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Kapitel 6_Die Zielpersonen - Teil 1 / Carag Goldeneye

Das erste von insgesamt vier Kapiteln, aus der Sicht einer Zielperson. Dieses Mal aus (oh, welch' Überraschung) Carags Sicht. Lasst gerne Feedback in den Kommentaren da.

Kapitel 6_Die Zielpersonen - Teil 1 / Carag Goldeneye

Den ganzen Tag schon schmerzte der Warnton, dass Menschen hier waren, in Carags Ohren. Die Schüler waren heute Morgen in der ersten Stunde darüber aufgeklärt worden, dass die nächsten vier Wochen Menschen hier waren und seit einigen Minuten heulte der Warnton, hoch und leise, durch die Cafeteria. Warum gingen auch Menschen hier zur Schule? Schon mehr als einmal, hatte er Miss Clearwater genau diese Frage gestellt, hatte aber nie eine klare Antwort bekommen.

Erleichtert atmete Carag auf, als der Ton wieder verstummte. Endlich. Keine Ahnung, wie lange er das sonst ausgehalten hätte.

Die Raben-Zwillinge Shadow und Wing setzten sich zu Carag, Brandon, Holly und Tikaani. Hinter ihnen folgten die vier Neuen, wie Carag vermutete, und setzten sich, nachdem sie gefragt hatten, zu ihnen.

Neugierig musterte Carag die Vier. Einer von ihnen setzte sich gleich mit einem freundlichen Lächeln neben Shadow und Brandon und vertiefte sich sogleich in ein Gespräch mit den Raben-Wandlern. Trotz seiner scheinbar offenen Ausstrahlung, flüsterte Carag sein Puma-Instinkt leise zu, dass er etwas angespannt wirkte. Vermutlich ist er einfach nervös wegen der neuen Schule. Während dem Gespräch stellte er sich als Azad vor.

Kiba, wie sich Carags Sitznachbar vorstellte, war alles andere als nervös, schien eher neugierig und begeistert von dieser Schule, was ihn Carag sofort sympathisch machte. Dieser war selbst von Kibas grün-blauen Augen fasziniert. Es war das erste Mal, dass er jemanden mit zwei Augenfarben begegnete.

Außerdem schien er sehr viel Spaß daran zu haben, seinem Freund Pfeffer in den Saft zu streuen, als dieser nicht hinsah.

Kibas Freund, das war Diago. Seine dunkelblonden Haare waren verstrubbelt und schienen, als wäre er eben erst aufgestanden. Seine braunen Augen waren so hell, dass sie schon fast blass aussahen. Diago war Kiba sehr ähnlich - es war offensichtlich, dass die beiden gute Freunde waren.

Vielleicht sind Menschen hier doch nicht so schlimm. Überlegte Carag und erinnerte sich selbst daran, dass die drei, die sein Schulleben an der Jackson Hole High School zur Hölle gemacht hatten, eher die Ausnahme waren.

Das Mädchen, Kira, unterhielt sich viel mit Tikaani, wirkte ruhig, aber offen und freundlich, ihre braunen Augen strahlten Abenteuerlust aber gleichzeitig auch eine innere Ruhe aus und ihre hellbraunen Haare schienen im Sonnenlicht golden zu leuchten. Carag musste zugeben, dass Kira schon recht hübsch war, was er vor Tikaani natürlich niemals sagen würde. Egal, wie schön ein Mädchen war, niemanden würde er so lieben können, wie seine Tiki.

„Also, wie lange habt ihr vor, zu bleiben?", fragte Carag schließlich vorsichtig.

„Etwa vier Wochen", antwortete Kiba. „Vielleicht mehr, vielleicht weniger, mal schauen, wie die anderen Internate so drauf sind. Auch, wenn ich es jetzt schon hier echt cool finde. Ich meine, wie viele Schulen kümmern sich so sehr um die Natur wie diese hier?"

„In zehn Jahren, wird die Welt sowieso untergehen", murmelte Diago nur und griff nach seinem Glas. Eigentlich wollte Carag ihn warnen, aber Kiba schaute so erwartungsvoll, dass er es nicht übers Herz brachte.

„Das konntest du jetzt echt nicht für dich behalten, oder?", fragte Kira genervt, woraufhin sie nur ein grinsendes „Nö", bekam.

Keine zwei Sekunden später, spuckte Diago entsetzt seinen Saft aus und Kiba, ihm gegenüber, brach in Gelächter aus.