𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟙𝟞

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Dag kam alleine im Hotelzimmer an. Die zwei Tage seitdem er wieder in Berlin war, hatte er mit Nia verbracht.

Es dämmerte bereits.

Oft kam in ihm das Verlangen hoch, seine Tochter nach Isabelles neuen Nummer zu fragen, aber er wollte sie nicht mit reinziehen in diese, für ihn scheinbare, Unlösbarkeit.

Er checkte trotzdem das Insta-Profil seiner Frau ab. Sie hatte ein neues Bild hochgeladen. Man sah sie nicht. Nur das Pferd unter ihr und der lange Feldweg.

~ Zu wissen, was richtig ist und es nicht zu tun, ist die größte Feigheit. ~

Hatte sie, als Beschreibung dort stehen.

Er runzelte die Stirn. War das eine versteckte Botschaft an ihn? Oder meinte sie sich selbst damit? Andernfalls könnte sie es auch einfach nur so geschrieben haben. Sie benutzte schließlich öfters mal irgendwelche Sprüche, schlichtweg weil sie ihr gefielen.

Er überlegte, ob er ihr hierüber etwas schreiben sollte. Es musste ja keine ellenlange Nachricht sein, wo er versuchen würde, sich zu erklären. Ein Kommentar würde eventuell ausreichen.

Doch was?

Wäre ein Herz zu viel?

Würde sie sich dadurch vielleicht in die Enge gedrängt fühlen?

Er wollte sie nicht in eine Situation bringen, wo sie doch noch in Erwägung ziehen müsste, dass er ebenso anwesend war. Sie hatte sich ja bereits gegen ihn entschieden.

Aber irgendwie wollte er unbedingt, dass sie wusste, dass es für ihn kein Abschied war.

Das Klopfen an der Türe erschrak ihn und er zuckte zusammen.

Ohne Eile, weil er eh keinen erwartete, ging er hin und öffnete diese, um direkt in die dunklen Augen von Carla zu sehen. »Was machst du denn hier?«

»Ich wollte zu dir.« , sagte sie mit einem Lächeln. »Kann ich rein?«

Dag verzog das Gesicht. Er hatte eigentlich nicht vor, sie reinzulassen, wollte ihr aber auch nicht die kalte Schulter zeigen, nachdem er gerade erst mit ihr Schluss gemacht hatte. »Klar. Komm rein.« , meinte er schließlich. »Woher wusstest du, wo ich bin?«

»Es ist dasselbe Hotel, wie davor. Ich dachte, ich versuche mal mein Glück.« Ohne zu fragen, setzte sie sich auf die Matratze des Bettes.

Dag nahm auf den Stuhl platz. Sie sah toll aus. Carla trug eine schwarze kurze Radlerhose und darauf ein Shirt, das zwar weit war, aber immerhin noch genau zeigte, welch ansprechende Figur sich darunter verbarg.

»Warum bist du hier?« , fragte er abermals.

»Ich hab' nachgedacht.«

»Okay?!«

»Ich vermisse dich.«

»Carla, ...«

»Nein, nein, nein, nein, nein. Lass mich ausreden.« , unterbrach sie ihn. »Ich vermisse dich wirklich und ... ich verzeih' dir. Mir ist bisher keiner fremdgegangen. Wozu auch?! Aber ... ich wusste nicht, wie ich damit umzugehen habe, aber ... ich will, dass wir das einfach vergessen und ... weitermachen.«

»Carla, ich hab nicht um eine zweite Chance gebeten. Ich habe es von mir aus beendet.«

»Aber ich will das nicht.«

»Es ist im Grunde nebensächlich, was du möchtest, wenn ich damit abgeschlossen habe.« Dieser Satz traf selbst ihn hart, denn war es bei ihm und Isabelle nicht genauso.

Sie stand auf und stellte sich vor ihm hin, ehe sie in die Hocke ging, damit sie fast auf Augenhöhe waren. »Hast du das?« , fragte sie. »Wenn ich dich jetzt küsse, würde es dir wirklich egal sein?«

Reißen wir uns gegenseitig raus, oder reiten wir uns rein (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt