Kapitel sechsundachtzig

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Die weitere Nacht verlief relativ ruhig. Harry war noch nicht aufgewacht und nachdem Lottie sich auch wieder schlafen legte, schaffte ich es auch endlich die Augen zu schließen. Besonders gemütlich war das ganze nicht, da ich es mir auf einen Sessel gemütlich machen musste, aber ich wollte Harry weiter im Auge behalten, falls doch noch etwas passieren sollte. Außerdem wollte ich auch nicht wirklich hoch in mein Zimmer. Ich wäre dort so alleine und ich brauchte gerade einfach Gesellschaft. Wenn auch schlafende.

So gegen 10 wachte ich wieder auf, durch das Sonnenlicht was genau in mein Gesicht schien. Wie toll es doch war so wunderschöne von einem idiot ausgewechselte Fenster zu haben! Matt musste ich zum Glück schon lange nicht mehr sehen, aber wenn man meine jetzige situation betrachtete, war es wohl eher glück im Unglück. Ich vermisste die schule. Es klang seltsam und auf keinen fall nachvollziehbar, aber dieses Jahr war mein letztes. Und wenn ich ein anständiges Abi schaffen wollte, musst dich mich auf jeden fall mal wieder blicken lassen.

Ich stand aus meiner unbequemen pose auf, ließ einmal alle meine Muskeln knacken und schlurfte dann verschlafen in die Küche. Lottie hatte sich zum Glück bereit erklärt, Fizzy und die Zwillinge an den richtigen schulen abzusetzen, so das ich weiter schlafen konnte und Harry und ich uns aussprechen konnte, wenn er aufwachte. Ungestört. Aber dafür musste Dornröschen erstmal halbwegs gesund werden.

Sein Gesicht hatte fast wieder eine normale Farbe erreicht und nach vorsichtigen abchecken konnte ich mir auch sicher sein, das seine wunden verheilen werden. Die Pflaster hatten gut gehalten und auch der Verband ließ nicht zu wünschen übrig.

Nach dem ich mit einem Tee bewaffnet wieder ins Wohnzimmer kam, war Harry zwar noch nicht wach, aber seine Wangen waren leicht gerötete und zwischen seinen Augenbrauen befand sich wie üblich, die kleine Sorgenfalte. Eines seiner Beine hang von der Coach runter, während das andere locker auf den polstern ruhte. Bei seinen Armen war es noch lustiger, da der eine die lehne des Sofas umklammerte und der andere auf seiner Brust lag.

Ich musste ein wenig schmunzeln bei diesen Anblick und wünschte mir, ihn unter anderen Umständen so sehen zu können. Dann setzte ich mich zurück auf den Sessel und nippte ein wenig an meinen noch viel zu heißen tee. Eigentlich war für heute Regen angesagt, aber auf den konnte ich gerade auch noch gut verzichten. Wie die Sonne Harrys Gesicht streichelte und seine eh schon herausstehenden Kieferknochen noch mehr betonte, war ein ein unvergesslicher Anblick.

Nach etwa 10 Minuten stille, hörte ich ein kleines grunzen und kurz drauf flatterten die Augen von ihm langsam auf. Ich stellte meine Tasse schnell weg und ging dann zu ihm rüber. Ich setzte mich auf den Boden vor ihm, so das ich ihm genau ins Gesicht gucken konnte und begann warm zu lächeln.

„Du bist wach." stellte ich unnötigerweise in einem flüsterten fest und legte eine Hand auf seine Wange.

„Und du bist hier." erwiderte er und schenkte mir ein müdes, aber trotzdem starkes lächeln. Ich kicherte und strich dann weiter hoch über seine Haare. Er wollte sich aufsetzen, doch als er die ersten Muskeln in seinem Bauch anspannte, zischte er schmerzerfüllt auf und legte sich wieder hin.

„Du darfst dich noch nicht so vie bewegen. Die Wunden müssen erst anfangen richtig zu heilen." erklärte ich und legte ihm das Kissen auf das sein Kopf lag, so hin das er mich besser angucken konnte. Dann hob ich sein eines Bein wieder auf die Coach und legte noch eine Decke über ihn, während er mich die ganze Zeit beobachtete.

„Louis?"

„Ja Haz?"

„Ich liebe dich." sagte er und meine Augen begannen zu brennen. Ich kniete mich wieder vor ihn auf den Boden, nahm sein Gesicht in meine Hände und blickte in das undurchdringliche grün.

„Ich liebe dich auch, du idiot." beteuerte ich und drückte danach meine Lippen auf seine. Vorsichtig schob ich meine Hände in seine Haare und streichelte seinen Kopf ein wenig. Der Kuss dauerte nicht lang, aber er drückte so ziemlich alles aus, was wir beide in den letzten 48 stunden wollten.

„Dir geht es gut oder?" wollte er wissen, als wir uns getrennt hatten, aber unsere Stirnen immer noch an einander gepresst waren.

„Du weißt gar nicht wie gut es mir geht." hauchte ich, grinsend wie ein Honigkuchenpferd. Wie sollte es mir auch nicht gut gehen? Harry war hier, ihm ging es durchschnittlich gut und wir beide waren zusammen. So ziemlich alles was ich mir in den letzten Tagen gewünscht hatte, war wahr geworden und sobald wir es noch die nächsten Tage auch so überstanden, würden wir es wohl schaffen.

„Kannst du dich noch an die letzten Stunden erinnern?"

„Es geht so. Ich weiß das sie versucht haben mich zu töten... im Krankenhaus glaube ich, aber wie du ja jetzt unschwer erkennen kannst haben sie es nicht geschafft." begann er und schmunzelte, aber ich konnte mich nicht dazu durchringen es ihm gleichzutun. Viel mehr schmerzte mich der Gedanke daran.

„Ja, ich schaffte es die Waffe schnell wegzudrücken, jedoch traf der Schuss dann den Kollegen von den schützen ins Bein und daraufhin kassierte ich sehr heftige Schläge ins Gesicht. Sie knockten mich aus und als ich wieder aufwachte war ich in dem Kofferraum eines fahrenden Autos. Die Deppen hatten aber vergessen mich zu fesseln, also konnte ich sobald der Kofferraum auf war, fliehen. Ich konnte glaube ich zwei Gefechtsunfähig machen, aber der dritte hatte ein Messer und traf mich damit vielleicht zwei mal, ehe ich ihn auch schlagen konnte. Also wenn du mich fragst sollte Alex definitiv mal seine Einstellungskriterien ändern. Wenn sie schon nicht heiß sind, sollten sie wenigstens mich besiegen können." scherzte er und wieder viel es mir eher schwer zu lachen.

„Ja egal. Dann lief ich einfach. Keine Ahnung wo ich war, da hab ich auch noch nicht so schlimm geblutet, aber irgendwann fand ich dann diesen Park. Da wo ihr auch mal für den Wettkampf geübt habt. Und ab da, wusste ich den weg dann." beendete er, aber glücklicher weise wirkte er weder traumatisiert, noch verwirrt.

„Es tut mir alles schrecklich leid. Du weißt gar nicht wie sehr." beteuerte ich nach einer kurzen Pause stille, seine Hand fest umklammert.

„Deswegen wollte ich das am Anfang auch nicht. Genau aus diesem Grund, wollte ich keine Beziehung mit dir. Weil dir so ein scheiß passieren könnte und jetzt waren wir nicht mal mehr richtig zusammen und es ist dir trotzdem passiert. Ich verspreche dir jetzt etwas." heulte ich weiter und sah schon wie Harry seinen Mund öffnete um mich zu unterbrechen, aber ich gab ihn nicht die Möglichkeit dazu.

„Ich werde dich ab jetzt nie wieder schutzlos lassen. Ich werde dich bis zu meinem verfickten Lebensende beschützen und nicht mehr aus den Augen lassen. Und wenn wir uns irgendwann vielleicht trennen, dann glaub nicht das das aufhört. Mein Gott ich werde dich stalken wenn es nötig ist." scherzte ich, aber meinte es eigentlich ziemlich ernst. Harry kicherte und ich stimmte endlich mit ein.

„Für immer?" fragte er.

„Für immer."

Why? {L.S.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt