Die karamellfarbene Flüssigkeit dampfte in der zierlichen Tasse. Der Duft von Zitrone und Zimt erfüllte die Luft.
Behutsam nahm Ari den Löffel und rührte ihren Tee um. Sie fragte sich, wie lange sie wohl brauchen würde bis sie alle Geschmacksrichtungen und Aromen dieser Welt kennen gelernt hatte. Bisher war sie von jedem Mahl überwältigt gewesen, hatte die Empfindungen in sich aufgesogen wie ein trockener Schwamm.
Das Leben besteht nicht nur aus Gedanken und Bildern, dachte sie und hob ihren Blick.
Gegenüber von ihr saßen die beiden Männer und sahen sie an. Ari wusste nicht, ob ihr die Aufmerksamkeit gefiel oder nicht. Sie kam sich in etwa wie ein seltenes Insekt vor, das von allen Seiten genau gemustert wurde. Jedoch beruhigte sie Gregoris sachte Berührung an ihrem Geist. Auch wenn er ein missmutiges Gesicht zog.
„Was möchtet Ihr von mir wissen?", fragte Ari in die Stille hinein und sah Lorlen an.
Dieser stellte seine Tasse beiseite und lächelte. „Das hört sich so förmlich an, nenn mich bitte Lorlen."
„Gern."
Ein ungehaltenes Brummen ließ die Grenzen von Aris Bewusstsein vibrieren. Doch sie ging nicht auf Gregoris Unmut ein. Scheinbar war er über Lorlens Anwesenheit nicht erfreut – egal was dieser sagte.
Statt auf Gregoris Missmut konzentrierte sich Ari wieder auf den anderen Conex. Dieser rieb sich übers Kinn und sah sie gedankenverloren an.
„Warum sitzt du hier wach und liegst nicht im Schlaf wie alle anderen Träumer auch?"
„Sie weiß es nicht", sprang Gregori dazwischen, ehe Ari antworten konnte. Verständnislos sah sie ihn an. Schließlich kapitulierte sie und nickte.
Lorlen schien von dem kleinen Kampf nichts bemerkt zu haben. „Und seit wann bist du wach?"
„Hm... einige Tage."
„Interessant", murmelte Lorlen und lehnte sich in dem Sessel zurück. Seine haselnussbraunen Augen waren auf den Teppichboden gerichtet und er schien nachzudenken.
Schließlich fragte er an Gregori gewandt: „Warum hast du es nicht Sir Adveralsa gemeldet?"
Gregori schnaubte missmutig. „Genau aus dem Grund, weswegen du mir heute Morgen eine Nachricht gebracht hast. Träumer sind für ihn lediglich eine Ware." Entschuldigend sah er Ari an. „Tut mir leid, aber so in etwa handhaben das die meisten Magiebegabten."
Bei diesem Satz war sein Blick wieder zu Lorlen gewandert.
Dieser hob abwehrend die Hände. „Sieh mich nicht so böse an."
„Du bist auch nicht besser als dieser Emendi", zischte Gregori.
„Aber jetzt bin ich ja wach, da kann er mich nicht länger wie einen Gebrauchsgegenstand behandeln." Aris Stimme war ruhig gewesen, sie saß da wie eine Puppe.
Du bist Mittel zum Zweck, flüsterte eine Stimme in ihr, die sie nicht ignorieren konnte.
Gregori hatte ihre Verletzung bemerkt, doch Lorlen kam ihm zuvor. „Aber aber meine Liebe, zieh nicht so ein trauriges Gesicht. So einer hübschen Dame könnte man doch nie so etwas nachsagen."
Ari lächelte verlegen und ihre Wangen färbten sich leicht rosa.
„Bist du gekommen um Frauenherzen zu brechen oder hat dein Besuch auch einen tieferen Sinn?", brummte Gregori und hob missmutig eine Augenbraue.
Lorlen seufzte schicksalsergeben. „Du bist heute wieder bester Laune wie ich sehe."
„Du darfst drei Mal raten wer daran schuld ist", fuhr Gregori Lorlen an.
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Till I Wake Up
FantasiEin Fluss verbindet zwei Welten miteinander - die der Menschen, in der Magie Mangelware ist, und die der Emendi, die vor Magie gerade so strotzt. Um auch in ihrer Welt Magie zu wirken behelfen sich die Menschen mit sogenannten Träumern: Emendi, die...