Kapitel 72

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Wincent

Durch das ständige Vibrieren meines Handys werde ich am nächsten Morgen wach. Kann man hier eigentlich mal ausschlafen? Seufzend greife ich unter mein Kissen und hole das Handy hervor. Oh doch schon 10:00 Uhr, Anna hat mich versucht ein paar Mal anzurufen. Langsam setze ich mich auf und wähle ihre Nummer. ,,Oh gottseidank rufst zu zurück", geht sie gleich ans Handy. ,,Sorry, hab noch gepennt. Was ist denn los? Habe ich irgendeinen Termin verpasst?", frage ich alarmiert. ,,Du nicht, aber Elli. Sie hätte vor einer halben Stunde ein Interview gehabt. Ihr Handy ist aber aus, könntest du sie mir bitte geben." ,,Oh Mist. Wir haben gestern Abend gestritten. Wahrscheinlich war sie die ganze Nacht wach und hat es völlig vergessen", seufze ich und fahre mir durchs Gesicht. ,,Oh so schlimm?", fragt sie besorgt. ,,Naja, lange Geschichte." ,,Dann bist du ja bestimmt nicht bei ihr oder?" ,,Doch, hab im Wohnzimmer gepennt. Warte mal, ich geh zu ihr", antworte ich uns stehe auf. ,,Elli, bist du wach. Anna will dich sprechen?", rufe ich bevor ich die Tür öffne. Ich bekomme keine Antwort, so gehe ich einfach rein. Aber ich finde ein leeres, gemachtes Bett vor. ,,Schatz", sage ich verwirrt und gehe zum Badezimmer. Aber auch dort finde ich ein leere Zimmer vor, nachdem ich die Tür geöffnet habe.

,,Was ist los Wince?", fragt Anna besorgt. ,,Ehm Elli ist nicht hier", murmle ich einfach und schaue mich stirnrunzelnd um. ,,Vielleicht ist sie bisschen spazieren gegangen oder so?", nehme ich Annas Stimme wahr. ,,Mmh", gebe ich von mir und gehe wieder ins Wohnzimmer. Dort nehme ich einen Zettel auf dem Tisch wahr. Als ich die Zeilen lese, bekomme ich sofort Bauchschmerzen. ,,Fuck", rufe ich und raufe mir die Haare. ,,Was ist passiert?", höre ich Anna besorgte Stimme. ,,Verdammte Scheiße, Elli hat mir verschwiegen das sie anonyme Drohbriefe bekommt. Das habe ich gestern Abend herausgefunden. Jetzt liegt hier ein Zettel auf dem steht, dass sie weg musste um es zu regeln", gebe ich verzweifelt von mir. Nachdem sie mich einigermaßen versucht hat zu beruhigen, verabschieden wir uns. Auch ich versuche Elli zu erreichen aber wie Anna schon sagte, ihr Handy ist aus.

Zwei Stunden später betrete ich wieder Ellis Wohnung. Ich war gerade bei der Polizei. Sie haben die Briefe begutachtet und wir haben eine Anzeige gegen Unbekannt gestellt, weiter konnten sie mir nicht helfen. Gerade als ich mich mit einem Kaffee an den Tisch setze und nochmal einen Versuch starten will Elli anzurufen, sehe ich das sie was in ihrer Story gepostet hat. Als ich nachschaue, sehe ich das sie vor knapp 4 Stunden ein Bild aus dem Zug gepostet hat. Der Satz lässt mich stutzig werden. ,,Auf dem Weg nach Hause." Elli, sag mir jetzt bitte nicht das du zu deinen Eltern gefahren bist. Was macht sie bitte nur. Ohne groß zu überlegen öffne ich das Internet und buche mir einen Flug in die Heimat. Ich muss zu ihr und das auf den schnellsten Weg. Ich muss sie beschützen, bevor es zu spät ist. Schnell schnappe ich mir meinen Rucksack, stopfe das notwendigste hinein und mach mich auf den Weg zum Flughafen. Gerade noch pünktlich komme ich an und mach auf direkten Weg zum Check-in.

Knapp 1 1/2 später verlasse ich den Flughafen in Hamburg und halte Ausschau nach Marcos Auto. Ihn habe ich noch in München angerufen und ihn angefleht mich abzuholen. Lange muss ich nicht suchen, denn schon kurz darauf sehe ich ihn am Auto stehen. ,,Wincent, was ist denn bei euch los", will er direkt wissen. ,,Ich erzähl es dir unterwegs", sage ich schnell und steige ins Auto. Ich will jetzt einfach so schnell wie möglich nach Hause. Auf der einstündigen Fahrt erzähle ich ihm alles und bei jedem weiteren Wort sehe ich ihm an, dass er sich auch immer mehr Sorgen macht. Gegen 19:00 Uhr kommen wir bei meiner Mum an. Als sie die Tür öffnet, schaut sie uns überrascht an. ,,Schätzchen, was machst du denn hier? Oh Marco du bist ja auch dabei." ,,Lange Geschichte Mum, ist Elli hier?", frage ich direkt. ,,Ja sie war hier." ,,Wie war?" ,,Sie kam vor vier Stunden hier an. Sie meinte, du wärst die nächsten Tagen weg und da dachte sie, sie überrascht uns", erklärt sie. ,,Warum steht ihr hier eigentlich so rum? Zieht doch mal eure Jacken aus", lacht sie. ,,Mama, hör zu. Elli wird seit ein paar Tagen bedroht. Sie hat mir einen Zettel hinterlassen, mit der Nachricht, dass sie sich darum kümmern muss. Weißt du wo sie ist", sage ich mit Nachdruck. Geschockt schaut sie mich an und lässt den Lappen in ihrer Hand sinken. ,,Sie meinte vor knapp 1 1/2 Stunden sie fährt bisschen in die Stadt. Sie bräuchte noch ein paar Dinge", stammelt sie. Alarmiert schaut Marco mich an. ,,Ich muss zu ihren Eltern", sage ich hastig und will mich schon auf den Weg zur Tür machen.

,,Du fährst jetzt nicht alleine dort hin. Ich komme mit", sagt Marco und hält mich an der Schulter fest. ,,Ich komme auch mit", wirft Mum ein. ,,Mama, bitte bleib hier", schaue ich sie bittend an. ,,Das wäre vielleicht keine schlechte Idee. Falls sie doch gleich kommt", erwidert Marco. ,,Okay, aber passt bitte auf euch auf." ,,Machen wir", verspricht Marco und so machen wir uns auf den Weg zu ihren Eltern. Kaum habe ich geklingelt, öffnet Michael die Haustür. ,,Was willst du hier?", fragt er verwirrt. ,,Wo ist Elli?", frage ich wütend. ,,Hier bestimmt nicht", lacht er auf. ,,Sie muss aber hier sein." ,,Wincent? Was machst du denn hier", sagt Dina als sie zur Tür kommt. ,,Elli muss hier sein", sage ich noch einmal. ,,Wincent, glaub uns bitte. Elli ist nicht hier. Sie war auch nicht hier", antwortet Dina. ,,Was ist mit ihr?", fragt Michael und klingt schon fast besorgt. ,,Sie wird seit Tagen bedroht und will sich darum kümmern", starre ich ihn mit einem kalten Blick an. ,,Wincent, Michael hat schon viel Mist gebaut, aber damit hat er nichts zu tun", versichert Dina. ,,Kommt rein und schaut nach", sagt Michael und läuft voraus. Marco und ich folgen ihm und sie ist wirklich nicht im Haus. Gerade als wir zurück zum Auto gehen, ruft mich Michael nochmal. Fragend schaue ich zurück. ,,Kannst du bitte Bescheid sagen, wenn sie aufgetaucht ist. Das klingt nicht gut und sag ihr bitte, dass wir sie immer noch lieben und das mir alles so schrecklich leid tut." Daraufhin sage ich einfach nichts, sondern setze mich einfach ins Auto.

,,Ich finde er klang schon recht besorgt", sagt Marco als er den Motor startet. ,,Das glaubst du doch wohl selbst nicht", antworte ich und schaue ihn skeptisch an. ,,Was machen wir jetzt", werfe ich verzweifelt ein. ,,Wir fahren jetzt erstmal nach Hause, vielleicht ist sie inzwischen ja da." Aber zu meiner Enttäuschung ist sie nicht zu Hause. Auch eine Stunde später ist sie immer noch nicht da. Gerade sitzen wir alle am Esstisch und überlegen was wir noch machen können. Als die Haustür geöffnet wird, sitzen wir alle augenblicklich kerzengerade da. ,,Bin zu Hause", hören wir die Stimme von meiner kleinen Schwester. Enttäuscht lasse ich die Schultern hängen. ,,Was ist denn hier los?", fragt sie und schaut uns verwirrt an. ,,Setz dich mal bitte Shay", sagt Mum leise und klopf auf den Stuhl neben sich. ,,Was hast du da eigentlich?", fragt sie sich als sie sich hingesetzt hat. ,,Ah der Brief? Der lag vor der Tür." Bei dem Wort Brief schnellt mein Kopf nach oben. ,,Der ist ja ohne Absender", murmelt Mama und nimmt den Brief in die Hand. Augenblicklich fange ich an zu zittern. Hat uns dieser Unbekannt wohl von München hierher verfolgt. Zitternd beobachte ich Mum wie sie den Brief öffnet. Ihr blick geht sofort zu mir und ich sehe sie hart schlucken.

Müsste da nicht Musik seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt