74 ~ Der wahre Grund

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„Sie sind wach, weil der Mensch Gregori Sileri sie liebt."

Trotz der Kälte und Distanz in Eriels Stimme, wurde Ari bei seinen Worten wohlig warm.

Er liebt mich, dachte sie verträumt und konnte nur mit Mühe ein dümmliches Grinsen unterdrücken.

Obwohl sie hier in dieser kargen Zelle saß, angekettet und mit leerem Magen, von einem unheimlichen Mann bedroht, der ihr gerade von der Verstümmelung hunderter Leben erzählt hatte, wurde Ari leicht ums Herz.

Irgendwie hatte sie gewusst, dass Gregori sie liebte. Vielleicht hatte sie es schon gewusst, noch bevor sie die Augen aufgeschlagen hatte. Tief in ihrem Inneren hatte dieses Wissen existiert und sie hatte es nur nicht zuordnen können. Wie auch? Liebe war etwas, das sie lediglich aus den Märchen kannte. Wenn sie jetzt darüber nachdachte, ergaben ihre eigenen Gefühle und Gregoris Verhalten einen Sinn.

Eriel, der nichts von ihrem inneren Aufruhr bemerkt hatte, fügte hinzu: „Die Liebe zwischen Ihnen und Sir Sileri hat den Schaden geheilt, der an ihrem Gehirn angerichtete worden war." Es war eine solch romantische Vorstellung, dass Liebe alle Hindernisse überwinden konnte, dass Ari mit einem Mal stutzig wurde.

Plötzlich auf der Hut kniff sie die Augen zusammen und sah Eriel ganz genau an. „Es passt Ihnen nicht."

Er zuckte mit den Schultern. „Schon möglich. Doch meine Ansicht in dieser Angelegenheit zählt nicht."

Ari wurde schlagartig wieder kalt und sie schluckte trocken. „Wessen zählt dann?"

„Natürlich die des Rates", sagte der Wissenschaftler in einem Ton, als würde er mit einer Geistesgestörten reden.

„Was will der Rat?"

Langsam glitt Eriel von der Kante der Türschwelle und trat in den Raum. Ohne jegliche Hektik schloss er die Tür hinter sich und tauchte den Raum wieder in dieses unheimliche Zwielicht.

„Der Rat will, was er schon immer wollte: Uneingeschränkte Macht."

„Und ich bin dem im Weg", sagte Ari.

Eriel nickte. „Ganz recht." Wenige Meter vor ihr blieb er stehen, knapp außerhalb des Radius, in dem sie sich bewegen konnte.

„Meine Aufgabe als Erschaffer der Träumer ist damit klar. Ich werde das wieder in Ordnung bringen, was Ihr Erwachen durcheinander gebracht hat." Ari hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten oder geschrien, nur um seine nächsten Worte nicht zu hören – doch alles hätte nichts geholfen.

„Haben Sie keine Angst, Lady Dulciten, es wird nicht lange wehtun."

Till I Wake UpWo Geschichten leben. Entdecke jetzt