𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟚𝟝

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Isabelle saß bei Mara, ihrer Therapeutin, die mit einer Karaffe gefüllt mit Wasser, Minze und Gurken in den Raum kam und anschließend erstmal die Gläser füllte.

»Und du bist dir sicher?« , fragte diese ihre Patientin.

Isabelle nickte. »Er hat es mir bisher nicht gesagt, aber ich gehe schwer davon aus, das er mit dieser Frau zusammen ist ... oder noch was mit ihr hat, aber ... irgendwas läuft da noch.«

»Also, als Erstes, mische dich nicht ein. Egal, was da läuft, aber halte Abstand.«

»Warum?«

»Weil du ihn dadurch unter Druck setzen könntest. Und du weißt nicht, wie stark derzeit die Bindung zwischen ihm und ihr ist.«

»Es geht mir nicht darum, das ich ihn wiederhaben will, sondern weil ...«

»Doch Isabelle. Du willst ihn wiederhaben.« , unterbrach Mara sie. »Ich verstehe, das du ihm nicht verzeihen kannst, aber du willst, das alles so ist wie früher.«

»Wie kommst du darauf, dass ich das will?« Isabelle trank und verzog ein wenig das Gesicht wegen des Geschmacks.

»Du vermisst ihn, sonst würdest du nicht so viel an ihn denken. Du bist neugierig, mit wem er seine Zeit verbringt. Du bist eifersüchtig. Du willst ihn nicht loslassen, auch wenn du es dir einredest. Er war derjenige, der dir gezeigt hat, wie schön es sein kann, ein gemeinsames Leben zu haben.«

Isabelle schloss die Augen und kämpfte damit die drohenden Tränen zu unterdrücken. »Natürlich habe ich noch Gefühle. Ich dachte immer, er wäre der Mann, mit dem ich alt werde.«

»Einem Menschen einen Fehler zu verzeihen, zeigt wahre Stärke.«

»Sie war kein Fehler, wenn er diesen Fehler wieder und wieder begeht.«

»Ich habe dir schonmal geholfen und deswegen bist du auch eigentlich hier. Das ist für mich der wichtigste Beweis dafür, dass du deine Ehe doch noch retten willst.«

»Ich glaube nicht, das sie sich noch retten lässt. Denn ich habe sie selber vor ein paar Jahren schon kaputt gemacht.«

Mara konnte ihr nicht widersprechen, schließlich hatte Isabelle ihr jedes kleinste Detail erzählt. »Wenn du ihn wirklich willst, solltest du nicht aufgeben, aber ja ... es wird schwer und das nicht wegen der neuen Liebelei, die er eventuell gefunden hat. Sondern wegen dem, was alles vorgefallen ist.« , sagte sie. »Ihr hattet Sex und das war schonmal ein Schritt in die richtige Richtung gewesen, aber du wusstest, das nicht nur der Sex in eurer Beziehung liegengeblieben war. Ich kann dir nicht versprechen, das du deinen Mann wiederbekommst, aber ich kann dir definitiv versprechen, das du wieder Stück für Stück zu dir finden wirst, und alleine das wird dich glücklich machen. Auch wenn du es jetzt noch nicht sehen kannst.« Sie trank nun ebenfalls, ehe sie weitersprach. »Du wirst auf jeden Fall, als Gewinnerin hier rausgehen ... wenn wir das alles beendet haben. Entweder, weil du wieder glücklich mit deinem Mann bist oder aber, weil du gelernt hast, dass du auch ohne ihn glücklich sein kannst.«

»Im Moment sehe ich beides als unreal an.« , sprach Isabelle leise. »Ich habe es mir schließlich selbst zertrümmert und ... vielleicht ist das die Strafe dafür. Ich muss ansehen, dass die Liebe meines Lebens mit einer anderen glücklich ist.«

»Kennst du diese Kratzbilder von damals?« , fragte Mara und redete auch sofort weiter, als Isabelle nickte. »Diese schwarzen Bilder. Und wenn man darauf herumgekratzt hat, waren darunter die buntesten Farben verborgen. Genau das machen wir hier. Dein Bild ist noch schwarz und wir wissen auch noch nicht genauestens, was wir zeichnen wollen, aber am Ende wird ein wunderschönes farbenprächtiges Gemälde dabei herauskommen.«

Irgendwie musste sie automatisch an die Wand denken, die Dag für Rio gepinselt hatte. Die Wand, die für sie anfänglich immer eine Zuflucht gewesen war. Wie von selbst berührte sie ihren Bauch. Mara registrierte dies sofort und nahm ihre Hand, die sie darauffolgend festhielt. »Wärst du denn bereit, dass wir es versuchen?«

Isabelle nickte auf ihre Frage hin. »Ja.«

»Gut.« Sie nahm ihre Hand wieder zu sich. »Du musst dich weiterentwickeln. Werde erfolgreicher! Verwirkliche deine Träume! Arbeite an deiner Lebensfreude! Tu Dinge, die dich wirklich erfüllen!«

»Beruflich?«

»Komplett. So, wie du meinst ein besseres Leben führen zu können. Verändere dich auch meinetwegen äußerlich, wenn es dir hilft den Blick in den Spiegel mit einem Lächeln im Gesicht zu starten.« Mara wusste, dass Isabelle durch die Aktion ihres Mannes wenig Selbstliebe empfand. »Und ganz wichtig. Kontaktsperre zu Dag.«

»Warum?«

»Du musst ihm damit die Chance geben, dich zu vermissen.«

»Oder mich komplett zu vergessen.« , fügte Isabelle leise hinzu.

»Ja, das könnte auch geschehen. Aber ich sagte dir auch, dass du glücklich sein wirst am Ende.« Mara lächelte sie an.

»Er hat mich durch eine Jüngere ersetzt. Sie ist zweiundzwanzig.«

»Jede Frau ist einzigartig und keine ersetzt die andere. Du kennst die Gründe nicht, warum Dag mit ihr zusammengekommen ist. Und für dich spielt es auch keine Rolle. Konzentriere dich auf dich selbst. Nicht auf sie.«

»Das ist schwer. Ich stell' mir andauernd vor, wie er sie ...«

»Und das verbannst du.« , unterbrach Mara sie. »Wird mühsam sein, ich weiß, aber du packst das. Stell dir nur dein Ziel vor. Nicht das, was er eventuell gerade macht. Alleine deswegen ist auch für dich die Kontaktsperre gut.«

»Ich versuch's.«

»Und du musst lernen, ihm mit der Zeit zu verzeihen. Es ist nicht gesund, wenn ihr wieder zusammenkommen solltet, und du ihm alles weiterhin vorhältst. Selbst wenn sich nur eine Freundschaft entwickeln sollte nach all dem, würde der Groll auch dich zerfressen.«

Isabelle nickte. »Ich weiß. Aber es ist soooo schwer.«

»Hass vergiftet das Leben. Ob du ihn hasst. Seine Neue. Oder dich selbst. Es kommt dasselbe bei raus.«

»Und wie kann ich dieses Gefühl vermeiden ... beenden?«

»Mit dieser Kontaktsperre. Und suche nicht nach Infos über seine Neue. Das wird dich nur verunsichern. Am besten wäre es natürlich, wenn du sie gar nicht erst sehen wirst.«

»Ich will sie auch nicht sehen.«

»Vermeiden kannst du es aber nicht. Es könnte sein, dass er sie auch dir irgendwann vorstellen wird. Du sagtest, sie ist schwanger?!«

Übelkeit stieg in ihr auf, als sie sich, dank Maras Satz, wieder daran erinnerte. Es ging nicht nur um das fremdgehen. Nein, er würde auch ein Kind mit ihr bekommen. Dass sie Dag all das verzeihen könnte, schien für Isabelle nun noch weiter entfernt. »Ich glaube, ich schaffe das alles nicht.«

»Das wird auch nicht so schnell gehen, Isabelle. Du musst dir selbst die Zeit lassen, alles zu verarbeiten. Du darfst nur nie vergessen, dass du, eigens das Verzeihen, nur für dich machst. Nicht für ihn.«

Isabelle nickte, glaubte aber immer noch nicht daran. Sie zog an ihrer Kette, an der ihr Ring baumelte, den Dag ihr damals auf dem Riesenrad geschenkt hatte.

Wie glücklich sie zu jener Zeit mit ihm war und wie weit entfernt ihr dieses Glück nun erschien.

Sie hatten ein Kind bekommen.

Ein Kind begraben.

Isabelle fragte sich, ob nur ihr Verhalten nach Rios ewigem Schlaf dazu geführt hatte, oder ob Dag all das auch getan hätte, wenn dies nicht geschehen wäre?!

Reißen wir uns gegenseitig raus, oder reiten wir uns rein (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt