IMVELO || Woodwalkers FF

Kapitel 89_Von dir, vor sieben Jahren - Teil 6 / Vereint

Kapitel 89_Von dir vor sieben Jahren - Teil 6 / Vereint

Kiba hörte einen Schrei. Es war derselbe Entsetzensschrei, den Diago ausgestoßen hatte, als Selin gestorben war. Der Rauch verflog in der Luft. Kimura richtete sich keuchend auf, an der Wand abgestützt. Mit einer Hand schlug er sein Buch auf und verschwand in einem gelben Lichtblitz. Das blaue Leuchten in Mr Fogsouls Augen, während dem Angriff erschloss.

Nur das Blut blieb. Die rote Lache, die sich langsam auf dem Boden ausbreitete, wie die gleiche endlose Tiefe, in der seine Eltern gestorben waren.

Eine einzelne Strähne hatte sich aus Zaans Zopf gelöst. Langsam färbte das Blut sie rot. Tauchte das Silber in einen Spiegel, indem Kiba sich selbst sah.

Der Schrei war sein eigener gewesen.

Seine Kehle schmerzte, so sehr hatte er geschrien.

Er keuchte, als wäre er ewig unter Wasser gewesen, so anstrengend war dieser Schrei gewesen.

Aber - Zaan lebte. Es würde sich nie wieder wiederholen, nie wieder würde jemand sterben, Ukufa war nicht erschienen, Fogsoul hatte ihn gerettet, Kimura hatte es nicht geschafft, Zaan konnte noch kämpfen, er konnte überleben, er konnte durchhalten, er -

Dann begegnete er Zaans Blick. Angst las er daraus.

Kiba sah, dass er sich ihm näherte. Seine Hose färbte sich rot, als er sich zu Zaan hinkniete. „Alles gut", er wusste nicht, wie er diese Worte noch hervorbrachte. Sein Hals tat so unendlich weh. „Alles gut. Halte noch durch. Nur ein ganz kleines bisschen. Dann kann Miss Evans -" Aber Miss Evans war nicht mitgekommen. „- oder irgendjemand ..." Jetzt versagte seine Stimme doch.

Nur ein kleines bisschen.

Kaum merklich schüttelte Zaan den Kopf. Hob die Hände, um Kiba etwas mittzuteilen, aber er hatte keine Kraft mehr, sie zu bewegen. Schließlich ließ er sie wieder sinken.

Lautlos war Carag gekommen. Kiba wusste es, weil er sein weiches Fell an seiner Seite spürte. Er legte sich neben Kiba, mit dem Kopf stupste er Zaan an. Irgendwie wirkte es für Kiba wie ein Abschied.

„Nein", seine Stimme war zu einem Schluchzen geworden. „Nein, Zaan, nein. Du schaffst das. Wir gehen wieder nach Hause, wir alle, auch du, okay? Wir gehen nach Hause. Nach Hause. Nach Hause." Keine Ahnung, wie oft er das noch murmelte, es war auch egal. „Weißt du noch? Unser Zuhause wartet, du hast es selbst gesagt, damals, vor sieben Jahren."

Eine weitere Person kniete sich zu Kibas anderen Seite. Ivan Fogsoul. Er sagte nichts, aber Kiba hörte, dass sein Atem zitterte. Wortlos griff er nach Zaans Hand und drückte sie. Zaans Blick erwiderte dem seines Kampftrainers. Ganz leicht erwiderte er dem Händedruck. Dann wurde seine Hand lockerer.

Fogsoul ließ ihn los.

Ein letztes Mal strich Zaan durch Carags zimtfarbenes Fell.

Gab Kiba einen schwachen Faustschlag.

Sein Arm sank neben seinen Körper.

Erschrocken bemerkte Kiba, wieviel Blut sich um die Wunde gesammelt hatte. Er konnte sein Spiegelbild darin erkennen. Die Wunde war tief, sah schon fast schwarz aus. Nein. Nein, nein, nein, nein, bitte nicht. Halte durch, Zaan, bitte. Kiba konnte den Anblick nicht mehr ertragen. Er kniff die Augen zusammen, was seine Tränen jedoch nicht aufhielt. Langsam beugte er sich zu Zaan, legte die Stirn auf seiner Schulter ab. Der Schmerz war wieder da. Der Schmerz, den Kiba bereits vor Wochen gespürt hatte, damals bei der Explosion, doch dieses Mal schlimmer. Viel schlimmer. Als würden mehrere Haken seine Brust auseinanderreißen. Seine Kehle zerstechen. Als würde sein Körper unter den Schmerzen in Krämpfen zucken. Die Hand, die jemand auf seinen Rücken legte, spürte er kaum. Er spürte auch nicht die kühle Nachtluft, die wie aus dem nichts zu kommen schien. Er hörte die Sirenen nicht.