Eigentlich war alles so, wie Ari es kannte. Nichts hatte sich verändert, alles war genauso wie immer. Aber aus irgendeinem Grund konnte sie sich nicht mehr daran erfreuen. Die bunte Wiese lud nicht zum Spazieren ein, die Wolken am Himmel animierten nicht zu träumen und der schattige Platz unter dem Baum war leer.
Noch vor wenigen Tagen habe ich mich auf diesen Traum gefreut, dachte Ari und ging zum Flussufer hinunter.
Der Diacre war ein kristallklarer Fluss, der sich wie ein blaues Band durch die Landschaft zog. Instinktiv wusste Ari, dass er auch in der wirklichen Welt so aussah.
Den Saum ihres weißen Kleides anhebend, setzte sie sich ans Ufer und tauchte die nackten Füße ins warme Wasser. An diesem Ort war ewiger Sommer, keine Schneeflocke hatte je die Erde berührt. Nicht so wie in der wachen Welt, die mit einer dicken Eisschicht überzogen war.
Gedankenverloren begann Ari ihr Haar zu einem Zopf zu flechten. Ein seltsames Prickeln im Nacken ließ sie den Kopf drehen. Einige Meter von ihr entfernt stand ein weißgekleideter Mann mitten auf der Wiese. Er hatte ihr den Rücken zugewandt, doch Ari wusste genau um wen es sich handelte.
Suchend blickte sich der blonde Mann um, doch sein umherstreifender Geist entdeckte Ari vor seinen Augen. Es war nur ein sanftes Streichen am Rand ihres Bewusstseins und dennoch überlief sie eine Gänsehaut.
„Hallo Ari", sagte Gregori und ließ sich neben ihr ins Gras sinken. Statt zu antworten lächelte sie nur schief und sah wieder in die glitzernden Fluten.
Einige Minuten herrschte Stille zwischen ihnen, ehe Ari leise fragte: „Gregori, wäre es schlimm für dich, wenn ich wieder schlafen würde?"
„Ari, ich..." Sie fühlte wie er sich neben ihr versteifte.
„Du musst mir nicht antworten", murmelte Ari resigniert und begann ihren Zopf wieder zu lösen.
„Doch", sagte er bestimmt und Ari sah ihn überrascht an. Seine grünen Augen wirkten unendlich tief und sie bemerkte seine zaghafte Berührung an ihrem Geist.
„Ich möchte nicht, dass du wieder schläfst."
„Bist du sicher? Scheinbar bereite ich dir mit jeder Minute, die ich wach bin, neue Probleme."
„Du verstehst das falsch", sagte Gregori und wirkte dennoch hilflos und unsicher.
„Wie soll ich es dann verstehen?"
„Du raubst mir den Verstand", platzte es aus ihm heraus und er küsste sie. Überrascht zuckte sie zusammen und starrte in sein Gesicht, das ihrem nun so nah war.
„Ari, zieh dich nicht zurück. Ich brauche dich", sagte er in ihre wirren Gedanken hinein und schlang behutsam die Arme um ihren zierlichen Körper.
Eine Mischung aus Lachen und Seufzen wehte durch Gregoris Geist, als sie seine Zärtlichkeiten erwiderte. Fest legte sie die Arme um seine Schultern und vergrub ihre Hände in seinem Haar. Gregori meinte einen Stein von der Größe eines Gebirges von seinem Herzen fallen zu hören. Ungeduldig teilte er ihre Lippen und glitt mit der Zunge dazwischen.
Zaghaft begann Ari seine Zunge zu umkreisen und war überwältigt von den Empfindungen, die sie dabei durchströmten. Gregori war nicht länger kalt, sondern fühlte sich warm und fest in ihren Armen an – alles fühlte sich richtig an.
Ari bemerkte kaum mehr die Welt um sich – es zählten nur Gregoris Berührungen. Sie konnte sein Herz gegen seine Rippen hämmern spüren, ebenso schnell wie ihres schlug. Beide atmeten schwer, als sich ihre Lippen voneinander trennten. Gregori wollte ansetzen etwas zu sagen, als die Böschung unter ihnen nachgab und sie in den Fluss fielen.
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Till I Wake Up
FantasyEin Fluss verbindet zwei Welten miteinander - die der Menschen, in der Magie Mangelware ist, und die der Emendi, die vor Magie gerade so strotzt. Um auch in ihrer Welt Magie zu wirken behelfen sich die Menschen mit sogenannten Träumern: Emendi, die...