Kapitel 82

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Ethan Franklin
by MusicalGirl200

Scheinbar waren Leana und ich uns doch nicht ganz ähnlich. Ich hasste das College. Es war reine Zeitverschwendung. Ich vergeudete hier wichtige Lebenszeit, die ich besser nutzen könnte. Das Leben könnte jeden Moment vorbei sein, genau wie bei meinen Eltern.

Deshalb lebte ich im hier und jetzt. Immerhin könnte es jeden Moment aus sein und sollte es so sein, konnte ich wenigstens sagen, dass ich gelebt hatte. „Das College stiehlt wichtige Lebenszeit. Ich lebe lieber im Moment und genieße das Leben in vollen Zügen, bevor es vorbei ist", gab ich meinen Senf dazu und erinnerte mich schmerzhaft an den Tod meiner Eltern.

Leana seufzte etwas aus und nickte niedergeschlagen. "Nur weil das auf euch zutrifft, bedeutet das nicht, dass es für alle so ist. Manche verfolgen ein größeres Ziel", erklärte sie und nahm den letzten Zug ihrer Zigarette ehe sie sie ausmachte.

Wieder sah ich vor meinem inneren Auge, wie die Polizei damals zu uns gekommen war und uns erzählt hatte, was mit unseren Eltern passiert war. Das war der schrecklichste Tag in meinem Leben gewesen und ich war gerade einmal 12 gewesen.

Jaxon hatte sich daraufhin auch eingesetzt, dass er auf mich acht geben durfte weil er bereits 18 gewesen war. Aber an diesem Tag war etwas in mir zerbrochen, dass nicht mehr zu heilen war. Dann machte ich meine Zigarette aus und war mit meinem Gedanken immer noch woanders.

„Ich scheiß heute auf die Uni", sagte ich und machte mich auf den Weg wieder zu gehen. Ich hatte gerade gar keinen Nerv dafür. Doch dann eilte mir jemand hinterher.

"Ethan warte. Ich komme mit. Ich habe sowieso noch etwas Zeit. Und naja, wir müssen noch mein Motorrad holen", erinnerte Leana mich. Stimmt, das stand ja immer noch bei der Bar, weil sie zu betrunken gewesen war.

Eigentlich wollte ich gerade alleine sein, aber na gut. „Ok, dann holen wir schnell dein Motorrad", erwiderte ich und blieb weiter in Gedanken, als wir langsam zur Bar gingen. Ich wusste echt nicht, wie lange ich all das hier noch mitmachen konnte.

Theo sah das etwas lockerer als ich, aber er hatte ja auch nicht Jaxon im Nacken und jetzt wo Valentina auch noch da war. Wäre diese blöde Gang nicht, wäre ich nicht hier.

Leana musterte mich etwas. „Okay, erzählst du mir was los ist? Vorhin hast du dich gefreut mich zu sehen und seit ich das mit dem College gesagt habe ziehst du ein Gesicht, als würde es seit drei Wochen regnen", stellte sie mich zur Rede.

Ich sah weiter auf den Boden, während Leana mich das fragte. „Das hat nichts mit dir zu tun. Es ist einfach wieder ein Scheißtag", entgegnete ich. Jeder konnte mal nicht gut drauf sein und mir ging gerade vieles durch den Kopf.

Dann kamen wir auch langsam bei der Bar an. Zum Glück war das Motorrad noch da. „Da wären wir. Hätte jemand dir dein Bike gestohlen, hätte ich denjenigen gefunden und zu Brei verarbeitet. Na gut, ich will dich auch nicht länger von der Uni abhalten", erklärte ich Leana und überlegte, wo ich jetzt hin sollte.

"Meine Vorlesung beginnt erst in zwei Stunden. Von mir aus können wir was zusammen unternehmen, außer du ziehst es vor allein zu sein und vor dich hin zu grummeln", schlug sie mir vor.

Ich seufzte und sah sie kurz an. „Ich weiß nicht, ob ich heute so eine gute Gesellschaft bin", warnte ich sie ehrlich vor. Ja, meistens war ich locker und cool drauf. Aber auch ich war nur ein Mensch, Dämon hin oder her. Und seit ich wieder hier war, gab es immer öfters Tage, wo ich schlecht drauf war.

Leana wurde dann auf einmal traurig. Wieso das? „Na gut, okay. Wie du meinst. Wir sehen uns ja. Oder auch nicht", entgegnete sie mir und stieg auf ihr Motorrad, um damit zurück zur Uni zu fahren.

Irritiert sah ich Leana an. Was hatte sie plötzlich? Ich war doch nur ehrlich gewesen. Was war daran falsch? Ich dachte, so machte man das bei Freunden? Wieso war sie dann plötzlich so komisch zu mir?

„Wieso verhältst du dich plötzlich so merkwürdig? Habe ich was falsch gemacht?", fragte ich sie nun gerade aus. Ich hatte doch gar nichts gemacht. Sie konnte ja nichts für meine andern Probleme.

Leana seufzte leise aus und schüttelte den Kopf. Was war nur plötzlich mit ihr? Das war mehr als seltsam. „Nein, Ethan. Du nicht, aber ich. Ich hatte gedacht... Naja ist auch egal. Ich habe schon verstanden. Du willst alleine sein und das respektiere ich", erklärte sie mir und startete den Motor und fuhr los.

Völlig irritiert sah ich Leana hinterher, wie sie davon düste. Was sollte das? Wieso benahm sie sich plötzlich so komisch? Ich hatte gedacht, wir waren auf einer Wellenlänge. Scheinbar hatte ich mich dabei wieder getäuscht.

Wütend trat ich einen Stein davon und schrie meine Wut heraus. Alles war gerade zum Kotzen. Wie gerne würde ich mich jetzt betrinken, aber das ging nicht. Schade, dass Dämonen nicht betrunken werden konnten.

Ich holte tief Luft und dann führte mich mein Weg ganz wo anders hin, nämlich zum Friedhof.

Witches & Demons - Alliance or Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt