Kapitel neunundzwanzig

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„- lass ich mir nicht nochmal bieten. Entweder du kriegst es mal hin nicht zu spät zu kommen oder du bist mehr als deinen Job los." beendete Alex seine ungefähr 10 Minuten lange Standpauke und sah mich ernst an. Ich kam insgesamt 30 Minuten zu spät und ich sollte in diesen 30 Minuten eigentlich eine Lieferung machen und auch eine große annehmen, da Alex so wie es scheint Personalmangel hat und jemanden braucht der ihm beim ausladen seiner Ware hilft.

Während des ganzen... naja man kann es nicht Gespräch nennen, eher Streites ist der Kopf von meinem Chef fast komplett rot geworden und auch wenn er echt sauer sein musste, sah er trotzdem verdammt lustig aus. Er war ein paar Zentimeter kleiner als ich aber um einiges stämmiger und wenn er eben so Rot war sah er irgendwie wie ein Kobold aus.

Ich unterdrückte mir ein kleines Lachen und schaute gespielt betroffen auf den Boden.

„Na gut ich gebe dir noch eine Chance aber dann erwarte ich Bestleistung und vielleicht auch die eine oder andere Überstunde." sagte er mit einem dreckigen Grinsen und ich bekam eine Gänsehaut. Zur Zeit gab er immer solche ekeligen Sprüche von sich was mir irgendwie ein wenig Angst machte.

„Was meinst du mit Überstunden?" fragte ich verwirrt. Ich hatte überhaupt keine feste Arbeitszeit.

„Naja es handelt sich hier nicht genau um Überstunden es ist eher eine nette Formulierung für die eigentlichen Zwecke." antwortete er und sein Grinsen wurde noch breiter.

Ich schluckte.

„Und...w-was wären das f-für Zwecke?"

„Nun ja das werde ich mir noch überlegen." antwortete er mir und signalisierte mir mit einer Handbewegung das ich aus seiner kleinen Kammer die er Büro nannte verschwinden sollte, was ich auch ohne zu zögern tat. Ich ging weiter durch das Restaurant bis ich schließlich draußen ankam und erstmal tief durchatmete.

Alleine die Gedanken an diese ‚Zwecke' ließen mich schaudern. Warum musste er auch sowas sagen? Es war einfach nur unangebracht und ekelerregend. Aber was soll ich auch tun? Ich musste arbeiten, so schrecklich die Bedingungen auch waren. Es gab keinen Ausweg für mich.

Ich schaute mich noch einmal um und ging dann über die Straße um dort mein Skateboard zu nehmen und nach Hause zu fahren. Alex hatte mir für den Rest des Tages frei gegeben, was ich garnicht so schlecht fand. Jetzt konnte ich in aller Ruhe über alles nachdenken.

*

Aus der Ruhe wurde wie erwartete nichts da meine Mum einen schweren Hustenanfall hatte und ich sie schnell ins Krankenhaus bringen musste. Eigentlich dachte ich das es ihr durch die ganzen Medikamente und der Strahlung besser gehen würde aber irgendwie ging es ihr doch schlechter als eigentlich erwartet.

Ich saßhier jetzt schon seit einer knappen Stunde im Wartezimmer des Krankenhauses. Es waren schon allerlei Leute hier und sind wieder gegangen, so ziemlich alle die vor mir hier waren sind auch bereits weg. Langsam mache ich mir echt sorgen denn normalerweise sind ihre Hustenanfälle nicht so schlimm.

Ich stützte meine Ellenbogen auf meine Knie und bettete meine Kopf in meine Hände. Ich schloss die Augen um wenigstens für ein paar Minuten die Welt um mich herum auszublenden. Es geschah einfach zu viel als das ich es alles auf einmal lösen oder bewältigen könnte. Meine Mutter die todkrank war und wahrscheinlich nicht wieder gesund werden wird, mein ‚Job' wenn man es überhaupt so nenn kann der mich schon fast um den Verstand bringt und zu guter letzt Harry. Ich vermisste Harry viel zu doll dafür das ich ihn erst gestern... falsch heute gesehen und sogar geküsst habe. Aber genau das war das Problem. Er hatte mich geküsst obwohl ich es nicht wollte und hat damit genau das erreicht was er wollte: ich bekam ihn nicht mehr aus dem Kopf. Seine weichen Lippen, die viel zu schönen leuchtenden Augen und seine wundervollen Locken die ihm immer ins Gesicht fielen und ihn damit total niedlich aussehen ließen.

Why? {L.S.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt