmal.«

»Mit deiner Ex?«

Dag schüttelte den Kopf. »Nein. Sie war gestern da, soviel ich weiß.«

»Gut. Weil auf die habe ich echt kein'n Bock.«

»Nee nee keine Sorge.« , sagte er und hoffte, dass sie wirklich nicht da sein würde. Aber dann hätte Nia mit Sicherheit etwas gesagt. Denn das, was in Andis Bar vorgefallen war, benötigte keinen zweiten Teil.

Andi ging es momentan schlechter. Gestern war Dag noch bei ihm zu Besuch gewesen. Ohne Carla, die einen Friseurtermin gehabt hatte.

Die Bar war mittlerweile geschlossen. Was Dag schon hart traf, wenn man mal daran dachte, wie viel seiner Vergangenheit darin steckte. 

Reißen wir uns gegenseitig raus, oder reiten wir uns rein (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt