Kapitel 64

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Elli

Heute heißt es schon Abschied nehmen von Amerika. Wir sitzen schon in der Flughafenhalle und warten bis unser Flug aufgerufen wird. Ich werde die Zeit hier so sehr vermissen. Wir waren einfach so frei und unbeschwert. Ich habe ein wenig Angst, wie es zurück in Deutschland sein wird. Vor allem wenn ich mich von ihm verabschieden muss. Die letzten Wochen waren wir keinen Tag getrennt und ich habe mich schon so sehr daran gewöhnt. Aber jetzt will ich noch gar nicht daran denken. Seufzend lehne ich mich an seine Schulter und schaue was er auf seinem Handy treibt. ,,Was ist los?", will er direkt leise wissen. ,,Ich will mich nicht von dir verabschieden", gebe ich ehrlich zu. ,,Ich doch auch nicht El. Ich versuche nicht allzu lange weg zu bleiben, das verspreche ich dir", antwortet er und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Eine halbe Stunde später wird unser Flug aufgerufen und wir machen uns auf den Weg. Kaum hat das Flugzeug abgehoben, bin ich schon eingeschlafen. Wir haben hier gerade mal 8:00 Uhr und die Nacht war sehr kurz. Irgendwann werde ich durch leichtes Rütteln an meinen Schultern geweckt. ,,Na endlich", lacht Wincent leicht. ,,Warum weckst du mich?", frage ich total verschlafen. ,,Weil du dich anschnallen musst", grinst er und stupst meine Nasenspitze. Verwirrt schaue ich ihn an. ,,Ja, du hast knapp neun Stunden geschlafen. Ich aber auch", lacht er. ,,Na super, Jetlag lass grüßen", sage ich verzweifelt und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. ,,Jupp, wenn wir landen ist es 00:00 Uhr", wirft Wincent ein. ,,Na toll", stöhne ich.

Als wir ungefähr 1 1/2 Stunden später meine Wohnung betreten sind wir beide hellwach. ,,Das ist echt ein dummes Timing", lacht Wincent leicht als er sich aufs Sofa sinken lässt. ,,Das kannst du laut sagen", stimme ich ihm zu und fange an meinen Koffer auszupacken. ,,Ich schreibe schnell Anna das ich erst Dienstag fahre. Das schaffe ich anders nicht. Wir müssen schauen, dass wir noch bisschen schlafen können, sodass wir morgen Abend schlafen gehen können", seufzt Wincent und zieht sein Handy aus der Hosentasche. ,,Geht das denn?", frage ich vorsichtshalber nochmal nach. ,,Wir wollen ja nur ein paar Sachen besprechen. Sind ja keine feste Termine", murmelt Wincent und tippt auf seinem Handy herum. Irgendwann legen wir uns einfach ins Bett und machen uns eine Serie an. Gegen 5:00 Uhr sind wir überraschenderweise doch eingeschlafen. Zum Glück habe ich mr aber vorsichtshalber einen Wecker gestellt, der pünktlich um 10:00 Uhr klingelt. ,,Mach das Ding aus", stöhnt Wincent und zieht das Kissen über sein Gesicht. ,,Wir müssen aufstehen Schatz, sonst können wir heute Abend nicht schlafen", seufze ich und schalte den Wecker aus. Nachdem wir noch kurz gekuschelt haben, stehen wir doch mal auf. ,,Ich mach uns Frühstück", lächle ich und drücke ihm einen Kuss auf die Lippen. ,,Ich geh schnell duschen", antwortet er und schnappt sich ein paar frische Klamotten.

Nachdem Frühstück machen wir uns fertig und gehen ein bisschen raus. Zuerst spazieren wir ein bisschen an der Isar entlang und danach gehen wir ein bisschen in die Stadt. Zu meiner Überraschung werden wir insgesamt nur zweimal angesprochen und beide Male waren richtig lieb. Am Nachmittag sind wir noch in den Supermarkt gefahren, sodass ich für die Woche einkaufen kann. Bevor wir zurück in die Wohnung fahren, machen wir einen Halt bei der WG der Jungs. Dort holt sich Wincent noch frische Klamotten für die kommenden Tagen. Zurück in der Wohnung packt er seinen Rucksack neu und ich schalte nochmal eine Waschmaschine an. ,,Danke das du meine Klamotten mitwaschen tust", sagt Wincent plötzlich und umarmt mich von hinten ,,Gern geschehen, muss eh waschen", antworte ich und drehe mich in seinen Armen. Während ich das Abendesse zubereite, telefoniert Wincent mit Marco und Johannes und bringt sie auf den neuesten Stand. Nachdem Abendessen kuscheln wir uns zeitig ins Bett und schauen die Serie von letzter Nacht weiter, bis wir irgendwann einschlafen.

Am nächsten Morgen klingelt Wincents Wecker recht früh, es ist gerade einmal 6:00 Uhr. ich stehe mit ihm auf und während er ins Badezimmer geht, gehe ich in die Küche. Dort bereite ich ihm ein Brötchen, bisschen Obst und einen Kaffee to go vor. Dazu lege ich noch etwas Süßes. 20 Minuten später kommt er frisch geduscht in die Küche und ich reiche ihm eine Tasse Kaffee. ,,Du bist ein Schatz", seufzt er und nimmt einen Schluck. ,,Das kannst du für die Fahrt mitnehmen", sage ich und zeige auf sein Proviant. ,,Hab ich schonmal gesagt, dass du ein Schatz bist", lacht er und nimmt mich in den Arm. ,,Ja, gerade eben", schmunzle ich. Eine halbe Stunde später stehen wir im Flur, bereit um uns zu verabschieden. ,,Wir telefonieren jeden Tag. Und wenn etwas ist, kannst du dich jede Sekunde melden, okay?", flüstert er und drückt mich an sich. ,,Ich liebe dich", sage ich und küsse ihn. ,,Ich liebe dich auch." Wir verabschieden uns relativ schnell, sodass der Abschied nicht allzu schwer ist. Kaum hat er die Tür hinter sich geschlossen, laufen schon die Tränen die Wange hinunter. Ich vermisse ihn jetzt schon so tierisch und ich habe keine Ahnung, wie ich das alles ohne ihn schaffen soll. Ich lege mich wieder zurück ins Bett und weine stumm vor mich her. Plötzlich klingelt mein Handy. Wincent ruft an. Ich atme nochmal tief ein und aus bevor ich das Telefonat entgegen nehme. ,,Hast du was vergessen?" ,,Süße? Hast du geweint?", fragt er direkt besorgt. ,,Alles gut", versuche ich mich rauszureden. ,,Lüg mich nicht an Elli", sagt er sanft. ,,Ich vermisse dich jetzt schon so doll", murmle ich kaum hörbar. ,Wir schaffen das. Ich bin immer für dich erreichbar." Er kann mich wirklich aufmuntern und irgendwann schlafe ich doch nochmal ein.

Die nächsten zwei Tage vergehen nur schleppend voran. Gestern war ich bei den Jungs im Studio und wir haben mal einen groben Plan gemacht, wie es weiter geht. Heute haben sie leider keine Zeit, aber morgen treffen wir uns wieder und schreiben weiter. Philipp und Konrad stoßen diese Woche auch noch dazu. Mit Wincent telefoniere ich jede freie Minute und jedes Telefonat ist ein Lichtblick an meinem Tag. Die letzten zwei Tage haben wir wie auf der Novembertour verbracht. Wir haben gefacetimed und sind dann irgendwann gemeinsam eingeschlafen und am nächsten Morgen sind wir zusammen aufgewacht. Die Uni werde ich so gut es geht online zu Ende bringen. Ich schaffe es einfach nicht auf Louisa zu stoßen. Und ich weiß auch nicht, wie Annika zu dem Ganzen steht. Gerade kann ich einfach keinem vertrauen. Im Moment telefoniere ich mit Anna und wir besprechen die nächsten Termine. Wincent ist auch im Hintergrund zu hören. ,,Denk dran, nächste Woche bist du mit Wincent unterwegs. Montags ist er in der Talkshow Riverboat, Dienstags habt ihr beide die Aufzeichnung für Luke die Schule und ich, Mittwochs bist du im Frühstücksfernsehen. Donnerstags und freitags habt ihr beide Interviewtermine", zählt sie auf und ich schreibe mit. ,,Sind wir da auch zusammen unterwegs?", frage ich hoffnungsvoll. ,,Ja, das passt zeitlich. So kann ich bei euch beiden immer dabei sein." ,,Dann sehen wir uns ja doch schon schneller als ich dachte", ertönt Wincents Stimme im Hintergrund. ,,Ohja", strahle ich vor mich hin. ,,So, dann kommen wir mal zu der Mail die Universal geschickt hat", kommt Anna wieder ans Telefon.

Gerade als ich in meinem Notizbuch umblättern will, klingelt es an der Tür. Wer ist das denn bitte? Ich erwarte überhaupt keinen. ,,Du Anna? Ich muss mal schnell an die Tür", sage ich und stehe schon auf. ,,Ja, kein Problem", sagt sie. ,,Ja hallo?", frage ich durch die Sprechanlage. ,,Hey Elli, ich bin es", höre ich Annikas Stimme. Nachdem ich kurz durchgeatmet habe, drücke ich den Türöffner. Als ich höre das sich der Aufzug öffnet, drehe ich mich schon mal um und sage. ,,Du musst aber kurz warten. Anna ist noch am Telefon." ,,Kein Problem, wir können ja warten." Als ich das Wort ,,wir" wahrnehme, drehe ich mich mit klopfenden Herzen um. Als ich sehe, dass Annika nicht allein ist, fällt mir mein Handy aus der Hand und kommt mit einem lauten Knall auf dem Boden auf.

Müsste da nicht Musik seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt