36 ~ Nächtliches Versprechen

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Die Matratze senkte sich ab und die Decken raschelten. Sekunden später fühlte Ari einen vertrauten Körper an ihrem Rücken, warmer Atem strich an ihrem Hals entlang. Eine Gänsehaut bildete sich auf ihren Armen und sie lachte leise.

„Du entwickelst dich zu einem gerissenen kleinen Frauenzimmer", murmelte Gregori ganz nah an ihrem Ohr.

Ari lachte nochmals. „Ich weiß."

Seine Arme legten sich um ihre Taille und er zog sie an sich. Das Gesicht in ihrem Haar vergraben flüsterte er: „Du fühlst dich gut an."

„Du auch." Glücklich kuschelte sie sich an ihn und schwelgte in den Gefühlen, die seine Anwesenheit in ihr auslösten.

Aus Gewohnheit verflocht sie ihre Gedanken mit seinen. Auf einmal waren seine Empfindungen ihre und umgekehrt. Sie fühlte, wie sich ihr Rücken an seine Brust schmiegte, wie weich ihre Locken auf seinen Wangen lagen. Die Grenzen zwischen ihren Körpern lösten sich langsam auf, verwischten und ließen sie zu einem Wesen werden. Selbst ihr Herzschlag passte sich seinem an. Tiefer Friede überkam sie – alle Sorgen und Befürchtungen fielen von ihr ab.

Unerwartet stolperte Ari über einen von Gregoris Gedanken, der nicht in das friedliche Bild passte. Heiß glühend wie ein Stück Kohle ruhte dieser Gedankenfetzen in seinem Gehirn, zog ihren Blick magisch an. Ein Prickeln erfasste sie, als sie sich ihm näherte.

„Ari", sagte Gregori und stellte sich ihrem imaginären Ich in den Weg.

„Was ist das Gregori?"

Interessiert lugte sie an ihm vorbei, doch er ließ sie nicht durch. Unwohl biss er sich auf die Unterlippe und sah sie gequält an.

„Bitte, denk nichts Schlechtes von mir", murmelte er und ließ sie in diesen einen Gedanken eintauchen.

Ari vergaß sprichwörtlich zu atmen. Unbekannte Gefühle, Sinneseindrücke und Bilder geisterten durch ihr eigenes Gehirn. Wie eine Flutwelle aus flüssigem Feuer schwappten Lust, Begierde, Verlangen und Leidenschaft über sie hinweg. Bildfetzen erschienen vor ihrem inneren Auge: Sie mitten auf Gregoris Bett, splitternackt, die roten Locken wirr um ihren Körper drapiert. Dann wechselte die Szene und sie lag auf den weißen Lacken, Gregori nackt über ihr, wie sie sich glutvoll küssten.

Ein Keuchen entfuhr ihr, als der Gedanken abriss. Sie hatte das schon einmal gesehen, doch damals hatte sie gedacht, sie hätte es sich nur eingebildet. Doch dieses Mal nicht. Alles hatte nur den Bruchteil eines Atemzugs gedauert, dennoch fühlte sie sich seltsam benommen. Gregori lag unverändert hinter ihr und doch fühlte Ari seine Berührungen überall auf ihrem Körper. Unschlüssig fuhr sie sich mit der Zunge über die trockenen Lippen.

„Was...?", setzte Ari an, brach jedoch ab. Ihr fehlten schlicht die Worte. Ihr Körper schien zu glühen und sie hatte das Gefühl, als würde sich alles um sie herumdrehen. Ari spürte, dass Gregori sich verletzt von ihr zurückziehen wollte.

„Es tut mir leid Ari."

„Nein!", sagte sie energisch und hielt seine Hand auf ihrem Bauch fest. Seine Haut war heiß, sie fühlte ihn viel deutlicher bei sich.

„Erklär es mir", bat sie.

Es dauerte, ehe Gregori seufzte und sie zu sich umdrehte. Das Zimmer war nicht vollkommen dunkel, ein kleines Feuer brannte noch im Kamin. Dennoch konnte Ari seine Gesichtszüge nur vage erkennen.

„Ari, du bist eine wunderschöne Frau", setzte Gregori an und strich ihr sanft über die Wange. Geduldig wartete sie, dass er weitersprach. „Eigentlich verstößt mein Verhalten gegen alle Regeln. Unsere Gesellschaft akzeptiert es nicht, dass ein Mann das Bett mit einer ledigen jungen Frau teilt."

Till I Wake UpWo Geschichten leben. Entdecke jetzt