Kapitel sechsundsiebzig

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„Was?" fragte ich verdammt verwirrt, aber gleichzeitig auch ein wenig sauer. Wieso zum Teufel hatte er etwas mit diesen Leuten zu schaffen? Woher wusste er wer Dylan war? Hatte mich die beiden deswegen die letzen Wochen in Frieden gelassen?

„Harry, warum suchen mich diese Leute?" wollte ich angesäuert wissen. Ich gab mir hier gerade echt viel mühe nicht auszurasten, doch der Gedanke das Harry... das er hinter meinem rücken etwas mit diesen Leuten zutun hatte, lässt mich, mich verdammt hintergangen fühlen.

„Ich... Louis du-"

„Nein! Sind sie der Grund warum du mit mir Schluss gemacht hast und mich in den glauben gelassen hast, das hätte etwas mit mir zutun?" unterbrach ich ihn und vermied in anzusehen. Mein Blick lag starr auf dem Bett, worauf Harry vor ein paar Sekunden noch lag.

Harry antwortete mir nicht, doch das war mir Antwort genug.

„Leg dich sofort wieder hin, oder ich schwöre bei Gott das du sehr bald in den Genuss kommst zu erfahren wie sich die Hölle anfühlt." befahl ich und zeigte dabei mit meinem Finger auf ihn. Ich konnte schon förmlich riechen das er widersprechen wollte, doch ich zeiget noch einmal strikt auf das Bett und verließ das Zimmer.

Ich konnte noch hören wie sich die Tür hinter mir schloss, als ich auf die nächstgelegenste Toilette rannte. Zu meinem Glück schien ich alleine zu sein und ich stolperte zum Waschbecken. Dort stütze ich mich mit meinen Händen auf die Kante der kalten Fliesenplatte und ließ meinen Kopf einfach fallen. Mein Verstand wollte zerspringen und ich hatte das Gefühl all meine Körperteile würden absterben.

Ich fühlte mich so hintergangen. Harry hatte mich hintergangen. Er hatte etwas hinter meinem Rücken getan, was ich ihm nicht verzeihen konnte. Ich hatte ihm vertraut und er hatte dieses Vertrauen bewusst in die Tonne gehauen und das schlimmste ist, das ich ihm vor ein paar Minuten noch meine Liebe geschworen hatte. Wie dumm ich doch war. Doch ich konnte nicht wissen das Harry so ist. Das er mich so verraten würde und etwas mit genau den Leuten tut, die mein Leben wohl an aller meisten, auf dieser Welt zerstört haben.

Mein Kopf schwirrte und ich rang mich durch in den Spiegel zu schauen, doch ich ließ meinen Kopf gleich wieder fallen. Mein eigener Anblick ekelte mich an. Ich hatte deutliche Augenringe, eingefallene Wangenknochen und meine Augen waren rot umrandet. Meine Haut sah mit Sicherheit noch nie so schneeweiß aus und auch meine Haare lagen verstrubbelt auf meinem Kopf.

Harry hatte sich in Gefahr gebracht. Dieser idiot hat sich verdammt in Gefahr gebracht und Ja, ich machte mir gerade Sorgen um ihn obwohl er mich verraten hatte. Ich mochte mir garnicht ausmalen was ihn in dieses Krankenhaus gebracht hatte, aber ich wusste das er es nicht verdient hatte.

Ich verspürte auf einmal eine große menge an Frust und Angst die mich einfach so überrollte und von sehr tief unten kam. Ich kniff meine Augen zusammen um das beginnende Schwindelgefühl zu unterdrücken und hielt mich gleichzeitig fester am Waschbecken fest. Doch das alles half nichts, da sich jetzt auch die Übelkeit zu bemerken machte.

Ich schaffte es gerade so in die Toilettenkabine, als ich mich auch schon übergab. Ich hatte das Gefühl ich würde sterben. Man könnte auch sagen das ich über dramatisierte, doch ich hasste es mich zu übergeben und passend zu meinem Gefühl passte sich eben mein Körper an.

Und selbst als ich mich auf den kalten Fliesenboden sinken ließ, den Klodeckel zu klappte und die Augen schloss, verschwanden diese schlechten Gefühle nicht. Man sollte ja meinen das bei so etwas auch die schlechten Gefühle den Körper verließen, doch in meinem Fall handelte es sich nur um meinen Mageninhalt.

Ich seufzte und stand wieder auf. Wenn Harry damit recht hatte das sie mich suchten, dann waren wir beide nicht mehr sicher. Alex hatte überall Leute und Dylan war schon immer wie ein Drogenspürhund. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Ich nahm mir etwas Toilettenpapier, wischte mir damit provisorisch über den Mund und spritze mir noch einmal kaltes Wasser ins Gesicht. Selbst wenn an dem ganzen Gebrabbel von Harry nichts dran war, musste er sich trotzdem beruhigen und ich bezweifle das er sich wirklich ins Bett gelegt hat und dort auch geblieben war. Außerdem wollte ich definitiv ein paar Antworten, welche ich bestimmt schon länger als 2 Monate ständig wollte.

Ich öffnete die Tür und trat in den, bis auf ein zwei Krankenhelfer*innen leeren Flur und wollte gerade wieder Harrys Zimmer aufsuchen, als eine Gestalt am Ende des Flures meine Aufmerksamkeit erregte. Von weiten konnte ich nicht genau erkenne wer es war, nur die schwarze Kleidung und der Männerdutt stachen in dieser sterilen Umgebung deutlich heraus. Ich hatte ein ungutes Gefühl. Ich fühlte mich wieder so beobachten, was eigentlich lächerlich war, da wie gesagt kaum ein mensch auf diesem Flur stand.

Ich ging einen weiteren Schritt aus der Tür, so das ich ein besseres Blickfeld auf ihn hatte, aber er leider auch auf mich. In dem Moment wo er mich entdeckte, erkannte ich ihn auch, und mein Kopf schrie sofort ,Renn um dein Leben, du depp'. Doch um darauf jetzt zu hören war ich viel zu geschockt. Meine Augen waren weit aufgerissen und ich stand da wie angewachsen.

Das war nicht nur irgendeine zwielichtige Gestalt. Das war ein Mitarbeiter von Alex und ein zwei mal war ich ihm schon über den Weg gelaufen. Er war als Schläger bei Alex beschäftig, doch soweit ich weiß, tat er mehr als nur schlagen. Ich hatte den Kontakt mit ihm und seinen ‚Freunden' immer gemieden und ich war nicht scharf drauf das jetzt nachzuholen, weil so wie aussah Harry wohl recht hatte.

Sie suchten mich und das nicht um mit mir nen Kaffe zu trinken.

Endlich schaffte ich es mich zu bewegen und rannte so schnell ich konnte in eines der gegenüberliegenden Zimmer, und schloss die Tür. Mein Puls war sicher auf 180 und mein Atem ging verdammt schnell, aber ich konnte mich hier nicht drin verstecken. Abgesehen von dem alten Mann der im Bett neben mir lag und zu schlafen schien, war da auch noch die Sache das ich unbedingt zu Harry musste, weshalb ich auf keinen fall hier bleiben konnte.

Doch wie sollte ich zu Harry kommen? Der Mann hatte mit Sicherheit gesehen das ich hier rein bin.

Ich fuhr mir nervös durch die Haare und lief von hier nach da. Ich musste jetzt hier weg. Harry würde es mit Sicherheit nicht ein zweites mal schaffen, aus einem zusammentreffen mit ihnen zu überlegen, also musste ich ihn beschatten. So lächerlich das auch klang, es war die Wahrheit das er nunmal jetzt nicht in der Lage war irgendwas gegen diese Typen zu tun.

Ich legte mein Ohr an die Tür und hörte so gut es ging ob da draußen etwas vor sich ging, doch ich hörte weder Schritte noch Stimmen. Vielleicht war er ja doch weggegangen?

Vorsichtig streckte ich meinen Kopf einen Spalt durch die Tür und scannte den Flur ab. Zu Harrys Zimmer waren es nur zwei weitere Türen. Das konnte ich schaffen.

Also nahm ich meinen Mut zusammen und betrat den Flur. Dann rannte ich so schnell es ging zu Harrys Zimmer und öffnete die Tür. Als ich drin war schloss ich diese ab und ging einige Schritte nach hinten. Mein Herz war immer noch viel zu schnell und ich bekam immer mehr Angst. Das war heute einfach nicht mein Tag. Ich brauchte nach dem ganzen Scheiß definitiv eine Therapie.

„Louis? Alles gut? Wenn es wegen vorhin ist dann-" begann Harry, der brav in seinem Bett lag, doch besorgt drein guckte. Ich fuhr erschrocken rum und schaute ihn mit riesengroßen Augen an. Mir war natürlich bewusst das er in seinem Zimmer war, aber in diesem Moment konnte mich ein landender Schmetterling erschrecken.

„Nein. Es-Es ist nicht wegen vorhin. Du... hattest recht. Sie sind hier."

Why? {L.S.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt