Kapitel 1 - Der erste Blickkontakt

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Als ich ihn das erste Mal sah, gefiel er mir nicht. Überhaupt nicht. Es war nicht sein Äusseres, darauf achte ich mich nicht. Hatte nie einen Typ Mann im Kopf, bei dem ich sagen könnte, genau so einen möchte ich. Er gefiel mir vom Charakter her nicht. So viel Negatives hatte ich von ihm gehört. 'Verarscher, Lügner, Frauenaufreisser' und das war nicht alles. Er könne sich nicht verlieben, liesse Frauen in dem Glauben, dass er es irgendwann hin kriegt. So würdigte ich ihm einen kurzen Blick und versuchte mich von ihm loszureissen. Von Geschichten anderer sich ein Bild eines Menschen zu machen, ist mehr als bescheuert. Doch ich liess mich blenden. Wieso sollten mich Leute aus dem Freundeskreis auch anlügen? Sie mussten sich wohl sicher sein, dass er nur Spass im Leben wollte. Frei sein, keine Verpflichtungen, niemanden an dem er gebunden war.
Seine Augen auf mich gerichtet, ich versuchte sie nicht zu erwidern. Ich durfte ihn nicht anschauen. Er hatte das nicht verdient, obwohl er mir nie was angetan hatte. Er schaute doch nur. 'Linda, schau doch einfach weg.', meldete sich mein Unterbewusstsein. Obwohl mein Kopf recht hatte, funktionierte es nicht. Denn trotz allem hatte er etwas an sich, was mich faszinierte. Ich konnte nur noch nicht einordnen was es war. Seine Augen? Sein Lächeln? Seine Lippen? Er? All das machte das Ganze noch komplizierter. Ich konnte einfach nicht definieren, was an ihm so besonders war. 'Linda, verschwinde einfach. Am Schluss verliebst du dich noch!' Und dann wurde ich auch schon aus meinen Gedanken gerissen. "Hajde mo, babadimrin je ka e pret a? (Komm schon, wartest du auf den Weihnachtsmann?)", meine Schwester. "Ganz ruhig. Ich komm ja schon." Wie ungeduldig diese Frau nur sein kann. Wir liefen aus der Boutique raus und ich bemerkte, dass er mich weiterhin anschaute. Komischer Kerl. Bloss keine Gedanken an ihn verschwenden! Wenn das nur so einfach wäre.

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