Kapitel 68_Verglüht - Teil 1 / Smaragdgrün und Eisblau
Diagos Blick wich von Kiba zu Azad und dann zu dem am Boden liegenden Fliegen-Spion. Entsetzen und Fassungslosigkeit spiegelten sich in seinen Augen wieder, und plötzlich wurde Kiba klar, was er gerade getan hatte. Was Azad getan hatte.
Erschrocken drehte er sich zu dem Wandler. Regungslos lag er in Carags und Brandons Zimmer. Oh mein Gott.
„Kiba?", Diagos Stimme ließ ihn wieder umdrehen. „Was habt ihr gemacht?" Seine Stimme klang entsetzt und bittend zugleich.
Bevor Kiba etwas antworten konnte, tat Azad es schon: „Keine Sorge, das war meine Idee. Wir haben ja darüber geredet, Gin."
„Was ... ?", verwirrt sah Kiba Gin an. Besorgt musterte sie den Woodwalker, schien aber weniger erschrocken als Diago und Carag. „Was meint er, Gin?", beendete Kiba seine Frage.
Langsam blickte Gin auf, antwortete Kibas Blick und sah Azad an. „Danke, Azad", sagte sie leise. Neben ihrer Besorgnis, merkte Kiba noch eine gewisse Traurigkeit, die ihre Stimme begleitete. „Alles gut. Er ist nicht tot, oder?"
„Nur im Tiefschlaf", beruhigte Azad sie sofort.
Überrascht sah Kiba zwischen den beiden hin und her. „Moment ... was? Was ist hier los?"
Gin atmete tief durch und scheuchte kurzerhand alle Anwesenden aus dem Zimmer, bis nur noch sie und Kiba darin waren. „Kiba, ich habe Azad darum gebeten, dir Mordgedanken einzuflüstern. Ich hatte Angst, dass du ... naja, leicht zu beeinflussen bist, sozusagen."
„Was soll das denn jetzt heißen?", hakte Kiba verwirrt nach.
„Das soll heißen, dass du gerade einen völlig falschen Weg einschlägst", fuhr Gin fort. „Wenn andere dich zum Morden überreden können, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis solche Gedanken von selbst kommen. Du verlierst dich selbst, Kiba. Und das macht mir, zugegeben, Angst."
„Ich ... nein, das würde ich ...", Kibas Stimme versagte. Langsam kam die Realisation. Er war bereit gewesen zu töten. Oh mein Gott. Wiederholten sich seine Gedanken.
Gins Blick war eindringlich, aber hauptsächlich ängstlich und besorgt. Kiba musste den Blick abwenden und starrte auf das Armband, dass sie gekauft hatten, als er, Diago und Selin in der Stadt gewesen waren. Ihr Blick war zu schmerzhaft für ihn.
„Ich ... e-es tut mir leid." Kiba wusste, wie schwach das klang. Naho hatte recht, eine solche Tat konnte von keinem Motiv entschuldigt werden. Zweck heiligte keine Mittel. Nur in einem hatte Azad nichtsdestotrotz die Wahrheit gesagt. Kimura war wie der Böse in einer Geschichte. Seine Denkweise war völlig verquert. Niemals dufte Kiba sein Denken kopieren.
Es tut mir leid. Es tut mir leid. Kiba merkte, wie sein ganzer Körper zu zittern begann. Sein Hals fühlte sich trocken und wie zugeschnürt an und gab ihm das Gefühl, nicht atmen zu können, zu ersticken.
Dann ging ein vertrauter Ruck durch seinen Körper, Gin verschwand aus seinem Blickfeld und völlige Finsternis setzte ein.
Er war in der Schattenwelt. Naho hatte ihm die Kontrolle entrissen.
„Alles klar?", fragte Gin besorgt, nicht wissend, dass sie gerade mit einer völlig anderen Person sprach.
„Es tut mir leid", wiederholte Naho Kibas Worte. Er wehrte sich nicht, als Gin ihn in eine feste Umarmung schloss. Es tat gut, ihre Nähe zu spüren, ihren vertrauten Duft einzuatmen und sich von ihrer Präsenz einschließen zu lassen. Er ließ Kiba so sehr es ihm möglich war, an diesem Gefühl teilhaben. Im Moment, war es wahrscheinlich besser, wenn er nichts machen musste und trotzdem alles von der Außenwelt wahrnahm.
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IMVELO || Woodwalkers FF
FanfictionWoodwalkers - Die Schnittwelt der Menschen und Tiere, ein uraltes Geheimnis, gefährdet und gehütet von allen, die es kennen. Eine Natur, die Menschen als Übernatürlich bezeichnen. Doch tief versteckt wird eine weitere Natur gehütet. Eine Magie, mit...