Kapitel zweiundziebzig (Harry)

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48 stunden vorher:

Die Tage die ich mich von ihm fern halten musste vergingen immer schneller und als ich dachte endlich damit abgeschlossen zu haben, also zumindest mit dem vorübergehenden abstand, kam ein erneutes unerwartetes Aufeinandertreffen. Ich schaffte es wieder  alles zu versauern und mehr. Erst das ich mich überhaupt auf ein Gespräch mit ihm einließ, dann das ich obwohl mein kopf es mir strikt verbot mit ihm wieder rein ging, ihn küsste, ihn auszog und die Krönung: dann ging obwohl er mir vorher sagte das er mich liebte. Aber das war nunmal ich. Alles versauen, immer das falsche sagen und tun und meinem Herzen erlauben die Entscheidungen zu treffen.

Wie auch immer. Nach diesem Zusammentreffen ging es mir dreckig. Ich hatte überlegt ihn einfach nochmal aufzusuchen, doch diesmal war mein Kopf der praktisch ‚NEIN!!!!!' schrie und Liam stärker. Der war stink sauer auf mich und ich konnte ihm das auch nicht verübeln. Ich habe nicht nur Louis verletzt sondern auch ihn. Ich habe den Kontakt zu fast allen abgebrochen und leider zu meinem besten Freund auch. Nur ab und an schaffte ich es unbemerkt mit ihm zu telefonieren, dann schrie er mich meistens an und war gleichzeitig noch am weinen. Aber ich wusste nicht was ich tun sollte. Jeder der mit mir in Kontakt war, konnte irgendwann ein potenzielles Ziel von Alex werden. Zumindest wenn mein Plan aufging.

*

„Das ist doch Wahnsinn!! Das geht einfach zu weit." schrie ich und lief aufgeregt auf und ab.

„Das ist kein Wahnsinn und wenn ich dich dran erinnern darf, bist du hier nicht derjenige der wählerisch mit den Aufträgen sein kann." erwiderte Alex leicht säuerlich zurück, doch ich hörte kaum was er sagte. Viel mehr schwirrten in meine Kopf gerade sämtliche Szenarien umher was passieren könnte.

„Ich werde das nicht tun. Komme was wolle." sagte ich bestimmt und hoffte er würde es dabei belassen, doch das war offensichtlich Wunschdenken.

„Dann ist Louis so gut wie Tod." antwortete er und das eklige Grinsen was ich so sehr hasste kehrte auf sein verachtenswertes Gesicht zurück.

„Nein!!"

„Oh doch."

„Dylan wird auch nicht damit zufrieden sein. Ihm liegt etwas an Louis." kotzte ich hervor. Jedes meiner Eingeweide schmerzte es, das zu sagen, aber vielleicht war es meine letzte Möglichkeit Louis zu retten.

„Ach... Dylan ist nur eine kleine Ameise unter meinem Stiefel. So wie alle meine Mitarbeiter. Ich würde schon mit ihm fertig werden und außerdem bin ich mir nicht so sicher ob er nicht sogar selbst dazu gewählt wäre ein Messer zwischen die Rippen deines Freundes zu rammen." zerstörte er meine letzte Hoffnung. Was zum Geier sollte ich jetzt tun? Ich kann doch nicht an Kinder verkaufen. Theoretisch sollte ich an niemanden verkaufen, aber niemals im leben an Kinder. Vor allem nicht in einem Waisenhaus, wo sie niemanden haben der sie beschützt. Niemand der sie so großzieht wie sie es sollten. Ich weiß wie sich so etwas anfühlt und auch wie es ist keine chance auf ein normaleres leben zu haben.

Nein ich kann nicht. Ich mache da jetzt nicht mit.

„Ich... ich werde das nicht tun." erklärte ich bestimmt.

„Schade." sagte er nur und kurz darauf packten mich auch schon Alex' Lakaien. Der erste schlag landete in meiner Magengrube und ich zischte schmerzerfüllt auf. Mein kopf viel nach unten und meine Beine gaben den Geist auf, so das ich nur noch von den vier Armen die mich umklammerten gehalten wurde.

„Natürlich wird trotzdem jemand dahin gehen und verkaufen. Ich hatte bloß gehofft das du es machst. Schade. Wirklich schade." begann er und stand von seinem kleinen Stuhl auf. Seine Hände verschränkte er hinter seinem Rücken und stolzierte dann langsam um seinen Tisch auf mich zu. Sein Blick war gleichgültig und kalt, kein grinsen oder sonst so etwas.

„Nun... du bist ja nicht ganz dumm, also wirst du verstehen das ich jetzt jemanden zu deinem Lover losschicken werde. Deal ist nunmal Deal." erklärte er gespielt traurig. Ich hob meinem Kopf und blickte ihn hasserfüllt an, sofort kassierte ich einen weiteren Schlag in mein Gesicht und ich spürte das Blut an meiner Lippe.

„Hör auf dich zu währen. Es bringt nichts und macht alles nur komplizierter." befahl er und kam mir näher. Ich pustete einer der längeren Strähnen meiner Haare aus dem Gesicht und blickte mit zusammengebissenen Zähnen zu ihm hoch. Ich würde mich hier jetzt nicht geschlagen geben. Auf keinen fall würde ich ihm jetzt diese Genugtuung geben, gewonnen zu haben.

Ich spuckte ihm vor die Füße und kriegte kurz darauf Schläge in beide Seiten. Meine Rippen schmerzten schrecklich und ich war mir sicher das sie zumindest angeknackst waren.

„Na Na Na... wir wollen doch mal nicht ungehörig werden. Oh weißt du was mir kam gerade eine tolle Idee. Ich wette dir würde es gefallen zu sehen wie Dylan kleine Tütchen an die gierigen Waisenkinder verteilt. Du solltest mitkommen und wenigstens sehen was dich und Louis vor einem schmerzhaften Ende gerettet hätte. Ja. Das ist toll. Das machen wir jetzt." erzählte er ganz euphorisch und seine Augen leuchteten auf. Was ein Psycho.

***

Ich wurde K.o. geschlagen und das nächste was ich dann wieder mitbekam, war das laute Geschrei von Kindern. Schlagartig öffnete ich die Augen und blickte mich hastig um. Ich befand mich auf einer abgelegene Straße, neben mir standen zwei rundliche Männer und vor mir stand ein schon etwas in die Jahre gekommenes Haus. Dort befand sich ein Spielplatz auf dem Kinder hin und her wuselten, doch ich erkannte weder Alex noch Dylan dort und ich atmete auf. Vielleicht war das hier ja auch nur irgendein schlechtes spiel.

Doch ich hatte mich zu früh gefreut. Aus einem weißem alten Van den ich bis zu diesem Momente nicht realisiert hatte stiegen jetzt sowohl Dylan als auch Alex. Sie lachten und trugen zwei Tüten mit sich herum, dessen Inhalt ich nicht erfahren wollte. Sie kamen auf uns zu und ich wollte aufstehen, doch Fesseln an Fuß und Hand hinderten mich daran und ich blieb sauer sitzen.

Bevor ich etwas sagen oder tun konnte wurde ich wieder hoch gerissen und die zwei Männer schliffen mich Richtung Eisentor was der Eingang zu diesem Haus zu sein schien. Ich windete und währte mich so doll ich konnte aber sie waren stärker und Tritten mich einfach jedes mal. Wir kamen vor dem Tor an und ich wurde wieder runter gelassen. Alex und Dylan standen bereits dort und ich würdigte sie keinen Blickes, aber das lag teils auch daran, das mein Blick bereits von etwas anderem eingenommen wurde. Die Kinder waren völlig alleine. Niemand war auch nur in der nähe, der etwas sagen könnte wenn er uns sah. Keiner könnte ihnen jetzt helfen.

„Kinder?! Na, wer will ein Bonbon?" schrie Alex und augenblicklich kamen alles Kinder in Scharen angelaufen. Sie stellten sich ans Tor, kaum älter als 6 und streckten ihre hand einfach aus. Sie waren noch so jung und so klein. Allein der Inhalt einer Tüte würde die meisten hier süchtig machen und andere sogar töten.

Ich blickte Hilfesuchende zu Alex. Vielleicht würde er ja doch allen in frieden lassen wenn ich irgendwas anderes für ihn tat, doch der grinste mich nur und holte noch mehr aus seinem Beutel. Die Kinder nahmen es begierig und sagten sogar noch danke. Wenn sie nur wüssten was sie sich da gerade antaten.

Dann packte mich die Wut. Ich schrie auf und schaffte es irgendwie an das Tor.

„NEIN!!! NEHMT DAS NICHT. GEHT SCHNELL. RENNT. RENNN-" und weiter kam ich nicht da wurde ich schon gegen das Tor geschubst und es wurde auf mich eingetreten. Ich weinte und schrie immer wieder sie sollten sofort abhauen, ein paar stutzen, doch Alex überredete alle weiter zu nehmen.

Ich schrie mir die Seele aus dem Leib und die Schläge und Tritte wurden härter und stärker. Ich dachte sie würden gar nicht mehr aufhören und ich hatte mich damit abgefunden, doch dann ließen alle schlagartig von mir ab und ich stand ruckartig auf. Meine Sicht war verschwommen, weshalb ich dem folgende auch nicht mehr ausweichen konnte.

Dann stachen sie zu.

Why? {L.S.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt