Kapitel sechzig

39 7 0
                                    

Nach dem Abendessen legte ich mich sofort schlafen. Ich hatte wenig lust den beiden Turteltauben bei ihren Liebesbekundungen zuzugucken, außerdem war ich total erschöpft von den Tabletten gegen die Halsschmerzen und das Fieber gab mir dann auch noch den rest.

Ich schlief schnell ein, doch genauso schnell wachte ich auch wieder auf.

Gegen 2:30 Nachts hörte ich Schritte innerhalb meines Zimmers. Sie waren relativ leicht, doch waren sie definitiv von einem größerem Menschen. Zu erst bewegte ich mich gar nicht. Was ist wenn das hier gerade ein Einbrecher war? Was ist wenn es einer von Alex angestellten war?

Ich stellte mich weiter schlafen und irgendwann waren keine schritte mehr zu hören. Ich späte vorsichtig zum Fenster, welches offen war, jedoch nicht durch meine Hand. Ich spürte förmlich wie meine Herz immer und immer schneller wurde und auch meine Atmung ungleich verlief.

Vorsichtig drehte ich mich auf den Rücken und schaute mich im dunklem Zimmer um. Fürs erste musste sich meine Augen erst an die Dunkelheit gewöhnen, doch dann erkannte ich ihn und mein Herz blieb ganz stehen.

Ich erkannte nicht mehr als eine Silhouette, doch auch die würde ich überall erkennen.

Harry.

Das wenige Licht was der Mond spendete lies mich erkennen das Harry genauso überrascht zu sein schien wie ich. Seine Augen waren groß und sein Mund war einen kleinen spalt geöffnet, aber das war es dann auch wieder von den Sachen die ich erkennen konnte.

Eine Zeit lang schauten wir uns einfach nur an. Da war wieder so etwas in dem unendlichen grün seiner Augen, was mich mit sich zog. Wie als würde eine unsichtbare Hand, mich immer mehr mit sich in die tiefe ziehen. Jedoch hatte ich keine angst. Viel mehr war es ein wohlig warmes Gefühl.

Kurz als ich dachte das hier wäre alles nur ein Traum, regte sich Harry doch. Es wirkte so als ob er einen Schritt auf mich zu machen wollte, doch dann hielt ihn anscheinend etwas auf und er trat kopfschüttelnd zurück.

„Ich dachte du würdest schlafen?!" hauchte er, so das man in kaum verstehen konnte, jedoch klang es eher nach einer Feststellung als nach einer Frage. Ich schüttelte den kopf und richtete mich ganz auf.

„Und ich dachte du wolltest dich von mir fern halten?!" sagte ich und verschränkte meine arme vor der Brust. Wie auch immer mein Körper es gerade schaffte nicht sofort aufzustehen und zu ihm zu rennen, ich war ihm dankbar dafür. Vielleicht war es das Fieber, oder mein Selbstvertrauen, was sich aus hinterster ecke meldete, aber ich wollte Harry jetzt nicht die Genugtuung geben, ihn mit offenen Armen zu begrüßen, wenn er mich auf die beschissenste Weise aller Zeiten abserviert hat.

„Das dachte ich auch... deswegen werde ich jetzt auch gehen." wollte er sich verabschieden, doch ich war noch nicht zufrieden damit. Gerade als er Richtung Fenster ging, packte mich die Wut.

„NEIN! Warte!" beschwerte ich mich und stand auf. Die Sache war nur, das ich das definitiv zu schnell tat und sich durch meinen kranken Körper jetzt alles drehte. Ich hielt mir meinen Kopf und schloss meine Augen, ehe ich mich zurück auf das Bett plumpsen ließ. Nach wenigen Sekunden war meine Sicht wieder normal und auch mein Kopf schmerzte nicht mehr so sehr.

Diese kleine Gelegenheit nutzte Harry aus und als ich mich im Zimmer um sah, war alles leer. Schnell hechtete ich zum Fenster, ignorierte das erneute rebellieren meines Kopfes und schaute nach draußen in die Dunkelheit. Das Zimmer war in zweiten Stock, dementsprechend musste Harry noch fast zwei meter in die Tiefe springen. Wie auch immer er es hier überhaupt hoch geschafft hat.

Ich konzentrierte mich genau auf einen Punkt und irgendwann war meine Sicht gut genug, um Harry zu sehen wie er seines Weges ging. Ohne groß drüber nachzudenken und ohne die Gewissheit zu beachten das mein Hals morgen echt angepisst von mir sein wird, beugte ich mich ein Stück aus dem Fenster und fixierte den verschwindenden Lockenkopf.

„FEIGLING!" schrie ich mit allem was ich hatte. Die anderen schlafenden Leute interessierten mich dabei wenig. Sollten sich doch wissen das Harry einer war und das ich mir auch nicht zu schade war, es zu verkünden. Sollte er das doch wissen.

Ich konnte Harry's Reaktion nicht mehr erkennen, aber ich bin mir sicher das er es gehört hatte. Ich schloss das Fenster wieder und legte mich zurück ins Bett. Ich musste schon jetzt ein paar mal husten und schwitzte am ganzen Körper. Genervt wollte ich die Decke von mir strampeln, doch im selben Moment wurde mir eiskalt und ich zog sie zurück und kuschelte mich ein.

An schlafen war jetzt definitiv nicht mehr zu denken, aber ich war trotzdem unendlich müde. Danke, Harry. Danke, dafür das du mir meinen Schlaf geraubt hast.

***

Vollkommen gerädert stand ich am nächsten morgen auf. Naja eigentlich habe ich ja garnicht nochmal geschlafen, aber zum ersten mal bewegte ich mich aus dem Bett heraus.

Unten war alles leer, was bedeutet das Liam und Niall schon weg waren, was auch gut war weil ich ungern irgendwelche Gespräche über diesen irren der Gestern aus dem Fenster geschrien hatte führen wollte.

Ich ging zielstrebig in die Küche und nahm mir sofort den Hustensaft und kochte mir einen Tee. Die Halsschmerzen setzten - was ein wunder - vor wenigen Stunden ein und meine Stimme war komplett im Arsch. Nicht das ich jetzt mit irgendwem reden konnte, aber abgesehen von der fehlenden Stimme hatte ich Probleme beim schlucken und das war wirklich beschissen, wenn man durchgehend dehydriert war. Ständig musste ich etwas trinken, weil mein Körper mir vorgaukelte er hätte durst und es würde meinem Hals helfen, aber Pustekuchen!  Meine Halsschmerzen wurden nur schlimmer, wenn ich schluckte.

Essen tat ich nichts, den Fehler machte ich heute nicht, außerdem hatte Liam kein Eis Zuhause und das wäre wohl das, was am besten helfen würde.

***

Den Tag verbrachte ich wieder unproduktiv. Ich war fast die ganze zeit nur vor dem Fernseher und wartete auf Liam und Niall, der mir schon gestern sagte er würde wieder zu Liam kommen.

Sie kamen erst relativ spät, aber hatten dafür eingekauft und brachten sogar - Gott sein dank - Eis mit, wofür ich sie echt hätte abknutschen können.

Unterhalten konnte ich mich den ganzen Tag nicht da mein Hals immer noch zu gereizt war, so das ich auch sehr früh ins Bett ging, um den versäumten schlaf wieder aufzuholen. Außerdem war ich nach dem Abendessen seltsam Müde und viel geradeso in mein Bett.

Jedoch war der schlaf wieder nicht besonders erholsam. Gegen 6:30 wachte ich durch ein Geräusch auf. Diesmal waren aber keine Schritte dafür verantwortlich. Stattdessen war es das schließen meines Fensters und ein kalter Luftzug, der für das öffnen meiner Augen sorgte.

Why? {L.S.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt