IMVELO || Woodwalkers FF

Kapitel 94_Sonnenaufgang - Teil 3 / Kaum wiederzuerkennen

Kapitel 94_Sonnenaufgang - Teil 3 / Kaum wiederzuerkennen

Die komplette darauffolgende Woche, meldete Kiba sich krank. Das war eins der besten Dinge an der Imvelo High: Solange sie mit dem Stoff hinterherkamen und ihre Noten okay waren, durften die Schüler sich auch gerne mal einen Tag frei nehmen (außer an dem Tag wurde irgendeine Prüfung geschrieben).

Zwar hatten sie durch die Mission eh schon viel Unterricht verpasst, aber das war an der Imvelo High normal - deswegen konnte dort ja auch nicht jeder Vollidiot einfach hingehen, sondern die Schüler wurden sorgfältig ausgewählt und mussten vor ihrem Beitritt eine schriftliche und praktische Prüfung ablegen.

Insgesamt brauchte Kiba zwei Tage, um sich zu erholen. Weniger wegen seinen Verletzungen; der Schock, die Trauer und der Nachhall der ständigen Anspannung saßen noch tief.

Am Morgen des ersten Tages, wurde Kiba nicht richtig wach. Das Frühstück verpasste er (er war froh, dass Diago ihn nicht geweckt hatte), am Vormittag saß er meistens nur auf seinem Schreibtischstuhl und schaute erst dem Sonnenaufgang, dann dem dichten Schneefall zu. Zu Mittag aß er erst, als die meisten anderen sich bereits für die letzten beiden Unterrichtsstunden fertigmachten, da er weder Lust auf Fragen vom Einsatz hatte noch sich mit irgendjemanden unterhalten wollte. Auch Diago verzichtete auf die letzten zwei Stunden - Kiba wusste nicht genau, ob er einfach selbst eine Pause brauchte oder Kiba nicht alleine lassen wollte.

Von seiner Vereinigung mit Naho erzählte er jedoch erst am nächsten Tag. Kiba war immer noch nicht sicher, was er davon halten wollte. Einerseits fühlte er sich so gut und erlöst wie lange nicht mehr, doch andererseits hatte er trotzdem das Gefühl, Naho vermissen zu müssen. Er konnte sich nicht mehr mit ihm unterhalten, ihn nicht sehen oder spüren. Die Schattenwelt fühlte sich auf einmal schrecklich leer an.

Und bevor er das jemanden sagte, der Naho als ‚Hirngespinst' bezeichnete, wollte Kiba lieber mit Diago darüber reden. Obwohl dieser versuchte, Kiba zu überreden, es Mr Ecotha zu sagen und das alles hinter sich zu bringen, weigerte sich Kiba. Erst musste er das alles selbst irgendwie verarbeiten.

Erst an Tag drei schaffte Kiba es, durchzuatmen. Er duschte ausgiebig, versuchte seine Haare zumindest in eine halbwegs akzeptable Frisur zu bekommen und setzte sich zu Diago, Kirin und Kai ans Frühstück. Während der ersten Stunden, machte Kiba sich in seinem Zimmer einen genauen Zeitplan, was er wann erledigen wollte. In der ersten Pause holte er sich von den anderen sämtliche Themen der naturwissenschaftlichen Fächer, die er während der gesamten Mission versäumt hatte (was nicht wenig war) und in der Mittagspause besorgte er sich den Rest. Den ganzen Tag brauchte er, um seine Arbeit zum Aufholen überhaupt zu planen und strukturieren, aber er war froh über die Ablenkung.

In den nächsten Tagen setzte Kiba sich meistens mit ein paar weiteren, die sich ebenfalls eine Pause gönnten, in die Bibliothek - immerhin war Gruppenlernen um einiges angenehmer als alleine in seinem Zimmer zu hocken. Außerdem kamen so alle schneller voran mit gegenseitigem Helfen und Erklären; Snacks brachte immer irgendjemand mit und da sie kein wirkliches Zeitlimit mit Hausaufgaben oder Ähnlichem hatten, konnten sie in Ruhe und ohne Stress ihre Sachen durchgehen.

Die Lehrer hatten nichts dagegen, sie schienen erfreut, dass die Woodwalkers und Agenten so zuverlässig von sich aus lernten und sich bemühten, den Stoff nachzuholen.

Der kleinen Lerngemeinschaft gehörten, außer Kiba, noch Kira, Carag, Light, Gin, Mondauge und Miro an. Nach dem Unterricht kamen oft auch Diago, Azad, Jeffrey, Tikaani und Cliff dazu. Hin und wieder auch ein Lehrer, entweder, um einfach mal vorbeizuschauen oder wenn jemand einen holte, da niemand das Thema so wirklich verstand.

Obwohl gerade die Agenten seit knapp fünf Wochen regelmäßig im Unterricht gefehlt hatten, schafften sie auf diese Weise überraschend viel. Zwar nicht alles, aber mehr als eigentlich alle geschätzt hatten.