Kapitel 22 - Enis

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"Mam. Po dal. (Mam. Ich geh raus)." "Wo willst du hin?" "Ich brauche frische Luft. Ich möchte ein bisschen alleine sein." "Ok. Komm aber nicht all zu spät nach Hause." Ich packte meine Jacke und ging an die frische Luft. Ich hatte nur ein Ziel. Ich wollte zum Grab meines Bruders. Bevor ich dort hin ging, blieb ich an einem Blumenladen stehen und holte eine weisse Rose. "Enis D." Ich stand vor dem Grab meines Bruders. Meine Tränen konnte ich nicht mehr stoppen, es war einfach zu viel. Dieser Schmerz wird nie vergehen. Diese Wunden werden nie heilen. Diese Vergangenheit wird mich bis in meine Zukunft begleiten.
"Oh mein kleiner Engel. Wie gerne würde ich dich hier und jetzt in den Armen halten. Deine Wärme spüren, deinen Herzschlag hören, dein wundervolles schönes Gesicht sehen. Was würde ich alles geben, um dich bei mir zu haben. Du hattest noch so viel vor dir. Du hattest deine ganze Zukunft vor dir. Doch unser Plan hatte mit Allahs Plan keine Übereinstimmung. Sein Plan war es dich neben sich zu haben. Sein Plan war es uns einen kleinen Engel zu schenken. Ich weiss, ich sollte stark sein, ich sollte nicht weinen, ich sollte mir die Schuld nicht geben - ich versuche es. Por nuk mundem. Humbja jotë, ishte humbja e vetes time. (Aber ich kann nicht. Dein Verlust war mein eigener Verlust.) Ich liebe dich, kleiner Prinz. Ich hoffe es geht dir gut dort oben. Te don motra shum! (Deine Schwester liebt dich!)" Auch wenn er nicht neben mir war, ich wusste er hörte mich, denn ein kleiner Windstoss gab mir die Antwort. Ich wusste er schaut auf mich ab und schützt mich. Er gibt mir Kraft nicht aufzugeben. Er gibt mir Kraft mit der Vergangenheit klarzukommen. Er gibt mir Liebe. Ich legte die Rose an seinem Grabstein, küsste seinen Namen und machte mich auf dem Weg nach Hause. Schweren Herzens kehrte ich meinem Bruder den Rücken.

Wunden heilen nie!?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt