Why? {L.S.}

Kapitel vierundvireßig

Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Noch nie in meinem Leben wollte jemand meine Songs hören. Wirklich noch nie. Und jetzt will Harry das ich ihm meine Lieder Vorspiele.

Völlig perplex schaue ich in das Gesicht eines sehr enthusiastischen Harry, der zu meinen Übel leider viel zu süß aus sieht um es ihm auszuschlagen. Aber will ich ihm wirklich meine Lieder vorspielen? Möchte ich ihm wirklich Einblick in meine verrückten Hirngespinste geben? Nicht unbedingt wenig davon sind über ihn wenn ich ehrlich bin.

Aber die noch wichtigste Frage ist ob es ihm überhaupt gefallen würde. Also ich sage nicht das ich nicht gut singen kann, aber ich sage auch nicht das ich der nächste Robbie Williams werde. Meine Texte sind nicht mal halb so gut wie die von ihm. Naja zumindest denke ich das. Niall hat mir schon oft erzählt wie gut ich doch wäre und das er alle meine Lieder besser fände als die von Robbie aber Niall ist und bleibt nunmal wenn auch ziemlich nervig die liebste Seele auf dieser Welt. Als mein bester Freund muss er das sagen, oder? Ich meine er selbst ich ein großartiger Songwriter, aber bin ich mir sicher das er mir auch gut zu sprechen würde wenn ich jeden Ton von ,Always You' schief singen würde.

„Ich verstehe wenn du nicht möchtest, aber Louis... das was du da aufgeschrieben hast wirkt für mich auf den ersten Blick großartig. Gut deine Schrift ist nicht die schönste" das hätte jetzt echt nicht sein müssen. „aber die Noten dazu würden so einen krassen Beat abgeben. Schau!" erzählte er und habe ihn glaube ich noch nie so voller Leidenschaft gesehen wie in diesem Moment. Bevor ich jedoch hinterfragen kann was er meint, werde ich durch seine engelsgleiche Stimme unterbrochen, die mich fast das Atmen vergessen lässt.

Is it my imagination?
Is it something that I'm taking?
All the smiles that I'm faking
"Everything is great
Everything is fucking great"
Going out every weekend
Staring at the stars on the ceiling
Hollywood friends, gotta see them
Such a good time
I believe it this time

Ich kann es nicht glauben. Harry singt gerade mein Lied. Mein eigenes Lied. Und verdammt... er singt so gut. Es ist als wäre das Lied nur für ihn geschrieben. Jeden Ton trifft er genau und verbessert hier und da noch ein paar Dinge. Ich wusste das Harry nicht ganz unmusikalisch ist aber das übertrifft echt all meine Erwartungen.

Tuesday night
Glazed over eyes
Just one more pint or five
Does it even matter anyway?

Wie kann man sich nicht in diesen... wie kann man diesen Mensch nicht mögen? Wie er meine Songtexte singt ist der Wahnsinn. Ich frage mich ob er Unterricht nimmt oder so. Also so eine Stimme kann ja wohl nicht einfach nur angeboren sein, oder?

We're dancing on tables
And I'm off my face
With all of my people
And it couldn't get better they say
We're singing 'til last call
And it's all out of tune
Should be laughing, but there's something wrong
And it hits me when the lights go on
Shit, maybe I miss you

Er beendete den Refrain und ich glaube ich habe mir noch nie etwas sehnlicher gewünscht, als das er weiter singt. Seine Stimme war wahres Gold wert und ich hoffte er wusste das.

Ich war noch vollkommen gebannt von der ganzen Situation das ich garnicht mitbekam das Harry bereits angefangen hatte zu reden.

„... gesagt. Du müsstest nur- Louis hörst du mir überhaupt zu?" richtete er nun die Frage an mich, der wie auf Drogen noch irgendwo in die Ferne starrte. Harry schnipste mit den Finger vor meinem Gesicht rum und augenblicklich war ich wieder ganz da. Sein Blick ließ mich für kurze Zeit vergessen in was für einer scheiß Situation ich mich hier befand. Seine Augen sprühten pure Euphorie aus und glänzten noch mehr, wenn das überhaupt noch möglich war. Sein Gesicht war wie ausgewechselt. Wie als hätte ihn noch nie etwas mehr Freude bereitet als in diesem Moment hier zu stehen und über meine Lieder zu reden.

„Ja nein, sorry. Was hast du gesagt?"

„Ich sagte das wenn du die nochmal ein bisschen überarbeitest könnte das richtig was werden. Ich kenne jemanden bei dem du das mal Aufnehmen kannst. Er hat ein Tonstudio und wenn ich meine Beziehungen spielen lasse würde er dich bestimmt was aufnehmen lassen. Louis, du hast ein Riesen Talent fürs Songwriten und wenn meine deine Texte zusammen mit deiner Stimme hört, dann hast du wirklich eine große Chance das das auch in beruflicher Hinsicht was werden kann."

So schön ich es auch fand das Harry mich so unterstützen wollte, ging der Plan den er mir unterbreitete nicht auf. Ein Haufen Dinge würden da nicht mitspielen. Als erstes habe ich nicht mal genug Geld um so was zu bezahlen. Zweitens habe ich auch keine Zeit, da ich mit Fußball, Schule, meinem Job und meiner Familie genug zu tun habe. Drittens Alex wäre nie im Leben damit einverstanden das ich einen zweiten Job habe. Und viertens, was wohl der wichtigste Punkt wäre, meine Texte sind nicht mal halb so gut wie ich sie gerne hätte. Ich würde mich nur blamieren und hätte danach ein mieses Gefühl von Versagen. Außerdem, wollte ich das den wirklich mal als meinen Beruf wählen?

Kurz gesagt: es ist und bleibt unmöglich.

„Harry, das wird nie funktionieren. Ich hab-"

„Nein Louis, wirklich. Du wärst super darin. Du musst dich nur-"

„Was? Anstrengen? Alles was du da so erzählst klingt ja nicht schlecht, aber es geht einfach nicht. Mir fehlen so ziemlich alle Voraussetzungen für so einen Job. Wie du bereits erwähntest müsstest du deine Beziehungen spielen lassen um mich da rein zubekommen. Für normalsterbliche wie mich, die nicht alles hinterher geräumt bekommen und mit der Gewissheit aufwachsen das sie nie auf der Straße landen, ist es verdammt schwer in so einer Branche erfolgreich werden." erkläre ich etwas lauter als beabsichtigt. Das der letzte Satz grundlegend gegen Harry ging, bemerkte er früher als ich. Enttäuscht sank sein Kopf nach unten und auch das glitzern seiner Augen verschwand.

Mit einem Seufzen ließ ich mich auf meine Bett fallen und strich mir durch die Haare. Mir wurde schlagartig alles zu viel.

„Ich glaube ich sollte jetzt gehen, aber keine Sorge, bevor ich mich auf den Weg mache baue ich noch eine gigantische Mauer aus meinen Geld, um dein Haus, das auch ja niemand, den Weg rein findet." sagte Harry noch ehe er den Raum verließ. Mir war klar das das was ich gesagt habe nicht stimmt und auf keinen Fall auf ihn zutrifft, aber ich war einfach so wütend darauf das, das was Harry erzählte mir schon einmal gesagt wurde und es nicht klappte. Schon einmal bin ich auf diesen Pfad gegangen nur um schmerzlichst zu erfahren, das es wohl für immer nur ein Traum bleiben sollte.