Gregori lag wach in seinem Bett, unfähig auch nur ein Auge zuzutun. Ihm war kalt, trotz des lodernden Feuers im Kamin.
Vor wenigen Minuten hatte er sich entschuldigt und war auf sein Zimmer gegangen. Grübelnd hatte er sich umgezogen und war unter die Decken geschlüpft. Der Geruch nach Lavendel hieß ihn willkommen und ließ einen niedergeschlagenen Seufzer aus seiner Kehle schlüpfen. Bildlich konnte er sich das blutrote Haar vorstellen, welch interessanten Kontrast es zu den schneeweißen Laken bildete.
Aris Versprechen drängte sich mit Macht in sein Bewusstsein. „Ich erfülle dir deinen Wunsch, wenn ich wiederkomme."
Hitze schoss durch Gregoris Adern und er fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht. Er würde noch wahnsinnig werden, wenn er weiter über solche Dinge nachdachte. Er wollte gar nicht wissen, wie lange es noch dauerte, ehe er den Verstand verlor. Sorge, Angst, Sehnsucht, Kummer und Verlangen wechselten sich ständig ab, wenn seine Gedanken zu Ari wanderten. Er widerstand dem Drang, in Lorlens Zimmer zu stürmen und ihn zu zwingen, eine Verbindung zu ihr herzustellen.
Es würde alles nur schlimmer machen, dachte Gregori frustriert und drehte sich auf die Seite. Wenn er ihre Stimme hören und ihr Gesicht sehen würde, wäre es umso schwerer für ihn. Gregori hatte das grässliche Gefühl, das etwas Schlimmes bevorstand.
Sei nicht töricht, das ist alles nur Einbildung.
Er redete sich ein, dass er es längst gespürt hätte, wenn ihr etwas zugestoßen wäre. Das Band bestand zwar nicht mehr, aber er hatte schon viel von anderen übersinnlichen Verbindungen gehört. Mütter wussten, dass ihre Kinder sich verletzt hatten, obwohl sich hunderte Meilen zwischen ihnen befanden. Oder Menschen ahnten Gefahren und konnten andere rechtzeitig davor warnen.
Gregori klammerte sich an diesen Gedanken und betete, dass es ihr gut ging. Er wusste, dass Hanna und Lorlen seinen Kummer bemerkt hatten. Er sah es in den mitleidigen Blicken, die sie ihm manchmal zuwarfen. Es machte Gregori abwechselnd wütend und dankbar. Er hatte schon öfter mit dem Gedanken gespielt, Myrtha zu besuchen. Die alte Frau hatte es schon immer geschafft, seine Sorgen zu mildern. Egal, ob er ein Kind oder ein Erwachsener gewesen war.
Aber er hatte es nicht getan.
Sie macht sich sicher so schon genug Sorgen, rief er sich ins Gedächtnis.
Gregori seufzte. Mittlerweile waren drei Tage vergangen – lange konnte es nicht mehr dauern. Wieder erfasste ihn heiße Sehnsucht, gepaart mit Angst. Lorlens Überlegungen hatte er noch nicht vergessen. Wenn der Wissenschaftler Eriel wirklich herausfand, was Ari aufgeweckt hatte und wie man es auf alle Träumer ausweiten konnte, dann wäre Chaos noch das Geringste ihrer Probleme.
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Till I Wake Up
FantasyEin Fluss verbindet zwei Welten miteinander - die der Menschen, in der Magie Mangelware ist, und die der Emendi, die vor Magie gerade so strotzt. Um auch in ihrer Welt Magie zu wirken behelfen sich die Menschen mit sogenannten Träumern: Emendi, die...