83 ~ Konfrontation

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„Ari, er lässt mich nicht in Ruhe."

Klagend klangen Hannas Worte in Aris Gedanken und sie sah unauffällig zu der anderen Frau hinüber. Vor etwas weniger als zehn Minuten waren sie aufgebrochen und würden bald ihr Ziel erreichen. Ari fühlte sich schwach und gleichzeitig so entschlossen wie nie, wenn sie an die bevorstehende Konfrontation dachte.

Gregori, Lorlen, Hanna und sie saßen in einer kleinen Kutsche.

„Was sagt er denn?", fragte Ari nach, konnte sich die Antwort jedoch denken. Lorlen hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass er Hanna nicht hatte mitnehmen wollen. Sie hatten sich mehr mental als laut gestritten, weswegen sie und Gregori nicht alles gehört hatten. Nach wenigen Minuten hatte Lorlen schließlich resigniert geschnaubt und Hanna ihren Willen gelassen.

Was ihn scheinbar nicht davon abhält, ihr seinen Unmut mit Worten deutlich zu machen, dachte Ari und hätte fast gelächelt.

„Ach, von einem ungezogenen Weibsbild bis zu einer sturen Ziege hat er mich schon alles genannt. Gibt es nicht eine Möglichkeit, ihn aus meinem Kopf fern zu halten?"

„Tut mir leid, das Band verhindert so etwas."

Hanna seufzte leise und löste die geistige Verbindung zu Ari. Es war erstaunlich, wie geschickt die Hario mittlerweile mit dieser Art der Kommunikation umging. Vehement verbannte Ari diese Gedanken aus ihrem Kopf.

Du kannst nicht über solche Kindereien nachdenken, während du dich womöglich auf dem Weg zu deinem Galgen machst.

Die Stimme in ihrem Inneren hatte Recht, dies war wirklich nicht der rechte Zeitpunkt für solche Überlegungen. Unwillkürlich schloss sich ihre Hand fester um Gregoris und sie versuchte die aufwallende Panik zu bekämpfen. Sie hatte bereits ihrem persönlichen Teufel gegenübergestanden, da konnte sie es mit diesen Emendi ohne weiteres aufnehmen – hoffte Ari zumindest.

Minuten später erreichten sie die Ratsgebäude und stiegen aus der Kutsche. Mit gerecktem Kinn ging Ari auf einen der Diener zu und forderte mit fester Stimme: „Wir sind gekommen um den Rat zu sprechen."

Verwirrt blinzelte der Mann sie an und musterte ihre drei Begleiter. „Tut mir leid Lady, doch der Rat ist momentan in einer Sitzung."

Das hätte ich mir denken können, dachte Ari, nicht ganz ohne Schadenfreude. Sie hatte die Rotte ganz eindeutig aufgescheucht.

„Es ist von äußerster Dringlichkeit", sagte sie wieder an den Diener gewandt. Stur schüttelte dieser den Kopf.

Gregori neben ihr trat einen Schritt vor und lächelte oberflächlich. „Haben Sie die Dame nicht gehört? Wir haben ein wichtiges Anliegen, von dem ich sogar behaupten würde, dass Leben davon abhängen."

Ari registrierte zufrieden, dass die Entschlossenheit des Mannes wankte. „Nun gut... ich werde sie zu dem Sitzungssaal begleiten."

„Was sind wir für ein tolles Gespann", sagte Ari zu Gregori und sandte ihm ein Lächeln. Sie fühlte einen sanften Kuss auf ihrer Wange, obwohl er immer noch neben ihr ging.

„Nicht nur du lernst dazu."

„Hört endlich auf zu turteln", knurrte Lorlen ungehalten. Ari warf ihm aus dem Augenwinkel einen Blick zu und entdeckte, dass er wie ein Schutzwall vor Hanna ging. Deren zierliche Gestalt verschwand fast hinter seinem Körper.

Je weiter sie in die komplexe Anlage aus ockerfarbenen Gebäuden eindrangen, desto kribbeliger wurde Ari. Hier war die Magie viel konzentrierter, sie rieb wie kleine Sandkörner an Aris Haut und die Luft knisterte regelrecht. Hier musste es für ihre drei menschlichen Begleiter um einiges schwerer sein, dem Druck der Magie standzuhalten. Ari hingegen fühlte sich lebendig und voller Energie, die ihr Kraft und Stärke spendete. Sie würde keine Probleme haben, den beiden Männern genügend Magie für ihr Vorhaben zu liefern.

Till I Wake UpWo Geschichten leben. Entdecke jetzt