Kapitel 95_Sonnenaufgang - Teil 4 / Traum

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Kapitel 95_Sonnenaufgang - Teil 4 / Traum

Der Abschied am Sonntag, fiel Kiba auf eine ganz andere Weise schwer. Er hatte erwartet, seine Freunde an der Clearwater High zu vermissen, sich aber auch gleichzeitig auf sein Zuhause zu freuen. Stattdessen hatte er das Gefühl, wieder um andere trauern zu müssen.

Diese Woche hatte er sich bereits zu oft von Freunden verabschieden müssen.

Stumm winkte er, während die Wandler (Holly ziemlich laut) ihnen Abschiede hinterherriefen. Kiba sah aus dem Fenster und wank, bis es gerade so genug war, um nicht unhöflich zu wirken, als er sich wieder vordrehte und schlaff gegen die Rückenlehne fallen ließ. Er dachte an Sonntag, den zwölften November. Der Tag, an dem sie Kimura Shatyn Knowwhere verhaftet hatten. Sein gespenstisch blassgrüner Blick verfolgte Kiba noch immer in seinen Träumen. Auch heute war er von diesen eiskalten Augen aufgewacht.

Fast automatisch richtete sich Kibas Blick nach vorne zum Fahrersitz. „Fragen Sie sich auch, warum Kimura Sie gerettet hat?", fragte er Ivan Fogsoul. Dieser erwiderte Kibas Blick kurz durch den Rückspiegel.

Die anderen in diesem Auto waren noch immer mit Verabschieden beschäftigt, niemand achtete auf sie.

„Ich glaube, Kimura war schon immer bewusst, dass er mich nicht widerstandslos kontrollieren kann", meinte Fogsoul, ruhig und überlegt wie immer. „Vermutlich hat er es da respektiert."

„Ihre Entschlossenheit?"

„Wahrscheinlich"

Da ließ sich auch Diago auf seinen Sitz zurückfallen und das Gespräch war damit beendet. Wahrscheinlich. Bestimmt war es etwas in die Richtung Entschlossenheit.

„Oh man, drei Stunden Fahrt können so anstrengend sein", murmelte Light, welcher jetzt schon gelangweilt schien und sich mit dem Ellbogen an der Tür abstützte.

„Nicht, wenn du schläfst", erwiderte Diago und grinste. „Was glaubst du, warum ich gestern bis halb zwei mit Carag draußen war?"

Nicht, wenn du mit deinen Gedanken alleine bist. Liebend gerne hätte Kiba sich unterhalten, obwohl ihm gerade überhaupt nicht nach reden zumute war, um sich abzulenken. Nur leider ging Diagos Plan auf - er schlief keine fünfzehn Minuten später - und Light hatte sich Kopfhörer aufgesetzt. Azad und Kira waren in ein eigenes leises Gespräch vertieft, Kai benutzte dieselbe Taktik wie Diago (schlafen) und Kirin schien gerade alles andere als in der Stimmung zu reden.

Schon waren sie wieder da. Die unheimlichen, leblosen Augen wie von einem Toten, die Kiba nicht loslassen wollten. Leer und von Hass erfüllt gleichzeitig. Eiskalt und doch glühend.

Ein Seufzen unterdrückend, ließ Kiba den Blick nach draußen schweifen. Sie hatten die Stadt hinter sich gelassen. Hügel und Felder rasten an ihnen vorbei, in der Ferne ragte ein Wald wie eine dunkle Linie zwischen Erde und Himmel auf.

Es war vorbei. Noch immer war Kiba sich nicht sicher, ob nicht vielleicht doch etwas schiefgehen würde. Vielleicht ein Überfall von Kimuras Verbündeten während dem Gerichtsprozess oder eine Falle für die Agenten auf der Heimfahrt. Was sprach dagegen?

Es ist vorbei. Kiba musste sich die Worte wieder und wieder ins Gedächtnis rufen, um seinen Körper entspannen zu können. Doch seine Gedanken rasten weiter wie die Umgebung an ihnen vorbei.

Es wirkte unwirklich, als die Imvelo High endlich in Sicht kam. Weiß, mit ein paar hellvioletten Akzenten ragte sie vor Kiba auf, zu beiden Seiten setzten hohe Mauern an dem Hauptgebäude an und zäunten das Grundstück ein.

Kiba hatte diese Mauern ganz vergessen.

Während das Auto langsam auf den Parkplatz rollte, ließ er die Schule keine Sekunde aus den Augen. Er dachte an sein Leben dort. An seinen regulären Unterricht, das Training, die Einsatzübungen. Was seine nächste Mission wohl beinhalten würde? Nach dieser hier würde ihm alles Zukünftige wahrscheinlich nur noch lächerlich vorkommen.

IMVELO || Woodwalkers FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt