Kapitel 61

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Wincent

Seit dem Vorfall sind jetzt zwei Tage vergangen. Zwei Tage voller Tränen, schlaflosen Stunden und ganz vielen Sorgen. Ich mache mir so viele Sorgen. Elli verlässt einfach nicht das Haus. Sie kommt gerade mal so aus meinem Zimmer ins Wohnzimmer, aber mehr nicht. Gestern habe ich versucht sie rauszubekommen, mit ihr spazieren zu gehen. Aber vergeblich, wir haben es in den Flur geschafft. Sie hat sie angezogen, aber kaum habe ich die Haustür geöffnet hat sie Panik bekommen. Gerade sitzt sie zusammen mit unserer Katze auf dem Sofa und schaut Gedankenverloren aus dem Fenster. Ich drehe mich um und gehe zu Mum in die Küche. ,,Was mache ich nur mit ihr?", seufze ich. ,,Du musst ihr Zeit geben Wince. Aber um ehrlich zu sein, macht mir ihr Zustand auch Angst", antwortet sie mit einem Blick ins Wohnzimmer. ,,Hilfts du mir?", reißt sie mich nun aus den Gedanken und zeigt auf das Gemüse das auf der Arbeitsplatte liegt. ,,Müsste ich hinbekommen", lächle ich und kratze mich am Hinterkopf. Gerade als die Aubergine schneide, merke ich eine Hand auf dem Rücken. Als ich hinter mich blicke, steht Elli da. ,,Hey, alles gut?", frage ich leise. ,,Ja, wollte nur mal schauen ob deine Hand noch dran ist", antwortet sie und lächelt ein bisschen. ,,Na danke auch", grinse ich und widme mich wieder meinem Gemüse. Wie sehr kann man sich eigentlich über ein Lächeln von jemanden freuen? Ich merke wie sie sich an meinen Rücken kuschelt. ,,Ist wirklich alles okay?" ,,Ja, wollte nur deine Nähe spüren." Ich lege einen Arm um sie und ziehe somit vor mich. ,,Sollen wir es heute nochmal probieren?", frage ich vorsichtig. Fragend schaut sie mich an. ,,Bisschen spazieren zu gehen. Die Luft würde dir so gut tun", spreche ich vorsichtig aus. ,,Ja", flüstert sie leise. ,,Okay, aber erst essen wir etwas."

Sie geht wieder zurück ins Wohnzimmer und nachdem ich endlich fertig bin, folge ich ihr. zusammen kuscheln wir uns zusammen aufs Sofa und warten bis Mum mit dem Essen fertig ist. Irgendwann stößt auch Shay zu uns. 40 Minuten später steht sie aber wieder auf und hilft Mum den Tisch zu decken. Auch wir folgen ihr kurz darauf und lassen uns an den Tisch sinken. ,,Möchtest du heute auch etwas?", wendet sich Mum an Elli. Denn die letzten Male wollte sie nie etwas. ,,Ja bitte, aber nicht so viel", antwortet sie zu meiner Überraschung. Erleichtert lächle ich sie an und drücke ihr einen Schmatzer auf die Wange. Während dem Essen reden wir über alles Mögliche. Elli schafft ihre Portion wirklich komplett aufzuessen. Nachdem wir geholfen haben den Tisch aufzuräumen gehen wir ins Zimmer um uns warm anzuziehen. ,,Es ist alles gut, dir wird nichts passieren", sage ich als ich aus der Haustür trete. Ich schaue sie erwartungsvoll an und halte ihr meine Hand in. Nach einiger Zeit in der ich denke, dass es wieder nichts wird, nimmt sie meine Hand und schließt die Tür hinter sich. ,,Sollen wir hier laufen gehen oder fahren wir ans Meer?", frage ich sie und drücke ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen. ,,Du würdest auch ans Meer fahren?", fragt sie mit einem Strahlen im Gesicht. ,,Warum nicht? Ist das also ein ja?" Sie nickt heftig und schon drehe ich mich um gehe lachend wieder zu Tür. Leider hab ich meinen Autoschlüssel noch drinnen liegen. Als ich wieder rauskomme, zittert sie am ganzen Körper. Shit, jetzt hab ich sie einfach allein gelassen. ,,Ich bin da, alles gut", sage ich leise und nehme sie in den Arm.

Kurz darauf sitzen wir im Auto und machen uns auf den Weg nach Scharbeutz. Gerade stehen wir an der Ampel und ich schaue kurz zu Elli rüber. Diese hält sich schmerzverzerrt die Schläfe. ,,Was ist los?", frage ich panischer als ich sollte. ,,Mein Gesicht tut einfach so weh", wimmert sie leise. ,,Willst du nach Hause?" ,,Nein", antwortet sie direkt. Um ihr ein bisschen Halt zu geben, nehme ich ihre Hand und lege sie zusammen mit meiner auf meinen Schoß. Kurz darauf parke ich schon auf dem Parkplatz. ,,Was ist wenn uns jemand sieht?", fragt sie plötzlich unsicher. Fragend schaue ich sie an. ,,Schau mich doch mal an", flüstert sie und zeigt auf ihre Pflaster. ,,Schatz, dann sollen sie denken was sie wollen. Komm bitte, wir lassen uns jetzt nicht wegen diesen Gedanken unseren Spaziergang versauen", antworte ich. Sie zieht sich ihre Mütze auf und darüber zieht sie noch die Kapuze ihrer Jacke. Hand in Hand laufen wir am Strand entlang und lassen uns nach einiger Zeit in den Sand sinken. ,,Du Schatz? Ich muss dir noch etwas sagen", flüstere ich nach einer kurzen Stille. Aufmerksam schaut sie mich an und legt ihren Kopf vorsichtig an meiner Schulter ab. ,,Als ich nach München zu Louisa gefahren bin, hat sie mir den wahren Grund genannt. Sie wäre schon seit einiger Zeit in mich verliebt und fragt sich warum du alles bekämst was du willst. Auf Deutsch: Sie ist eifersüchtig auf dich", sage ich leise und starre aufs Meer. Elli neben mir sagt nichts, irgendwann murmelt sie einfach nur ein ,,okay" und schmiegt sich wieder an mich. ,,Ich weiß einfach nicht was ich sagen soll", flüstert sie.

Wir reden einfach noch ein bisschen über Gott und die Welt. Auch einigen wir uns darauf, bald einfach mal weg zu fahren. Ich nehme mir vor, gleich heute Abend mal im Internet zu stöbern. Nach ca. einer Stunde merke ich wie neben mir fröstelt. ,,Komm, wir fahren nach Hause", sage ich und halte ihr meine Hand hin. Lächelnd nimmt sie sie und schon laufen wir zurück. ,,Oh mein Gott, Wincent. Ich hätte dich niemals gedacht, dass wir dich mal treffen werden", quietscht plötzlich ein Mädchen hinter mir. Oh nein, bitte nicht jetzt. Ich atme nochmal tief ein und aus. Mit einem aufgesetzten Lächeln drehe ich mich um und erblicke drei Mädels. Ich sehe genau wie sie Elli geschockt anstarren, die sich auch umgedreht hat. Aber zum Glück erwähnen sie nichts. Elli steht ganz still neben mir und auch während ich mit den Mädels Fotos mache, sehe ich wie sie Elli beobachten. ,,Können wir mit dir auch ein Foto machen?", wird Elli plötzlich von einem der Mädels gefragt. Panisch schaut sie zu mir. ,,Tut mir leid Mädels, Elli ist gerade nicht bereit Fotos zu machen", lächle ich sie entschuldigend an. Wir verabschieden uns wieder von der Gruppe und laufen zurück zum Auto. Die Fahrt über reden wir über Ideen wo wir hinfahren könnten. Vielleicht könnte ich sie ja auch einfach überraschen? Ich nehme mir auf jeden Fall noch vor, heute Abend ein bisschen zu schauen.

Zu Hause angekommen stellen wir fest das wir alleine sind. Auf der Kommode im Wohnzimmer entdecke ich einen Zettel von Mum. ,,Hey ihr zwei. Nicht wundern wenn ihr nach Hause kommt. Shay ist zu einer Freundin und ich bin einkaufen, fahre anschließend aber auch zu einer Freundin. Habt einen schönen Abend. Haben euch lieb." ,,Wir haben voll Sturmfrei", grinse ich und halte Elli den Zettel vor die Nase. ,,Was machen wir jetzt noch", lächelt sie und lehnt sich an mich. ,,Auf was hättest du Lust", erwidere ich ihr Lächeln und streiche ihr eine Strähne hinters Ohr. ,,Ein bisschen entspannen vielleicht." ,,Was hältst du von einem heißen Bad?" ,,Ohja", strahlt sie. ,,Na dann gehe ich mal was vorbereiten", lächle ich und gebe ihr einen kurzen Kuss. Auf direktem Weg gehe ich ins Badezimmer und schalte das Wasser an. Ich durchwühle die Schränke und finde endlich nach was ich suche. Ich kippe etwas von Shayennes Badezeugs ins Wasser und gehe runter in die Küche. Elli sitzt lächelnd auf dem Sofa und beobachtet mich. Ach wie ist das schön, sie wieder so zu sehen. In der Küche schnappe ich mir etwas zu trinken und ein bisschen Schokolade. Wieder im Badezimmer angekommen, dimme ich das Licht und zünde die Kerzen an, die ich noch gefunden habe. ,,Süße, kommst du?", rufe ich die Treppe runter. ,,Oh man bist du süß. Danke Schatz", flüstert sie und drückt mir einen Kuss auf die Wange. ,,Für dich immer, na hopp hopp ausziehen", grinse ich. Lachend zieht sie ihre Klamotten aus und steigt vorsichtig in die Wanne. Meine Blicke haften sofort an ihrem Körper und an dem Anblick der blauen Flecke muss ich fest schlucken. ,,Wenn etwas ist, ruf einfach okay?" ,,Ehm, wohin gehst du?", fragt sie verwirrt. ,,Runter, wohin soll ich denn sonst gehen?" ,,Ich dachte du kommst auch rein", sagt sie und zeigt aufs Wasser. ,,Willst du das denn?", frage ich und fange schon mein Shirt auszuziehen. Sie nickt lächelnd und beobachtet mich ganz genau. Vorsichtig lasse ich mich hinter sie in die Wanne sinken und sofort kuschelt sie sich an meine Brust. ,,Oh tut das gut", seufze und schließe genießerisch die Augen.

So verbringen wir eine gute Stunde kuschelt im warmen Wasser. Füttern uns gegenseitig mit Schokolade und unterhalten uns einfach über alles Mögliche. Und am wichtigsten: Wir genießen gerade einfach nur unsere Zweisamkeit und denken an nichts anderes. Nachdem wir uns wieder angezogen haben, kuscheln wir uns vor den Fernseher und warten auf unser Essen das wir bestellt haben. Ein paar Stunden später lassen wir uns ins Bett fallen. ,,Danke für den schönen Tag. Ich liebe dich", lächelt sie. ,,Ich liebe dich auch", hauche ich und drücke ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie braucht nicht lange bis sie eingeschlafen ist, ich aber bin noch topfit. Also nehme ich mein Handy in die Hand und öffne Instagram. Sofort ist meine gute Laune vorbei.

Müsste da nicht Musik seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt