87 ~ Endlich Zuhause

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Das Gefühl „endlich Zuhause" überkam Hanna unerwartet, als sie über die Schwelle zu Lorlens Stadthaus schritt.

Sei nicht albern, schalt sie sich und versuchte ihre Empfindungen in den Hintergrund zu drängen, hauptsächlich weil sie nicht wollte, dass Lorlen dieses Gefühl zufällig aufschnappte. Sie konnte nicht verhindern, dass ihr Blick zu ihm huschte.

Seine Gesichtszüge wirkten entspannt und die ständige Wachsamkeit, die ihn in der Welt der Emendi umgeben hatte, war verschwunden. Hanna fühlte sich ebenfalls leichter, da der Druck der Magie verschwunden war. Auch Gregori schien diesen Umstand zu genießen.

„Wir haben Besuch", erklang Lorlens Stimme neben ihr und sie zuckte zusammen. Hatte er sich angeschlichen, oder war sie so sehr in Gedanken versunken gewesen, dass sie es nicht bemerkt hatte?

„Wen?" Hanna konnte niemanden sehen, doch das musste nichts heißen. Conex waren durchaus in der Lage, die Anwesenheit von Menschen oder Emendi auch durch verschlossene Türen wahrzunehmen. Hannas Magen zog sich zu einem harten Knoten zusammen. Eigentlich hatte sie für heute genug Trubel gehabt. Sie wollte nur noch in ihr Bett liegen und mindestens einen ganzen Tag schlafen. Die Aufregung und potentielle Gefahr in der Emendiwelt hatten sie ausgelaugt und ihr die letzten Energien geraubt.

Ihr grauste bereits vor den Aufgaben, die heute noch auf sie zukommen würden. Sie musste dringend mit ihrem Onkel reden, der sich sicher bald mit Lorlen oder Gregori in Verbindung setzen würde. Außerdem musste sie sich für ihre Abreise vorbereiten.

Simon, der nach ihrem unbekannten Besucher gesehen hatte, kam zurück und beantwortete die Frage. „Sir Malveo ist hier um Sie zu sehen, Lady Filimet."

Augenblicklich hob sich Hannas Stimmung und sie brachte sogar ein Lächeln zustande. „Wirklich?"

Simon nickte. „Er wartet im Wohnzimmer auf Sie." Hanna nickte und ging in Richtung des Zimmers.

„Oh natürlich, lass nur alles stehen und liegen und renn zu deinem Märchenprinzen", stichelte Lorlen in ihren Kopf, doch Hanna ignorierte ihn. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, ihr zu folgen.

Hellblaue Augen sahen sie freundlich an, als Hanna den Wohnraum betrat.

„Hallo Hanna", sagte Aaron und kam auf sie zu.

„Aaron", erwiderte sie und ergriff seine Hände, die er ihr entgegenstreckte.

„Ihnen auch einen guten Tag, Sir Gratiam."

Lorlen antwortete mit einem Nicken, jedoch sah er den Hario so feindselig an, dass es Hanna kalt den Rücken hinunterlief.

„Hör auf ihn so anzusehen", forderte sie Lorlen still auf, ehe sie sich wieder dem Besucher zuwandte.

„Was ist passiert?"

„Das sollte ich eher dich fragen. Mir scheint, dass du ein richtiges kleines Abenteuer erlebt hast."

Hanna lächelte verlegen. „Nun ja, nicht wirklich." Sie fragte nicht, woher er das wusste, denn nicht nur ein Informant aus Fleisch und Blut konnte dem Hellseher dieses Wissen zugetragen haben.

„Ihr versteht sicher, dass wir von der Reise erschöpft sind", meldete sich Lorlen hinter ihr zu Wort.

Aaron lächelte gelassen. „Natürlich. Ich wollte mich lediglich davon überzeugen, dass es Hanna gut geht."

„Es geht ihr ausgezeichnet, Sie können also wieder gehen."

„Lorlen!", zischte Hanna empört und starrte ihn wütend an.

Er ignorierte ihren Einwand schlicht und sah Aaron weiter abschätzend an.

„Schon gut Hanna", wandte Aaron ein, ehe sie den Conex treten konnte. Überrascht zuckte sie zusammen, als er sie flüchtig auf die Wange küsste. „Wir sehen uns bald wieder." Mit diesen Worten ging er aus dem Raum.

Till I Wake UpWo Geschichten leben. Entdecke jetzt