43 ~ Familienfrühstück

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Ari beobachtete fasziniert, wie Geschirr und Speisen anmutig durch die Luft glitten. Aus einer Durchreiche in der Wand kam das Frühstück direkt aus der Küche in das Esszimmer geschwebt und stellte sich allein auf den Tisch. Dieser Morgen war einer der ungewöhnlichsten, die sie je erlebt hatte.

Silas schien ihre Verwunderung zu bemerken und gluckste fröhlich vor sich hin.

„Unsere Köchin hat ein Händchen für Telekinese", sagte er und griff nach einem warmen Brötchen.

Ilka lächelte. „Ari, darf ich dich etwas fragen?"

„Sicher", antwortete sie und sah ihre Mutter an. Die Zurückhaltung vom Vortag war einer dezenten Neugier gewichen, wodurch sich Ari sofort wohler fühlte.

Wahrscheinlich waren sie genauso unsicher wie ich. Im Prinzip sind wir Fremde für einander.

Wenn Ari darüber nachdachte, dann könnte sie ihre alte oder neue Familie mit der Zeit sogar in ihr Herz schließen. Ihr jüngerer Bruder war ein quirliges Kind und ihre Mutter wirkte nett und fröhlich.

Nun war sie gespannt, was ihre Mutter sie fragen wollte.

„Nun...", setzte Ilka an und trank einen Schluck Tee. „Wie ist denn die Menschenwelt?"

„Oh", entwich es Ari und sie zog überrascht die Augenbrauen hoch. Sie hatte mit vielen Fragen gerechnet, aber nicht mit dieser. „Sie ist... anders."

„Und wie?", hakte Silas nach und biss in sein Brötchen.

Ari überlegte und sagte: „Als ich gegangen bin, war es Winter und es lag überall Schnee."

„Schnee kenne ich." Silas grinste über das ganze Gesicht. „In der Schule haben wir mal welchen gemacht."

„Ja, und danach hast du die Treppen vereisen lassen", schalt Ilka ihn. Ari versuchte nicht zu lachen.

„Aber Mama, ich wollte unbedingt Schlitten fahren."

„Ruhe jetzt. Ari will sicher noch weitererzählen." Die tadelnde Miene verschwand von dem Gesicht der Frau und sie sah Ari wieder interessiert an.

„Es gibt keinerlei Magie, aber manche Menschen sind trotzdem sehr geschickt im Umgang damit."

„Sie nennen sich Magiebegabte, nicht wahr?"

„Ja."

Ilka lächelte wieder und fragte: „Was war das für ein Mensch, an den du gebunden warst?"

Bei dem Gedanken an Gregori gefror der heitere Gesichtsausdruck, den Ari eben noch zur Schau gestellt hatte. Heiße Sehnsucht erfasste sie und vertrieb die Unbeschwertheit.

Ihre Mutter bemerkte es und sagte schnell: „Du musst nicht darüber reden, wenn du nicht willst. Es hat mich nur interessiert, ob meine Tochter bei netten Menschen gewesen ist."

Meine Tochter, echote es in Aris Gedanken.

„Sie waren sehr nett", sagte sie schließlich und sah auf ihren Teller hinunter. Der Appetit war ihr vergangen, trotzdem zwang sie sich einige Bissen zu essen. Sie ahnte, dass der Tag bei Eriel sehr anstrengend werden würde.

Till I Wake UpWo Geschichten leben. Entdecke jetzt