Ich ließ mir nichts anmerken. Tatsächlich schlich sich in diesem Moment sogar ein kleines Lächeln auf meine Lippen. Auch wenn ich gerade zu 100% am Arsch war, musste ich den schein aufrecht erhalten. Wenn ich jetzt nachgeben würde, wäre ich innerhalb zwei Sekunden tot, aber wenn ich weiter spielte, ihn weiter provozierte mit dem was ich wusste, gäbe es etwas was ihn dazu bringen würde mich nicht gleich umzulegen. Neugierde. Ihn wurmte es nicht zu wissen, was ich gegen ihn in der Hand habe. Ganz einfach aus dem Grund das er mögliche Schwachstellen sichern will, die ihn zu Zielscheibe machen könnten. Und das konnte ich in diesem Moment gegen ihn ausnutzen. Einfach irgendeinem Mist zu reden würde mir das leben retten.
Also nein, ich nahm meine Hände nicht hoch oder strahlte auch nur eine Sekunde meine Angst aus.
„Wen willst du hier etwas vormachen? Du wirst mich nicht töten." sagte ich vollkommen überzeugt und versteckte meine zitternden Hände hinter meinen Rücken.
„Lustig das du das immer noch glaubst, nachdem die sämtliche Waffen an den Kopf gehalten werden. Bewundernswert." gab er nur mit zusammengepressten zähnen von sich. Ihn provozierte mein verhalten sichtlich.
„Ich bin eben etwas besonderes." erwiderte ich mit einem scheinheiligen lächeln. Ich hielt mich selbst davon ab einen der Waffenträger näher anzuschauen, sondern ließ meinen Blick auf Alex, darauf konzentriert meine Fassade nicht bröckeln zu lassen.
„Aber du weißt ja wie das mit besonderen oder einzigartigen Sachen so abläuft. Nacheinander sterben sie alle aus." sagte er mit einem siegessicheren Lächeln. Ich wette auf den Spruch war er jetzt stolz.
Gerade wollte ich etwas erwidern, als Alex seine Hand hob und darauf mehreres klicken ertönte. Sie hatten die Waffen entsichert. Langsam aber deutlich verrutschte meine Grimasse und mir wurde erneut bewusst wie ernst das hier war. Plan hin oder her, im Zweifelsfall konnte der auch nichts mehr ausrichten.
„Ja ich mache keine Scherze. Also sag was du gegen mich hast und vielleicht kann ich dann mal schauen ob ich dich zu deinem Freund bringen kann." überlegte er laut und ich verzog das Gesicht.
„Zu erst will ich ihn sehen." forderte ich ebenso bestimmt wie auch schon vor dem ganzen Waffengedrohe.
„Nein, ich will erst die Information!" schoss er zurück.
„Zeigt ihn mir, oder ich will lieber gleich sterben."
„Wie sie wünschen..."
Und das war's. Ich diesem Moment dachte ich wirklich das war mein Ende. Mehrere Waffen auf mich gerichtet, mein bescheuerter Ex-Boss vor meinen Augen und die Gewissheit das so ziemlich alle Menschen die ich liebte auf mich sauer oder tot waren. Das klingt vielleicht seltsam, aber ich war in dieser Sekunde bereit. Ich hatte mit dem Schuss gerechnet, der mein Leben verkürzen würde. Der mir sämtliche Chancen auf eine Zukunft nehmen würde. Aber der mich zu Harry bringen würde. Keine Probleme mehr. Vielleicht wäre es so wie in meinem Traum, abgesehen von der verschlingenden Händen. Es klang fast zu schön um wahr zu sein.
„Waffen runter und Hände nach oben ich sie sehen kann!!!" schrie auf einmal jemand und das riss mich wieder zurück in die reale Welt. Sofort verfluchte ich meine zuvor gehabten Gedanken und blickte mich suchend nach der Herkunft der Stimme um. Nur weil Harry nicht mehr auf dieser Welt wandelte, sollte ich doch nicht auch noch selbst mein Ende finden. Er hätte das nicht für mich gewollt. Er hätte mir ein erfülltes langes Leben gewünscht und alle damit zusammenhängenden Folgen. Studium, Job, Liebe, ein Haus und später ein paar nervige Kinder, die im Garten meines Einfamilienhauses rumtollten. All das was er nicht hatte schaffen können, hätte ich für ihn getan.
Am Ende der Gasse standen mehrere Männer und Frauen in blauen Uniformen, die allesamt mit Waffen ausgestattet waren und damit auf meinen Angreifer zielten. Alex hatte sich erschrocken umgedreht und auch die anderen ließen ihre Waffen erschrocken sinken und wendeten sich den Polizisten zu. Erneut schrie ein Polizist das sie ihre Waffen sinken lassen sollten und die Hände heben sollten, jedoch schien das eher zwecklos.
Nach einer kurzen Minute der Fassung, zielten die Männer nun auf die Polizisten und ich fühlte mich wie in einem sehr schlechten Film. Alles ging so rasend schnell. Die Polizisten forderten die Männer auf ihre Waffen zu senken sonst würden sie schießen und kurz darauf ertönte der erste Schuss. Ich hatte kein Ahnung woher dieser kam, aber er traf anscheinend nicht denn alle standen noch immer am selben Punkt und machten nicht den Anschein einer Schusswunde.
Eine kurze Zeit war es still. Keiner bewegte sich, sondern starrte nur den gegenüber an und probierte ihn einzuschüchtern. Ich hatte keine Ahnung woher die Polizei überhaupt her kam oder wie viele sie waren, aber mit bloßem Auge würde ich sie auf die 8 Leute schätzen und damit waren sie weniger als die Angreifer.
Sie riefen sich kurz etwas in keiner mir verständlichen Sprache zu und das schien wie ein Startschuss. Die eine Hälfte stürzte sich auf die Gesetzeshüter und die andere rannte schnurstracks auf Alex zu und umringten ihn. Dann rannten die kleinen Gruppe los, Alex im Schlepptau und bauten sich so vor ihm auf, das ein möglicher Schuss keine Auswirkungen auf ihn haben könnte.
Sofort trennten sich auch die Polizisten und rannte ihnen hinterher, aber kurz darauf wurde das Feuer eröffnet und die ersten gingen zu Fall. Ich stand mittlerweile ziemlich abseits und beobachtete alles mit großen Augen, die Hand durchgehen unter meiner Jacke an dem kalten Stück Metall, das schwer in meiner Brusttasche lag. Mein Atem ging schnell und mein Blick huschte immer schneller hin und her, während ich mich mit dem Rücken an die Backsteinmauer drückte.
Ich bekam kaum noch was mit. Ich hörte schreie, Schüsse, zum Teil einzelne Wortfetzen und am lautesten das klopfen meines Herzens. Mein Kopf pochte regelrecht und das Blut rauschte in meinen Ohren. Ich wusste nicht wie viel Zeit verging, aber anscheinend hatten sie mich vergessen, denn ehe ich mich versah hatte ich eine sanfte Hand auf dem Oberarm und ich zuckte zusammen.
„Alles gut. Sie können sich jetzt beruhigen. Alle Leute sind Verhaftete und unschädlich gemacht. Ihr Freund hat uns gerufen und anscheinend war das auch gut so. Können sie gehen?" fragte mich eine weibliche Stimme, als ich meinen Kopf hochriss. Sie war eine Polizisten und ich atmete hörbar aus, als ich ihr Abzeichen an der Bluse sah. Ich blickte mich kurz um, doch konnte weder Leichen noch Blutspuren erkennen. Aber viele Polizisten liefen überall herum und schauten sich alles an.
„Ja... ich... können wir-" stotterte ich vor mich herum und probierte meine Gedanken zu Orden. Niall, Mum, Alex, Waffen, Tot, Harry. Harry!! Oh scheiße.
„Ganz ruhig. Wir bringe sie jetzt hier weg. Wollen sie jemanden-"
„Ich muss zu Harry. Wo ist er? Haben sie ihn gefunden?" unterbrach ich sie aufgeregt und befreite mich aus ihren Armen um mich weiter umzusehen.
„Warten sie. Wer ist Harry? Sie müssen sich hinsetzen. Kommen sie. Wir können ihren Freund gleich suchen." probierte sie, doch ich lief nur weiter ziellos durch die Gegend.
„Nein wo ist Harry?"
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Why? {L.S.}
Fanfiction„Warum, warum zum Teufel sollte ich das tun?" fragte ich ihn mit tränenerstickter Stimme. „Weil du sonst nicht überleben wirst." „Warum ist dir das überhaupt so wichtig, das ich überlebe? Bisher war ich nur eine Last für dich." „Vielleicht bist du m...