Kapitel sechsunddreißig

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Ich ließ Harry sich noch eine Weile abregen, denn so wie er vor ein paar Minuten abgedampft war hatte er das jetzt nötig. Ich schaute auch noch ein paar mal raus doch immer hatte er sein Handy an seinem Ohr und schien so wie es für mich aussah sich mit jemanden zu streiten. Es war weder meine Angelegenheit noch sollte es in meiner Interesse liegen zu erfahren um was es ging, doch ich war trotzdem total neugierig, mit wem er sich so stritt. Ich kannte seine Familienverhältnisse nicht besonders gut ich wusste nur das er höchstwahrscheinlich adoptiert war und das erst sehr spät. Ich weiß nicht ob er vorher im Heim war oder sogar eine Familie hatte aber ich traute mich auch nicht zu fragen. Er würde bestimmt eh nicht drüber reden wollen.

Ich lag nun seit mehren Minuten schon auf meinem Bett und kritzelte immer mehr Wörter auf meine Block. Keine Ahnung wieso aber ich hatte gerade ein riesiges Bedürfnis ein Song zu schreiben und meine verwirrten Gefühle und Gedanken irgendwie zu ordnen. Ich tat das oft und meistens kam sogar etwas halbwegs brauchbares dabei heraus. ‚Habit' war der Name den ich dafür vorgesehen habe aber vielleicht ändere ich ihn auch noch. Ist eigentlich ja auch egal da eh nie jemand diese Lied hören geschweige denn kennen würde.

Ich tat dies bestimmt noch 20 Minuten lang bis ich mich dann doch dazu entschied mal nach Harry zu sehen. Ich konnte noch ein paar gute Zeilen zu Stande bringen aber die Verwunderung über Harrys langes Verschwinden war dann doch so groß das ich meinen Stift weglegte. Zur Sicherheit schaute ich noch einmal aus meinem Fenster und erkannte das Harry nun nicht mehr telefonierte, was hieß das ich ich ihn nun doch zur Rede stellen konnte. Den Block ließ ich einfach auf meinem Bett liegen ehe ich mir meinen Grünen Adidas Pullover wieder drüber zog und mein Zimmer verließ. Ich zog mir noch schnell ein paar Schuhe an und ging dann mit meinem Schlüssel in der Hand durch die Tür. Auf dem Bürgersteig angekommen sah ich mich erstmal zu allen Seiten um aber konnte erleichtert feststellen das nicht verdächtiges in der Nähe war.

Harry stand um die Ecke unseres Hauses so das ich noch ein kleinen Stück gehen musste um ihn zu erreichen. Wir hatte kein großes Haus aber meine Mutter erbte es von meinem Vater als er verstarb. Das war jetzt fast 3 Jahre her und es der Gedanke daran tat immer noch schrecklich weh. Meine Mutter hatte ihn wirklich geliebt und als es zu ende ging war es für uns alle eine schreckliche Zeit. Die Erinnerungen sitzen Tief in meinem Kopf verankert und werden wahrscheinlich auch niemals verblassen. Das hatte mich fast ganz aus der Bahn geworfen und ein paar Wochen später begann dann auch die Sache mit Alex und den Drogen. Damals war es aber noch schlimmer als heute, was meinen Konsum anging. Ich wollte vergessen oder zumindest mich besser fühlen doch das half alles nicht. So sehr ich es auch versuchte alles blieb so wie es war und wahrscheinlich war das auch gut so sonst hätte ich nie damit abschließen können und wäre immer noch abhängig.

Gerade deswegen wollte ich auch nicht das Harry mit in meine Welt hineingezogen würd weil er das dann alles über mich erfahren würde. Einmal hatte er schon gefragt doch ich habe gelogen und gesagt das ich es nur zur Werbung einnehme und einnahm. Das war theoretisch auch so: ich habe nur die neuen Sachen ausprobiert um sie besser zu vermarkten aber dies tat ich wohl öfter als ich eigentlich sollte. Mittlerweile finde ich es einfach nur noch ekelig und ungesund. Ich probierte es nur ganz selten und auch nur wenn Kunden skeptisch waren oder sowas. Richtig über die strenge geschlagen hatte ich aber das letzte mal vor ungefähr einem Monat. Das war auf irgendeiner Party und das das nochmal richtig schlimm war weiß ich nur weil ich mich an rein gar nichts mehr erinnern kann.

Ich war jetzt kurz vor der Ecke angekommen und wollte diese auch soeben hinter mich bringen als ich Harrys stimme hörte. Ich lugte vorsichtig um die Ecke um nicht irgendwas zu unterbrechen und sah das keine Menschenseele ich Harrys Nähe zu seinen schien. Ich schaute dann wieder etwas höher und erkannte dann das er wieder mit jemanden telefonierte. Eigentlich dachte ich das er fertig sei da er zu 100% vor ein paar Minuten noch nicht telefonierte aber vielleicht hatte ich mich ja doch geirrt. Aber wenn das das selbe Gespräch war, mit wem telefonierte er dann so lange? Und ich fand beim genauerem Betrachten seines Gesichts das er jetzt auch viel entspannter wirkte. Die kleine Falte die er vor ein paar Minuten noch zwischen seine Augenbrauen hatte war zwar noch present aber nicht mehr so stark. Nicht mehr so angestrengt.

Why? {L.S.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt