16 ~ Schlaflos

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Es fühlte sich kalt an, ungemütlich und einfach nicht richtig. Zum wiederholten Male drehte sich Ari in ihrem Bett um und starrte in die Dunkelheit hinein.

Warum habe ich vorher eigentlich nicht bemerkt, wie unbehaglich es in meinem Bett ist?, fragte sie sich stumm und seufzte.

Es war wohl annähernd elf Uhr in der Nacht und eigentlich sollte Ari schlafen. Eigentlich sollte sie auch müde sein und eigentlich würde sie auch gern einschlafen. Aber ihr Geist schien sich an die vielen Eigentlichs nicht halten zu wollen. Ihre vielen Gedanken ließen sie einfach nicht zur Ruhe kommen und sie fand keine wirklich bequeme Position.

Am Abendessen konnte es nicht liegen, das hatte sie mit großem Genuss verspeist. Auch wenn Myrtha beteuert hatte, dass es nichts Besonderes wäre. Dennoch, für Ari war alles neu und aufregend. Sie entwickelte eine Freude am Essen, die sie nicht für möglich gehalten hätte. Sie konnte bereits jetzt das Frühstück kaum erwarten. Aber nicht so sehr, dass sie deswegen nicht einschlafen konnte.

Vielmehr durchlebte sie jeden einzelnen Moment des Tages nochmals. Wie sie morgens die Augen aufgeschlagen hatte und wie Myrtha ihr etwas zum Anziehen herausgesucht hatte. Wie sie zum ersten Mal etwas gegessen hatte und an das Buch. Aber vor allem schwirrten ihre Gedanken immer wieder zu den Zeiten, als sie mit Gregori gesprochen hatte. Und als sie in der vorigen Nacht in sein Bett geschlüpft war.

Dort war es viel bequemer, maulte eine Stimme in ihr und drängte sie ins Nebenzimmer. Doch Ari widerstand diesem Wunsch. Sie hatte so eine Ahnung, dass es erstens nicht recht war und zweitens Gregori darüber sicher nicht erfreut war. Er hatte sie heute Morgen so verstört angesehen, dass sie es lieber nicht ein zweites Mal wagte.

Mein Wachsein scheint ihm ohnehin zu missfallen, dachte Ari. Schwermut legte sich auf ihre Seele und sie atmete tief ein und aus. Sie vermisste den Mann, den sie aus ihren Träumen kannte. Dort war er ein anderer gewesen, hatte viel mit ihr geredet und manchmal hatte sie ihn sogar zum Lachen gebracht. Ari war der Meinung gewesen, dass er ihre Gesellschaft genossen hatte.

Aber jetzt... Er schien so abwesend und distanziert in ihrer Nähe. Als wäre er viel lieber an einem anderen Ort, bloß nicht bei ihr. Ari hätte es nie zugegeben, doch das verletzte sie. Scheinbar war sie nur als Seelentröster gut genug für ihn, nicht jedoch, wenn sie ihm in Fleisch und Blut gegenüberstand.

„Red dir nichts ein", ermahnte sie sich und rieb sich übers Gesicht.

Ein warmer Hauch in ihrem Kopf ließ sie aufhorchen. Ruckartig setzte sie sich in ihrem Bett auf und lauschte in die Stille. Jedoch nicht mit den Ohren, sondern mit ihrem Geist.

Da hat doch gerade jemand geklopft, dachte sie und hörte genauer hin. Ihr Herz machte einen kleinen Satz, als sie erkannte wer es war.

~

Auf dem Bauch liegend legte sich Gregori das Kissen auf den Kopf und stöhnte frustriert.

Hundemüde hatte er sich von seinem Schreibtisch ins Schlafzimmer geschleppt und war ins Bett gekrochen. Und genau dort hatte das Unheil seinen Lauf genommen. Überall war sie. Ein langes rotes Haar auf dem Leintuch und der Duft nach Lavendel verwandelten sein Bett in eine Folterkammer. Dabei hatte er gerade dort immer den Frieden gefunden, der ihn vor dem Wahnsinn bewahrt hatte.

Jetzt aber war es der Dolchstoß für seinen lädierten Verstand. Wie ein Schatten verfolgte sie ihn überall hin und bei allem was er tat. Und er wusste nicht, ob er sie nicht gleich in seinen Träumen wiedersehen würde. Seufzend schloss er die Augen und versuchte seine Gedanken zu beruhigen.

Aber wie magisch wurden sie wieder zu dem Band gezogen, dass ihn mit Ari verband. Es hatte sich verändert, auch wenn Gregori das nicht sofort aufgefallen war. Es war nicht länger nur ein Austausch von Energie und Magie, sondern es passierte noch viel mehr. Seit sie wach war bekam er auch Energie von ihr zurück und die Magie hüpfte wie ein Ball zwischen ihnen hin und her.

Till I Wake UpWo Geschichten leben. Entdecke jetzt