Zu viele Menschen, dachte Gregori gequält und massierte seine Schläfen. Sein Kopf stand kurz davor zu explodieren, pochte und schmerzte wie in einem Schraubstock. Er hatte das Gefühl von einem riesigen Bienenschwarm umgeben zu sein, der wütend um ihn herumschwirrte. Doch Gregori konnte sich nicht die Ohren zuhalten, denn der Lärm war direkt in seinem Kopf.
Die Nacht brach bereits herein, doch es wurde nicht leiser. Immer noch brummte und wisperte es in seinem Kopf. Darum hatte er Lorlen gebeten, sein Abendessen auf sein Zimmer bringen zu lassen.
„Ich bin froh, wenn ich nicht anfange zu schreien", hatte er gesagt und die Tür wieder geschlossen, als Lorlen ihn zum Essen holen wollte.
Leises Klopfen ertönte an seiner Tür und er rief ein missmutiges „Herein". Erst als er die schlanke Gestalt mit den roten Locken sah, erkannte er Ari.
Selbst sie kann ich auf telepathischem Weg nicht mehr vorausahnen, dachte er frustriert. Jedoch versuchte er ein freundliches Gesicht aufzusetzen, als sie ihm ein kleines Tablett hinstellte.
„Das hättest du nicht tun müssen", sagte er und sah sie an. Ihr Lächeln war warm und freundlich, während sie sich auf die Kante des kleinen Schreibtischs setzte.
„Seltsam, Lorlen hat dasselbe gesagt." Bei der Erwähnung des Namens seines Kollegen verrutschte Gregoris Miene wieder.
Ari seufzte neben ihm und sagte in versöhnlichem Ton: „Aber ich wollte nach dir sehen."
Verwundert über ihre Worte hob Gregori eine Augenbraue. Obwohl sein Magen beim Anblick der Speisen vor ihm knurrte, fand er Aris Aussage viel interessanter.
„Schau nicht so überrascht", sagte sie laut und fügte stumm hinzu: „Ich weiß was in deinem Kopf los ist."
Erschöpft schloss Gregori die Augen und lehnte sich in dem Sessel zurück. Das flackernde Feuer im Kamin warf dunkle Schatten auf sein Gesicht und ließ ihn um Jahre älter aussehen.
„Es ist so laut...", flüsterte er und sah Ari gequält an.
„Warum kannst du es nicht blockieren?"
Hilflos zuckte er mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Selbst mein Lehrer konnte es sich nicht erklären." Missmutig erinnerte sich Gregori an Warrens Worte. „Meine telepathischen Fähigkeiten wären zu stark ausgeprägt", zitierte er und rieb sich über das Gesicht.
„Warum hast du dann eingewilligt her zu kommen?", fragte Ari und legte den Kopf schief.
Gregori lächelte, doch es sah nicht glücklich aus. „Wegen dir."
„Mir?", entfuhr es Ari und sie starrte ihn aus großen hellen Augen an. Für einen Moment war sie still wie eine Statue, lediglich ihr Atem verriet, dass sie nicht aus Stein gemeißelt war.
Warm und angenehm fühlte Gregori Aris Geist an den Rändern seines Bewusstseins.
„Lass mich dir helfen", wisperte sie leise, während sie ihn weiterhin ansah. Gregori nickte lediglich, war gefangen im Blaugrau ihrer Augen.
Sie berührten einander auf keinster Weise, dennoch waren sie einander näher als normale Menschen sich kommen konnten. Ari wanderte behutsam durch Gregoris Gedanken und Empfindungen. Willentlich hielt sie sich von seinem Unterbewusstsein fern. Sie wollte ihn nicht aushorchen, auch wenn es ihr im Moment ein Leichtes gewesen wäre.
Stattdessen konzentrierte sie sich auf seine Wahrnehmung und erst jetzt verstand sie, was ihn quälte. Seine Sensoren glichen offenen Scheunentoren, die alles ungefiltert in sein Gehirn eindringen ließen. Ari überlegte einige Augenblicke, wie sie dies verhindern konnte. Unbewusst fiel ihr Blick auf das Band, das Gregori mit ihr verband.
DU LIEST GERADE
Till I Wake Up
FantasyEin Fluss verbindet zwei Welten miteinander - die der Menschen, in der Magie Mangelware ist, und die der Emendi, die vor Magie gerade so strotzt. Um auch in ihrer Welt Magie zu wirken behelfen sich die Menschen mit sogenannten Träumern: Emendi, die...