𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟝𝟚

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»Und seit wann gibst du Elias Nachhilfe?« , fragte Robin Selina, nachdem er sie zufällig bei ihm vorgefunden hatte.

»Noch nicht so lange. Der hat doch bei Mathe total verkackt.«

»Ja. Ich weiß.« Er ging Richtung Bushaltestelle, denn seinen Roller hatte er zu Hause gelassen.

»Wie läuft es mit Nia?« , fragte sie. Natürlich hatte sie vor Monaten sofort erfahren, dass Robin mit Nia zusammen war. Schließlich ging sie immer noch in dieselbe Schulklasse mit ihm. Und beide waren nicht im Streit auseinandergegangen.

»Ja. Gut.« , sagte er und lächelte.

»Ich wusste es schon immer.« , meinte sie leise. »Also nicht immer, aber ... ich hab's voll früh bemerkt.«

»Was meinst du?«

»Nia. Ich hab immer die Blicke gesehen, die du ihr zugeworfen hast und ...« Selina zuckte ein wenig mit den Schultern. »Ich war neidisch, aber nicht auf sie. Weißt du, wie ich das meine?!«

Robin schüttelte den Kopf. »Nein.«

»Das, was du für sie fühlst ... das wollte ich auch ... also nicht im Bezug auf sie.« Sie lachte ein wenig. »Ich steh' auf Jungs.«

Er lachte ebenso, ehe er weitersprach. »Ich wollte dir damals nicht wehtun.«

»Das weiß ich doch.« Sie setzte sich neben ihm hin, als er auf einem Stein in der Nähe der Haltestelle platz nahm. »Du bist gar nicht der Mensch dafür. Ich hab selber gemerkt, wie sehr es dir leidgetan hat, diesen Schritt zu gehen.«

»Ja. War nicht das tollste Gefühl.«

»Ich bereue kein bisschen, das du mein erster Freund warst. Auch nicht, dass du mein erstes Mal warst.«

Er lächelte ein wenig und wurde verlegen. Weshalb er das Thema auch eine Winzigkeit umlenkte. »Hast du denn derzeit einen Freund?«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein, aber ... es gibt da jemanden, den ich gerne als Freund hätte.«

»Oh okay. Schreibst du wieder einen Brief.« Er lachte ein bisschen.

Selina schubste ihn leicht und lachte ebenso. »Idiot. Ich fand' das damals richtig so. Und ich hab' mir voll die Mühe gegeben. Zudem bist du ja auch erschienen wegen des Briefes.«

Er nickte nur und zog die Lippen ein. Robin wollte ihr nicht erzählen, dass damals auch schon Nia nur der Grund gewesen war, weshalb er zu dem Treffen mit ihr gekommen war.

Sein Magen wurde von diesem Druck überrollt, als er so darüber nachdachte, dass seine Freundin dort auf Jenaro traf, und sie dadurch mit ihm zusammengekommen war.

Wieder und wieder.

»Nein. Jetzt mal ehrlich ...« , meinte er. »... hast du ihm schon gesagt, was du empfindest?«

Abermals schüttelte sie ihren Kopf. »Bei ihm ist das anders. Ich trau' mich irgendwie nicht.«

»Also meiner Erfahrung nach ... ich war auch lange ruhig. Es hat mich zwar zum Ziel geführt, weil Nia es eigentlich mehr in die richtige Richtung gelenkt hat, aber ... sag es ihm einfach.«

»Ich trau' mich echt nicht, weil ... bei ihm fühle ich ... nichts gegen dich Robin. Wie gesagt, ich bereue nicht, das du mein erster Freund und so warst, aber ... bei ihm fühle ich ... mehr.«

»Das freut mich für dich ... wirklich.« Er legte seine Hand kurz auf ihre. »Dann sag es ihm.«

»Nein.« Sie bedeckte schämend ihr rotes Gesicht mit den Händen.

»Warum?«

»Weil er es nicht checkt.«

»Davon kann ich ein Lied singen.« Er lachte. »Glaub mir. Nia hat nie irgendeine Andeutung gecheckt.«

»Also sollte ich auch besser warten, bis er ...«

»Nein. Ich hatte nur Glück. Wenn Nia das nicht realisiert hätte, dass sie auch für mich etwas empfindet, würden wir uns immer noch im Kreise drehen.«

»Was soll ich dann machen.« Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter und simulierte ein Weinen. »Ich will ihn wirklich soooooooo sehr.«

Er tätschelte ebenso geschauspielert ihren Kopf. »Dann sag es ihm.«

Selina setzte sich wieder gerade hin. »Hörst du mir nicht zu?! Er checkt es doch nicht.«

»Was hast du denn bisher getan?«

»Ich mache ihm voll oft Komplimente und ich lächle ihn voll oft an. Ich ... ich verbringe Zeit mit ihm.«

»Alleine?«

»Meistens.« Sie lächelte verlegen. »Heut kamst du dazu.«

Robins Augen wurden groß. »Elias? Du stehst auf Elias?«

Selina nickte. »Hm-ja.«

»Dann komm.« Er stand auf und nahm ihre Hand, an der er leicht zog, um sie ebenso in eine stehende Position zu bekommen. »Wir gehen zurück und du haust es dem Trottel aufs Auge.«

Sie lachte und wehrte sich dagegen, obwohl er es schaffte, dass sie wenigstens stand. »Nein Robin. Bitte.«

Er blieb stehen. Hielt aber noch immer ihre Hand. »Warum? Das ist Elias. Ich kenne den Typen in- und auswendig. Der wird dich nicht auslachen oder so.«

»Solche Gedanken habe ich mir noch gar nicht gemacht.« Sie schlug leicht auf seinen Oberarm, als sie seine Hand losließ. »Toll. Danke Robin. Jetzt habe ich noch mehr Panik.«

»Ach Selina. Wenn du willst, kann ich ja irgendwie versuchen durch die Blume hindurch mit ihm zu reden ... wie er dich findet und ...«

Mit einem Ruck umarmte sie ihn stürmisch. »Das würdest du tun?«

»Klar.«

»Ist das nicht komisch für dich? Ich meine, weil wir zwei Mal zusammen waren und er ... er ist dein bester Freund.«

Er löste sich aus der Umarmung und schüttelte den Kopf. »Nein. Echt nicht. Ich würde es toll finden, wenn ihr beide zusammenkommt und damit glücklich seid.«

»Du bist echt so ein lieber Typ. Weißt du das eigentlich?!«

»Na ja. Wird mir oft gesagt, aber ob das in der heutigen Zeit so gut ist. Ich weiß nich'.«

»Doch. Sei stolz darauf. Du bist einzigartig.«

Beide lächelten sich an und bekamen nichts davon mit, das sie die ganze Zeit über beobachtet wurden.

Reißen wir uns gegenseitig raus, oder reiten wir uns rein (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt