Kapitel 76_Novembernacht - Teil 2 / Schulde

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Zugegeben, worum es im vorherigen Kapitel gehen sollte, ist etwas kurz gekommen, aber ich denke, ihr versteht schon, auf was genau ich damit anspielen wollte (kleiner Tipp: Kiba und Gin). Ein Teil zwei von Novembernacht, aber aus einer anderen Perspektive. Viel Spaß und schreibt gerne in die Kommentare, was ihr denkt :)





Kapitel 76_Novembernacht - Teil 2 / Schulde

Miss Evans' heilendes Imvelo fühlte sich alles andere als angenehm an. Es heilte, aber es betäubte nicht. Es erneuerte Nerven gleichzeitig mit allem anderen, nicht erst danach. Azad spürte genau, wie das Blut, das sich an seinem Hals angesammelt und die blauen Striemen verursacht hatte, regelrecht in die Blutgefäße gezwungen wurde und diese ihre eigenen Zellen unnatürlich schnell wieder regenerierten. Ein ungewohnter Schmerz, Folge einer erzwungenen Heilung.

„Können Sie sich selber heilen?", fragte er, während Manja Evans mit der Heilung beschäftigt war.

„Natürlich", antwortete sie sofort. „Es dauert nur länger, weil ich dafür die Energie, die mein Körper sonst für die natürliche Regeneration nutzen will, brauche."

Azad warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Zweiundfünfzig Sekunden, seit die Heilung begonnen hatte. Sein Blick richtete sich wieder nach vorne, auf den Spiegel. Er sah, wie die blaue Färbung an seinem Hals langsam verschwand und spürte das ungewohnte Ziehen in seinem Körper, was ihm diesen Anblick bestätigte.

Sein Blick wanderte an sich selbst runter, auf seinen verbrannten Arm. Zumindest war sein Gesicht und sein Hals von dem Sonnenbrand verschont geblieben, auch sein Nacken war von seinen schulterlangen Haare geschützt geblieben. Sein Spiegelbild biss sich vor unterdrückter Wut auf die Lippe. Er hasste diesen Fehler an sich. Ein Fehler, der nicht seine Schuld war, und den er deshalb nicht wieder gutmachen konnte.

Azad konnte selbst nicht glauben, wie hilflos er bis eben noch gewesen war. Fast blind und durch Schwindel kampfunfähig. Nicht nur, dass er nicht kämpfen gekonnt hatte, selbst den Weg durch die Stadt hatte er nicht alleine geschafft.

Miss Evans Imvelo verschwand. Azad sah auf die Uhr. Eine Minute und achtzehn Sekunden.

„So, das hätten wir. Du kannst gehen", entließ Miss Evans ihn.

Ohne den Kopf zu bewegen, wanderte Azads Blick von der Uhr zu seinem Arm im Spiegel. „Sie sind noch nicht fertig", stellte er fest.

„Erstmal kannst du dir abgewöhnen, so mit mir zu reden", stellte Evans klar. „Und außerdem ist das für den Sonnenbrand nicht nötig. Ich habe dich bereits oft genug geheilt, falls du dich erinnern kannst."

„Natürlich kann ich", antwortete Azad nur und stand auf. Mit einem gezwungenen „Danke", verließ er das Krankenzimmer. Er war froh, von Miss Evans kein übertriebenes Mitleid zu bekommen, aber die Erinnerung an seine Schusswunde, war für ihn eine unnötige Provokation gewesen.

Hätte sie ihm vorher gesagt, dass sie ihr Imvelo nicht weiter an ihm verschwenden wollte, hätte er lieber nur den Sonnenbrand heilen lassen als die Halsverletzung. Dort hatte der Schmerz bereits nachgelassen, seine Haut brannte nach wie vor unangenehm.

Dadurch war die Nacht alles andere als erholsam, egal, wie er sich hinlegte, seine verbrannte Haut rieb immer irgendwie an der Matratze oder Decke. Möglichst leise, setzte er sich auf, machte aber kein Licht an, um Zaan und Light nicht zu wecken.

Nachdenklich strich Azad vorsichtig über seinen Arm, konzentrierte sich auf das brennende Gefühl, das die Berührung hinterließ. Woher wusste Livai das? Und auch das über Naho ... Wie konnte mir das entgehen, wenn sie es gemerkt hat?

Er wusste, dass sie es geliebt hatte, ihn zu provozieren. Er erinnerte sich noch genau, wie sie ihre Fähigkeit benutzt hatte, um ihn bewegungsunfähig zu machen und ihm eine kleine Strähne geflochten hatte. Kiba und Diago hätten sich totgelacht, wenn sie das mitbekommen hätten.

IMVELO || Woodwalkers FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt