„Bitte sei vorsichtig." sagte ich und schaute mit misstrauen und sorgen Harry dabei zu, wie er sich aus dem Bett raushiefte. Er sollte noch nicht aufstehen und schon gar nicht vor jemanden fliehen.
„Bin ich." gab er keuchend von sich und konzentrierte sich weiter auf seine Bewegung. Auch wenn er die Augen verdrehte, war mit klar das er bei jedem heben seiner Arme, bei jedem festen griff litt. Seine Augen kniff er immer wieder schmerzerfüllt zusammen und so sehr ich auch versuchte ihn zu stützen, konnte ich ihm eben nicht davon befreien. Das Morphium war mittlerweile fast abgeklungen und er bestand darauf nicht ein zweites mal unter Drogen gesetzt zu werden, da es anscheinend zu viel Zeit verbrauchte die wir nicht hatten. Außerdem wollte er ganz da sein und nicht in eine Traumwelt abdriften.
„Ja, aber trotzdem. Lass dir bitte Zeit." bat ich und erneut verdrehte Harry die Augen und seufzte. Ich glaube er war echt eine wenig genervt von mir, aber ich war gestresst und ängstlich und wenn ich eben gestresst war, neigte ich dazu nervig und anstrengend zu werden. Wenn ich in eile bin fange ich dann an alles drei mal zu sagen. Auf beides wird Harry heute wohl nicht verzichten.
„Louis, wir haben keine Zeit und mir geht es gut. Es ist nur ein wenig unangenehm." log er und verzog im selben Moment schmerzhaft das Gesicht. Ich gab nur ein verachtendes schnaufen von mir und konzentriere mich weiter aufs stützen. Ich wollte garnicht wissen welche schmerzen es ihm bereiten wird wenn er sich anziehen musste. Schließlich konnte er nicht nur in Unterhose und Krankenhauskittel losrennen.
„Wie weit war er noch weg, als du ihn gesehen hast?"
„Ein paar Türen weiter, aber als ich zu dir bin war er auf einmal verschwunden. Ich nehme aber an, das er nicht der einzigste ist. Alex hat sicher überall Leute." erklärte ich und setzte Harry auf den Stuhl neben seinem Bett. Mit einem letzten keuchen ließ er sich fallen und lehnte sich zurück. Die Falte zwischen seinen Augenbrauen größer und prägnanter denn je.
„Und wie zum Geier wollen wir hier dann verschwinden, ohne gesehen zu werden? Ich bin zu langsam und zu geschwächt um zu rennen, geschweige denn einen Schritt ohne dein Hilfe zu gehen. Du solltest mich einfach hier lassen." schlug er vor und ich stoppte in meiner Bewegung, ihm die Socken anzuziehen.
„Bitte was?" wollte ich schockiert wissen und schoss sofort in die Höhe.
„Louis, sei doch mal realistisch. Auf mich wurde mehrfach eingestochen, ich habe einen anstrengende Operation hinter mir und bin kaum so interessant für sie wie du." zählte er auf und ich wurde immer schockierter. Wie kam er nur auf solche Ideen? Das war bestimmt noch das rest Morphium, was sich in seinem Körper festgesetzt hatte.
„Nein Harry. Nein nein nein. Und nein. Nein. Niemals. Nein." widersprach ich uns schüttelte immer wieder den Kopf.
„Nehm das Auto und fahr zur Polizei. Mach dir keine Gedanken um rote Ampeln, fahr einfach, ich bezahle die strafe und guck nicht nach hinten. Geh sofort-"
„Harry Nein."
„Geh sofort rein und bleib keine Sekunde stehen. Zeige Alex an, sag das ich dich darum bat, weil er mich niederstach und du mein Freund bist und dir mein leid nicht mit angucken kannst."
„Nein." unterbrach ich ihn erneut.
„Erwähne dich dabei mit keinem Wort. Du hast nie bei ihm gearbeitet, warst nie in irgendeiner weise im Kontakt mit ihm uns warst auch nie mit Dylan zusammen. Du wusstest nichts von meinem Job und hast es erst heute durch meine Verletzung erfahren." redete er einfach weiter und schaute mich dabei nicht einem Moment an. Ich denke das auch er weinte, aber ich konnte es kaum sehen.
„Sag sie sollen sofort herkommen und sie festnehmen, da sie eine Gefahr für alles Krankenhausinsassen darstellen und auf keinen fall weiter rumlaufen dürften. Sag ihnen den Standort von dem Restaurant und auch den deines Hauses. Sie sollen deine Schwestern sofort abholen und beschützen. Hole sie nicht selbst ab, du würdest sie nur in Gefahr bringen und-"
„Harry STOP!! Bitte hör auf." bat ich und hielt seine Hände fest. Zu meiner Überraschung tat er das wirklich und schaute mir mit gläsernen Augen endlich ins Gesicht.
„Warum, warum zum Teufel sollte ich das tun?" fragte ich ihn mit tränenerstickter Stimme.
„Weil du sonst nicht überleben wirst."
„Warum ist dir das überhaupt so wichtig, das ich überlebe? Bisher war ich nur eine Last für dich."
„Vielleicht bist du mehr als eine Last für mich. Vielleicht bedeutetest du mir viel. Vielleicht sogar zu viel." erklärte er, doch für mich war das definitiv kein triftiger Grund.
„Ich. Werde. Nicht. Ohne. Dich. Gehen. Punkt. Aus. Ende." sagte ich bestimmt, nach einer kurzen stille und begann ihm wieder die zweite Socke überzuziehen.
„Louis, denk doch mal nach. Sie werden uns kriegen wenn du mich mitnimmst." argumentierte er, aber währte sich nicht als ich ihm ein T-Shirt über den Kopf zog.
„Sei doch nicht so pessimistisch."
„Ich glaube du meinst realistisch. Denn das bin ich. Realistisch. Und ich bin mir sicher das du das eigentlich auch bist, aber es nicht zugeben willst. Du bist ja nicht dumm, dir ist bewusst das wir es so nicht schaffen können."
„Und was wenn ich dumm bin? Was ist wenn ich mir gerade so sehr wünsche dumm zu sein, nur um wenigstens eine chance zu sehen? Du weißt garnicht wie sehr ich mir das gerade ersehne." gab ich zu, doch hörte nicht auf ihn anzuziehen. Vorsichtig richtete ich ihn auf um seine Hose anzuziehen und mit einem schmerzerfüllten keuchen ließ er es zu. Er konnte grad eh nichts dagegen tun.
„Eine Chance ist etwas anderes als eine Lösung. Selbst wenn wir es hier rausschaffen würden, Alex würde uns überall finden und das weißt du auch."
„Dann lass uns zusammen zum Revier gehen. Du hast mir dochmal erzählt das dein Vater Anwalt wäre. Könnte er uns denn nicht helfen?"
„Nein. Ich will nicht das Robin das erfährt. Außerdem muss einer den Sündenbock spielen. Wir kommen beide niemals gut weg. Einer muss die schuld zumindest ein wenig auf sich nehmen und dann... dann werden sie uns kaum noch glauben."
„Ich glaube wir haben einen stichhaltigen beweis." sagte ich leicht schmunzelnd und zeigte auf seinen Bauch.
„Der war erstens schlecht und zweitens weder du noch ich haben einen glaubwürdigen Beweis. Ich könnte mir die Wunde auch woanders hergeholt haben. Wir könnten genauso gut sagen das das der König von England Drogendealer ist, ohne beweise. Die Stichwunden werden kaum ausreichen und klarzustellen das Alex das war. Das er ein Arsch ist."
Harry hatte mittlerweile sogar Schuhe an und irgendwie war es seltsam, das wir gerade darüber spekulierten ob er überhaupt mitkam und ich ihn weiter anzog. Er machet auch mit und ich glaube das lag einfach daran, das wir beide uns nicht trennen wollten. Ich wollte das er mitkam, aber mir war bewusst das er recht haben könnte.
„Bitte komm einfach mit, Harry. Ich kann das nicht ohne dich machen." bat ich und zog ihn an mich. Wir waren nur noch ein paar Zentimeter von einander entfernt und ich hielt ihn mit beiden Händen an seiner Jacke fest. Wir schauten uns tief in die Augen und ich konnte die Verzweiflung in seinen sehen.
„Louis, ich kann nicht. Sie würden uns kriegen."
„Das weißt du nicht." widersprach ich und kam ihn noch ein bisschen näher.
„Doch das tue ich."
„Harry." bat ich erneut und konnte nicht verhindern das mein Blick zu seinen Lippen huschte.
„Aber es wäre nur Gefährlich für-" begann er, doch ich unterbrach ihm mit einem Kuss. Wie könnte ich auch anders, wenn seine Lippen so weich und einladend aussahen?
Doch ein lauter Knall ließ uns auseinander schrecken.
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Why? {L.S.}
Fanfiction„Warum, warum zum Teufel sollte ich das tun?" fragte ich ihn mit tränenerstickter Stimme. „Weil du sonst nicht überleben wirst." „Warum ist dir das überhaupt so wichtig, das ich überlebe? Bisher war ich nur eine Last für dich." „Vielleicht bist du m...