Kapitel 57

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Wincent

In Scharbeutz angekommen laufen wir erstmal ein bisschen am Strand entlang. Wir beide sind in Gedanken versunken und lassen die letzte Stunde Revue passieren. Ich denke immer noch über ihre letzten Worte nach. Was will sie mir damit sagen? Ich traue mich aber auch nicht sie danach zu fragen. Irgendwann lassen wir uns in den Sand sinken und ich ziehe sie zwischen meine Beine. Sofort lehnt sie sich an meine Brust und atmet tief ein und aus. So sitzen wir einfach in der Dunkelheit und lauschen dem Rauschen des Meeres. ,,Ist alles okay?", frage ich irgendwann in die Stille. Aber leider bekomme ich keine Antwort von ihr. ,,Okay, dumme Frage. Tut mir leid", flüstere ich und ziehe sie einfach enger an mich. Plötzlich piept mein Handy. Mama hat mir geschrieben, sie fragt ob alles gut ist. Schnell antworte ich ihr, sodass sie sich keine Sorgen machen muss. ,,Wince?", murmelt sie plötzlich kaum hörbar. ,,Ja?" ,,Ich muss dir was sagen, aber ich weiß nicht wie. Darf ich dir zu Hause was zeigen?", fragt sie und dreht sich vorsichtig zu mir um. ,,Ja natürlich", lächle ich und streichle über ihre Wange. Langsam beugt sie sich zu mir und drückt mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. Sie lehnt sich wieder gegen mich und schaut wieder aufs Wasser. Und bei mir fangen die Gedanken wieder an zu kreisen. Was will sie mir zeigen? Was möchte sie mir zeigen? Ich kann jetzt an nichts anderes mehr denken und hoffe innerlich, dass sie bald nach Hause will. ,,Du?", reißt sie mich wieder aus den Gedanken. Fragend schaue ich sie an. ,,Ich hätte jetzt richtig Lust auf etwas richtig ungesundes", grinst sie mich an. ,,Bock auf Burger?", strahle ich und freue mich so, dass sie von selbst aufs Essen zu sprechen kommt. Freudig nickt sie und steht auf. Gesagt getan fahren wir zu unserem Fast-Food-Restaurant unseres Vertrauens.

Zu meiner Überraschung isst sie sogar eine normale Portion. Nachdem wir aufgegessen haben, machen wir uns wieder auf den Weg zurück zu Mum. Dort angekommen, werden wir direkt von ihr begrüßt. ,,Wir haben schon gegessen. Wenn ihr noch möchtet, mach ich es euch warm", lächelt sie uns an. ,,Musst du nicht Mum. Wir haben unterwegs schon etwas gegessen." Wir verabschieden uns auch schnell von ihr und gehen in mein Zimmer. Ich setze mich einfach aufs Bett und warte ab, was sie mr zeigen möchte. Nach kurzem Zögern geht sie zu ihrem Rucksack und wühlt darin herum. Auf einmal zieht sie ein Buch heraus und als ich es näher betrachte, kommt es mir sehr bekannt vor. Das war mal eine längere Zeit ihr Tagebuch. Sie kommt langsam auf mich zu und legt mir das Buch auf den Schoß. Verwirrt schaut ich hoch zu Elli. ,,Es tut mir leid", murmelt sie leise. ,,Was tut dir leid", frage ich verwirrt. ,,Das ich dir das noch nie erzählt habe. Aber ich habe mich geschämt", sagt sie und kribbelt an ihren Fingern herum. Stirnrunzelnd schaue ich sie an, denn gerade weiß ich gar nicht worauf sie hinaus möchte. ,,Ich kann es einfach nicht aussprechen. Ich habe alles über die letzten Jahre aufgeschrieben. Du kannst es gerne lesen, vielleicht verstehst du es dann besser", flüstert sie und zeigt auf das Buch auf meinem Schoß. ,,Aber das ist dein Tagebuch, willst du wirklich das ich darin lese?", versichere ich mich nochmal. ,,Ja, es steht zwar auch einiges über dich drinnen, aber ich möchte das du es liest." Ich stehe wieder auf und ziehe sie in meine Arme und hauche ihr einen Kuss aufs Haar. ,,Das bedeutet mir sehr viel. Ich liebe dich", flüstere ich.

Ich lege das Buch auf meinen Nachttisch und gehe mit ihr ins Badezimmer um uns bettfertig zu machen. Bevor wir uns in Bett legen, gehe ich nochmal in die Küche um uns etwas zum Trinken zu holen. ,,Wince? Wie war es eigentlich bei Dina und Michael?", fragt Mum plötzlich und steht in der Küchentür. Seufzend stelle ich das Gals wieder auf die Arbeitsplatte und stütze mich darauf ab. ,,Nicht gut?", hakt sie vorsichtig nach. Mit gesenkten Kopf fahre ich die Rillen auf der Arbeitsplatte nach und schüttle den Kopf. ,,Ach Schatz", flüstert sie und streichelt meine Schulter. Ich lasse mich in eine Umarmung ziehen und muss augenblicklich anfangen zu weinen. ,,Wie kann man seiner Tochter nur so etwas antun", murmle ich niedergeschlagen an ihre Schulter. ,,Was meinten sie denn?" Wir setzen uns an den Küchentisch und ich erzähle ihr haargenau was passiert ist und was sie gesagt haben. ,,Michael wollte auf sie losgehen?", fragt sie geschockt. Ich nicke einfach nur uns spiele an meiner Uhr herum. ,,Elli kann mir nicht sagen was da in der Vergangenheit abgegangen ist, aber ich habe da eine krasse Vermutung", sage ich leise und schaue zu Mum. Ihr Blick sagt mir, dass sie an genau das gleiche denkt. ,,Aber warte erstmal ab Wince, wir wollen Michael jetzt nichts unterstellen", ergänzt sie, klingt aber selbst nicht so ganz überzeugt.

Mum und ich reden noch ein bisschen über die Situation und gegen 21:30 Uhr verabschieden wir uns von voneinander. Als ich mein Zimmer betrete muss ich augenblicklich lächeln. Sie ist jetzt wirklich ohne mich eingeschlafen. Sie liegt eingekuschelt auf meiner Seite, man kann sie vor lauter Decke fast nicht sehen. Lächelnd gehe ich nochmal kurz ins Badezimmer, entleere meine Blase und ziehe mich bis auf meine Boxershorts aus. Vorsichtig lege ich mich zu Elli unter die Decke und hauche ihr einen Kuss auf die Stirn. Ich schaue auf Ellis Tagebuch und überlege kurz. Nach kurzen Überlegen greife ich nach dem Buch und schlage es auf. Schon bei den ersten Seiten, verkrampft mein Herz innerlich.

Müsste da nicht Musik seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt